Völlig platt, nach einer langen Nacht, stand ich nun vor dem Waschbecken im Bad und versuchte irgendwie meine Haare zu bändigen.
Um kurz vor 8 Uhr am Morgen hatte Nils sich mit Anlauf auf mich geworfen und damit geweckt. Naja... was hatte ich denn auch anderes erwartet... war ja auch nicht das erste Mal...
Kurze Zeit später saßen wir auch schon im Speisesaal und ließen uns unser Frühstück schmecken. Die Stimmung war ausgelassen und ich genoss jede Sekunde mit meinem Sohn.
Leider verging auch diese Zeit wieder viel zu schnell, bis ich wieder zum Autódromo José Carlos Pace musste.
Die Tribünen waren rappelvoll und auch in der Lounge waren mehr Leute als sonst. Immer wieder wurde man angerempelt und nur die wenigsten entschuldigten sich.
Ich bekam wie immer nicht viel vom Rennen mit. Als die Stimmung immer ausgelassener wurde, bemerkte ich, dass es bereits fünf Runden vor Schluss war. Nachdem ich vor Schichtbeginn mit Laura abgesprochen hatte, dass sie mich kurzzeitig vertritt, machte ich mich auf den Weg zur Box von RedBull.
"Mamiii..." hörte ich die quakende Stimme als ich ins Freie trat. "Was machst du denn hier?", fragte ich überrascht, während ich in die Knie ging und die Arme öffnete, als mir auch schon mein Sohn in die Arme sprang.
Statt eine Antwort von dem kleinen dunkelblonden Jungen zu bekommen, meldete sich nun Nicole zu Wort. "Als wir aus den Schwimmbad im Hotel zurück aufs Zimmer sind, lag ein Briefumschlag mit personalisierten Tickets für das Rennen heute für uns drei auf dem Boden." dabei deutete sie auf die beiden Jungs, denn Paul war auch dabei, und sich. "Leider habe ich ihn erst zu spät gesehen, sonst wären wir schon früher hergekommen. Aber so sehen die beiden mal, wo ihr arbeitet.", lächelte die Babysitterin mich an.
Von wem die Tickets wohl waren? Doch eigentlich brauchte ich mir die Frage gar nicht zu stellen, denn dafür kam nur einer in Frage.
"Laura ist oben. Es ist ziemlich viel los. Am besten gehst du einfach zu ihr. Ich nehme Nils mit mir mit.", erklärte ich ihr und deutete auf die Türe hinter mir. "Wo gehst du mit Nils hin?", meldete sich nun Paul zu Wort. Na toll... was sollte ich denn nun antworten? Schließlich wusste Nicole noch nichts von Max und mir.
"Ich muss nachschauen, ob im Boxenbereich alles richtig läuft.", log ich deshalb.
Damit Nils in dem Getümmel welches normalerweise immer in der Garage herrschte nicht verloren ging, schnappte ich mir schnell die Hand des kleinen Jungen und zog ihn mit mir. Alle verfolgten gebannt die letzte Runde auf dem großen Bildschirm an der Wand. Etwas unschlüssig hielt ich mich am Rand. Es waren nicht nur Mechaniker anwesend. Auch den ein oder anderen Gast aus dem VIP-Bereich konnte ich ausfindig machen.
Als ich so meinen Blick über die Anwesenden schweifen ließ, hätte ich fast nicht mitbekommen, als Max unter karierter Flagge über die Ziellinie fuhr. Nun saß keiner der Anwesenden mehr auf irgendeinem Stuhl. Alle sprangen sie durch die Garage und rannten anschließend in die Boxengasse.
"Warum freuen die dich alle so?", fragte mein Sohn und zupfte an meiner Schürze, welche ich vergessen hatte abzunehmen. "Ich glaube, Max ist grade Weltmeister geworden.", antwortete ich und konnte mir mein Lächeln nun auch nicht mehr verkneifen.
"Was ist ein Weltmeister?", hakte der kleine Junge nach. "Ein Weltmeister ist der Sieger eines weltweit ausgetragenen Wettkampfes.", versuchte ich ihm irgendwie zu erklären. Die richtige Definition konnte ich schließlich grade schlecht googlen.
