Heute war zum Glück schon Samstag. Auch wenn ich mich für diesen "Sport" hier immer noch nicht interessierte wusste ich, dass heute Quali war. Zu meinem Glück würde die Lounge heute und morgen so voll werden, dass ich nicht wieder in der Box arbeiten musste. Somit war die Wahrscheinlichkeit das ich Max begegnen würde etwas geringer.
***
Leider verzeichnete unser Team für heute und morgen einen Ausfall im Team, weshalb ich -obwohl ich wusste, das ich es nicht gemusst hätte- einsprang und mit dem Rest vom Team bis zum Ende blieb. Die Lounge leerte sich langsam und ich freute mich bereits drauf, gleich Feierabend zu haben. Meine Füße taten weh und heute hatte ich wirklich etwas zu wenig gegessen und getrunken. Ich war heute die Glückliche gewesen, die den Servierwagen durch die Gegend schieben durfte um das benutzte Geschirr einzusammeln. Naja... viel anderes wäre mit meiner Hand auch leider nicht möglich gewesen. Zum Glück hatte es zumindest beim Verbandswechseln heute nicht mehr geblutet.
Ich war grade dabei leere Gläser einzusammeln, als mein Handy klingelte. Als ich auf das Display sah, blinkt mir Nicole's Name entgegen. Mein Herzschlag beschleunigte sich. War etwas mit Nils? Ich schlängelte mich eilig durch die restlichen Gäste um auf den Balkon zu gelangen, da es hier ruhiger war.
"Ist was passiert?", fragte ich ein wenig außer Atem, als ich das Gespräch annahm. "Nein, es ist alles gut.", beruhigte mich die Babysitterin direkt und ich hörte das schmunzeln in ihrer Stimme. "Nils kann nur nicht einschlafen und wollte nochmal mit dir sprechen.", erklärte sie mir ihren Anruf und das Rascheln und Rauschen verriet mir, dass sie ihr Smartphone auf Lautsprecher gestellt und an Nils weiter gereicht hatte.
"Mama, ich kann nicht schlafen!", quakte der Kleine direkt drauf los. "Kannst du nicht oder willst du nicht schlafen?", hakte ich schmunzelnd nach. Es ist ja nicht so, dass ich meinen Sohn nicht kannte. Er hatte schon früh seine Tricks gefunden um nicht schlafen zu müssen.
"Mama, warum bist du nicht hier und sagst mir gute Nacht?", ging er nicht auf meine Frage ein. Seine Worte sorgenden direkt dafür, dass ich ein schlechtes Gewissen bekam. War ich eine schlechte Mutter, weil ich jetzt nicht bei ihm war um ihn ins Bett zu bringen? Doch diesen Gedanken versuchte ich wieder in die hinterste Ecke meines Gehirns zu verbannen.
"Ich bin aber morgen früh da, wenn du aufwachst.", versuchte ich mein eigenes Gewissen etwas zu beruhigen. "Was hältst du davon, wenn Nicole dir noch eine Folge von dem Hörspiel anmacht und du versuchst zu schlafen?", schlug ich vor. "Au ja... Feuerwehrmann Sam?", kam es begeistert von der anderen Seite der Leitung. "Du bist die beste Mami.", schob mein Kleiner noch hinterher. "Dann schlaf gut mein Großer. Ich hab dich lieb!", konnte ich mich grade noch verabschieden, bevor er auch schon aufgelegt hatte. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. Er wusste ganz genau, wie er das bekam, was er wollte.
Kurz blieb ich noch stehen und genoss die frische Luft. Die Rennstrecke lag ruhig vor mir und zum ersten Mal seit ich hier war, roch es nicht nach Abgasen.
"Wird da jemand von seinem liebsten vermisst?", erschrak mich eine Stimme fast zu Tode. Als ich mich umdrehte, lehnte Max am Geländer. Wann war er hieraus gekommen? Was hatte er mitbekommen?
Mal wieder stand ich einfach so da und brachte kein Wort heraus. "Wie alt ist dein Bruder?" trotz des wenigen Lichts, welches von drinnen heraus schien, sah ich das er lächelte. Es war ein aufrichtiges, freundliches Lächeln was ich so zuvor noch nicht bei ihm gesehen habe.
Moment... Er dachte Nils wäre mein Bruder? Ok... Dann hatte er den Anfang des Gesprächs nicht mitbekommen. Das war gut. Sehr gut. "Er ist 5.", antwortete ich deshalb genauso freundlich, aber dennoch kurz angebunden, nachdem ich meine Stimme wieder gefunden hatte. Einen kurzen Moment standen wir einfach nur da und sahen uns an. Trotz dass es dunkel war, war mir sein Blick unangenehm. Ich spürte ihn überall auf mir.
