Familie Nr.2

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Als ich durch das Klingeln meines Weckers wach werde, stelle ich mir die Frage, die ich mir jeden Morgen stelle:,, Wer hat entschieden, das die Schule so früh beginnt?"

Schnell mache ich den Wecker aus, Malu darf noch eine Stunde schlafen. Als ich überlege, wie viel gestern passiert ist, fällt mir ein das ich gestern gar nicht beim Cello war. Sofort überlege ich, ob ich einen der anderen Kinder bescheid gesagt hab, aber da kommt keine Erinnerung. Also nehme ich mein Handy und schreibe meiner Cellolehrerin:

Guten Morgen Sarina.
Ich konnte gestern nicht kommen, es ist was dazwischen gekommen. Das nächste Mal komme ich aber.

Dann ziehe ich mich an und kämme Haare. Am Frühstückstisch sitzen schon Dajana, Ida und Dilara.

Wir essen unser Müsli und Dajana sagt zu mir:,, Nala, es hat sich eine Familie gemeldet, die dich aufnehmen würden. Sie müssen noch einiges klären, aber wenn es ok ist kommen sie morgen Mal vorbei."

Überglücklich und skeptisch sehe ich sie an.

Dann erkläre ich:,, Die werden mich nicht wollen. Ich rede nicht mit Fremden, wenn ich nicht unbedingt muss. Ich hab generell Angst vor Fremden."

Ratlos sieht die Beamte mich an, als ich aufstehe um Zähne zu putzen. Danach verlasse ich das Haus mit einem wohligen Gefühl im Bauch: angekommen zu sein.
In der Schule will ich instinktiv zu Mailin und meinem Treffpunkt laufen, da fällt mir ein, das sie nicht da sein wird.
Also gehe ich direkt ins Klassenzimmer. Unser Französisch Lehrer begrüßt uns und ab da hört jeder nur so halb zu.
So geht das den ganzen Tag. Als wir uns nach der letzten Stunde an der Tür aufstellen ruft unsere Lehrerin noch:,, Schönes Wochendende!" Dann rennen alle raus.

Im Heim angekommen sind alle außer Ida da. Die 14 jährige hat heute bis 16 Uhr Schule. Ich helfe Dajana beim Kochen und wir unterhalten uns, Malu hilft auch.

 ,,Wann wollen die denn Morgen kommen?", will ich wissen.

 ,,Theresa sagt sie kommen um 13 Uhr. Ihr geht dann wahrscheinlich in die Stadt. Anderes Thema: Wie war die Schule?", meint Dajana, während sie Karotten schneidet.

,,Super! Wir haben unser Kunstprojekt im Flur vor den Kunsträumen aufgehängt. Und wir haben in Englisch einen Film geschaut", erzählt Malu begeistert.

Meine Antwort ist nicht so fröhlich:,, Langweilig. In Franz(ösisch) haben wir einen Test geschrieben, war einfach. Und Geo haben wir ne Klassenarbeit zurückbekommen. Wer muss die jetzt eigentlich unterschreiben?"

Die Frage interessiert mich wirklich. ,,Weiß ich nicht so genau. Also deine Mutter hat ja noch das Sorgerecht. Ansonsten würde meine Unterschrift reichen. Ich kann sie dir unterschreiben", meint Dajana ratlos.

Also unterschreibt sie die Arbeit, und schaut sie sich durch. Ihrem Blick zu Urteilen fragt sie sich, wie ich eine 1-2 geschafft hab.

Danach setzte ich mich an die Hausaufgaben.
Dilara und Malu gehen raus, und Ayla fragt mich, ob ich ihr ein Buch vorlesen will.

,,Kann ich machen. Welches denn?", antworte ich.

,,Das da! Wir sind bei dem Kapitel mit dem Affen", quietscht das Mädchen freudig und zeigt auf Das Dschungelbuch.

So vergeht der Nachmittag und am Abend lasse ich mich von Ida überreden, mit ihr in den großen Aufenthaltsraum zu gehen. Ich sehe mich das erste Mal genau um. Jede Gruppe hat einen eigenen Platz, an der Wand hängt dann jeweils das Tier der Gruppe. An den Wänden stehen Sofas, Sitzsäcke und Spielsachen. Auf dem Boden sind Teppiche verteilt, es gibt eine Mal- und Bastelecke. Bausteine und Lego. Wenn keine Versammlung ist, spielen Kinder aus jeder Gruppe miteinander. Themen gibt es genug: so in etwa alles, was Kinder brauchen, hat es hier!
Erstaunt sehe ich mich um und entdecke Ida am Basteltisch, bzw. am Regal daneben. Ich gehe zu ihr und helfe ihr, den großen Pappkarton aus dem Regal auf einen der Tische zu stellen.
Auf meinen fragenden Blick hin öffnet sie die Kiste und zum Vorschein kommt ein kleiner Urwald aus Pappe.

,,Das ist mein Schulprojekt. Du kannst mir helfen", schlägt sie vor.

Ich nicke und lass mich neben sie auf die Bank fallen.
Bis ungefähr 20 Uhr basteln wir, dann kommt Dilara um uns zum Abendessen zu holen. Nachdem das Paket wieder verstaut ist, rennen wir zu unserer Gruppe. Während wir die Treppen hoch rennen, lasse ich den Blick über das Gebäude wandern.
Es ist echt schön hier, ich fühle mich hier wohl.
Aber ich freue mich auch ein bisschen auf die Pflegefamilie. Nach dem Abendessen schauen wir einen Film, und Ayla schläft auf meinem Schoß ein.
Ich bin angekommen.

Am nächsten Morgen werde ich um 9 Uhr von Stimmen im Wohnzimmer geweckt. Schnell schlüpfe ich in meine Puschen und schlurfe ins Wohnzimmer. Die anderen reden über den neuen Erzieher und über die Schule. Ich gehe zurück in Malu und mein Zimmer und ziehe mich an. Dann kämme ich Haare und setzt mich zu den anderen ins Wohnzimmer.

Als Malu merkt das ich auch da bin sagt sie:,, Können wir jetzt frühstücken?"

Die anderen stimmen Malu zu und wir setzten uns an den Frühstückstisch. Nach einem entspannten Frühstück gehen wir in den Garten und spielen. Lia und Théo kommen dazu und wir spielen mit dem Ball und machen viel Quatsch.
Eines habe ich gemerkt, seit der kurzen Zeit, in der ich hier bin: es ist egal wie man aussieht, wo man herkommt, wie alt man ist oder ob man eine Behinderung hat. Hier spielt jeder mit jedem. Das kenne ich seit ich im Kindergarten war, aber oft war es eben nicht so.
Als wir wieder reingehen, ist es 12:45 Uhr.

Dajana spricht mich an:,, Gleich kommt die Familie, wenn du magst kann ich dir einen Zopf flechten." Das Angebot nehme ich an und lasse mir von ihr einen Zopf flechten.

 
10 Min später sagt Dajana zu den anderen:,, Ich bringe Nala schnell zu Theresa. Lasst alles ganz, ok?"

Die anderen nicken.
Wir laufen die Treppen runter, und die Beamte klopft an der Tür der Heimleiterin. Nach einem 'Herein' treten wir ein. Mir klopft das Herz bis zum Hals, und nervös sehe ich mich in dem kleinen Raum um. Die beiden Frauen unterhalten sich kurz, dann setzte ich mich nach Aufforderung auf das Sofa an der Wand.

,,Gleich sollte die Familie kommen", wendet sich Fr. Krause an mich.

Ich nicke und warte angespannt.

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