"Also ist Max der beste der Welt?", hörte Nils nicht auf zu fragen. "Ja, in der Formel 1 ist er das.", antwortete ich und nickte nochmal bestätigend.
Langsam setzten wir uns nun auch in Bewegung, doch blieb ich ein Stück hinter der Menschenmenge, welche hinter der Absperrung stand, stehen und hob Nils hoch, damit er vielleicht irgendwas sehen konnte.
Die Freude der Mechaniker war riesig und auch das strahlen in Max Augen konnte man schon von weitem durch das hoch geklappte Visier erkennen, als er in die Menge der RedBull-Mitarbeiter sprang.
Der kleine Junge auf meinem Arm beobachtete das ganze mit großen Augen. Auch ich freute mich wahrsinnig für den Rennfahrer. Irgendwann hatte er mir mal erzählt, was er und sein Vater alles investiert hatten, damit Max irgendwann mal in der Formel 1 - der Königsklasse - fahren konnte und vielleicht einmal Weltmeister werden würde. Nun hatte er es heute zum dritten Mal geschafft.
Als die Siegerehrung begann und Max das Podium betrat, überkam mich eine Gänsehaut. Zwar hatte ich immer mal wieder eine Siegerehrung beobachtet, doch nun hier unter bei all den Leuten zu stehen während Max grade Weltmeister geworden war, war etwas ganz besonderes.
Während nun die niederländische Nationalhymne erklang, ließ der zweifache Weltmeister seinen Blick über die Menschenmenge gleiten. Ich weiß nicht ob ich es mir nur einbildete, doch ich hatte das Gefühl, dass sein Blick einen kurzen Moment direkt auf mir lag.
Auch wenn unsere Beziehung noch nicht so lange ging... ich war stolz auf ihn. Stolz darauf, dass der Mann an den ich mein Herz verloren hatte, seinen großen Traum, für den er von klein auf gearbeitet hatte, zum dritten Mal verwirklichen konnte.
Nachdem die Siegerehrung vorbei war, wollte ich mich grade wieder auf den Weg zurück zur Lounge machen, da ich wusste das Max nun zur Pressekonferenz musste, als ich sah, wie er am Ausgang zur Boxengasse auftauchte und schnurstracks auf mich zugesteuert kam.
Als auch Nils ihn sah, wurde er so zappelig, dass ich ihn nicht mehr auf dem Arm halten konnte und nachdem sich Max seinen Weg durch die angesammelte Menschenmenge gesucht hatte und auf uns zukam, riss sich mein Sohn von meiner Hand los und rannte auf sein großes Ebenbild zu.
Grinsend ging der Rennfahrer in die Knie und fing den kleinen Wirbelwind auf. Es war ein wirklich schönes Bild, die beiden so zusammen zu sehen und bestärkte mich noch mehr darin, Max reinen Wein einzuschenken.
Mit meinem - seinem - Sohn auf dem Arm, kam er nun zu mir rüber. Ohne zu zögern legte er mir seine freie Hand an meine Wange und seine Lippen auf meine. Auch wenn es ein komisches Gefühl war, dass er mich hier vor allen küsste, wollte ich diesen Kuss unter keinen Umständen unterbrechen.
Aber darüber brauchte ich mir nicht weiter Gedanken zu machen, denn für die Unterbrechung sorgte bereits Nils mit einem lauten und lang gezogenen "Iiiihhhhh!". Lachend lösten wir uns voneinander und sahen den kleinen Jungen an.
"Warte ab, bis du deine erste Freundin hast. Dann wirst du auch an nichts anderes mehr denken können als an sie.", prophezeite Max ihm augenzwinkernd. "Trotzdem ist das ekelig.", protestierte Nils sofort und verschränkte seine Arme vor der Brust, was mich erneut zum Lachen brachte.
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und plötzlich warst du da (Max Verstappen FF)
FanficManchmal spielt das Leben halt anders als man denkt. Mit 18 Jahren, wenn man grade mit der Schule fertig ist, sieht man das Leben anders... man ist unbeschwert, manchmal etwas leichtsinnig und naiv. Doch wenn ein einziger Schicksalsschlag dein ganze...