Seit Nils seiner Geburt hatte ich mich zurückgezogen. Allerdings ist es als alleinerziehende Mutter auch schwer alles unter einen Hut zu bekommen. Da ich während der Schwangerschaft nicht wirklich viel zugenommen hatte -im Nachhinein waren es vielleicht 5 Kilo und damit fast nur Kind-, hatte ich dadurch kein Problem mit meiner Figur. Aber Hobbies, neue Leute kennenzulernen oder ähnliches waren neben Nils, dem Haushalt und meinem Job kaum möglich. Zumal viele in meinem Alter die Einschränkungen, welche ein Kind nun mal mit sich bringt, kaum nachvollziehen wollen. Doch das werfe ich auch keinem vor, denn ich weiß, dass ich es auch nicht könnte wenn ich nicht selber in der Situation wäre.
"Wie geht es deiner Hand?", durchbrach er nach kurzer Zeit unser Schweigen. "Es geht schon. Nur nach irgendwas greifen kann ich nicht wirklich.", gab ich leise zu, denn ich war mir bewusst, dass ich damit noch die nächsten Tage eingeschränkt sein würde. "Du warst damit nicht beim Arzt. Habe ich recht?", hakte er vorsichtig nach. Demütig schüttelte ich mit dem Kopf. Ich wusste selber das es unvernünftig war. Aber ich wollte das Geld und deswegen konnte ich einfach nicht ausfallen. "Du weißt aber, dass das sicherlich genäht hätte werden müssen. Wenn sich das entzündet, musst du früher oder später zum Arzt gehen.", versuchte er mich zu belehren. Als ob ich das nicht selber wüsste.
"Ich wechsel den Verband und reinige und desinfiziere den Schnitt regelmäßig. Seit heute Morgen blutet es auch nicht mehr.", versuchte ich ihn dennoch zu beschwichtigen.
"Was hindert dich daran?", hakte er neugierig nach ohne auf meine Aussage einzugehen. Genervt verdrehte ich kurz die Augen und atmete tief durch. "Beruhigt es dich wenn ich sage, dass ich am Montag zuhause direkt zum Arzt gehen werde?", versuchte ich mein Glück von seiner Frage abzulenken. Die Antwort ging ihn schließlich nichts an.
"Also habe ich keine Chance dich am Montag zum Essen einzuladen?", wechselte er so abrupt das Thema, dass ich fast glaubte, mich verhört zu haben.
"Leider nicht. Aber warum sollte ich überhaupt mit dir essen gehen? Wir kennen uns gar nicht.", hakte ich skeptisch nach. Auf eine Wiederholung von vor 6 Jahren, wollte ich gerne verzichten.
"Das wir uns nicht kennen, können wir ja ändern. Ich zumindest würde dich gerne kennenlernen. Auch wenn ich immer noch das Gefühl habe, dass wir uns bereits schonmal begegnet sind. Wie wäre es denn mit morgen Abend? ", stellte er klar. Doch bei seinen Worten wirkte er plötzlich eher unsicher und richtete seinen Blick auf den Boden. Was war denn nun los?
"Morgen muss ich ab 12 Uhr arbeiten und hab erst frei, sobald hier wieder alles ordentlich ist.", lehnte ich auch diesen Vorschlag ab. Dabei beruhte meine Ausrede ja sogar auf wahren Tatsachen. Auch wenn ich irgendwie ein schlechtes Gewissen hatte. Warum um alles in der Welt hatte ich jetzt ein schlechtes Gewissen?
"Und wenn ich mit deinem Chef spreche?", versuchte er mich weiter zu überreden, sah dabei aber wieder auf. Warum war er so hartnäckig? "Das wird nicht viel bringen. Wir sind eh schon nicht mit dem vollen Team hier. Da kann ich nicht auch noch wegbleiben.", versuchte ich ihm freundlich klarzumachen, dass er diesen Versuch nicht einmal starten brauchte. Ich war mir nämlich nicht sicher, dass er als Fahrer von RedBull-Racing nicht genug Einfluss hatte um mit dieser Aktion Erfolg zu haben.
Ich wollte grade zu einer Antwort ansetzen, als es an der Scheibe klopfte. Laura stand von innen davor und deutete mir an, dass ich reinkommen sollte. Na toll... da würde ich ihr wieder Rede und Antwort stehen müssen. Und ich bezweifelte, dass sie sich diesmal mit irgendwelchen Ausflüchten oder so zufrieden geben würde.
"Sorry, aber ich muss wieder an die Arbeit.", entschuldigte ich mich bei Max und setzte mich direkt in Bewegung. "So einfach gebe ich nicht auf. Verlass dich darauf!", rief er mir noch hinterher.
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und plötzlich warst du da (Max Verstappen FF)
FanficManchmal spielt das Leben halt anders als man denkt. Mit 18 Jahren, wenn man grade mit der Schule fertig ist, sieht man das Leben anders... man ist unbeschwert, manchmal etwas leichtsinnig und naiv. Doch wenn ein einziger Schicksalsschlag dein ganze...