Wendungen

378 18 0
                                    

Zwar verstand mein Sohn es nicht so ganz, warum wir heute schon, und vor allem ohne Paul nach Hause fahren würden, aber da er noch nie in seinem Leben in einem Flugzeug gesessen war, hatte ich ihn damit schnell überzeugt bekommen.

Zum Glück hatte alles reibungslos funktioniert, doch als wir am Abend zuhause ankamen, war ich fix und fertig. Fertig mit den Nerven und der Welt. 

Wieso hatte ich mich nur auf ihn eingelassen? Warum bin ich nicht bei meinem Entschluss geblieben, ihm nicht an mich heranzulassen und auf Distanz zu halten? Dann wäre doch jetzt alles gut oder nicht?

Nils war ebenfalls wie ein Stein ins Bett gefallen. Für ihn schien der Flug das Highlight überhaupt gewesen zu sein, aber auch sehr anstrengend.

Der Koffer stand immer noch im Flur und wartete darauf, dass ich ihn auspacken würde. Doch dazu konnte ich heute einfach nicht mehr überwinden. Nun saß ich auf dem Sofa, hatte mich in eine Decke eingewickelt und den Fernseher angeschaltet. Erst jetzt schaltete ich auch meine mobilen Daten ein, beachtete mein Smartphone aber nicht weiter, da der Fernseher meine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Anscheinend war Laura die letzte von uns beiden gewesen, die TV geschaut hatte. Denn sie war die einzige von uns beiden, die sich für den Klatsch und Tratsch der Prominenz interessierte. Und genau das flimmerte auch grade über den Bildschirm. "Auch seine Freundin gratulierte dem aktuellen Weltmeister zu seinem Sieg.", verkündete die TV-Tante, während ein Videoausschnitt von Max und Kelly vor der Siegerehrung gezeigt wurde. "Scheinbar läuft in der Beziehung alles rund, wobei Max gestern noch mit einer anderen Frau gesehen worden ist.", führte sie weiter aus. 

Nun wurde ein Bild gezeigt, wie Max und ich uns gestern zum Abschied, vor dem Hotel, in seinem Auto geküsst hatten. Zu meinem Glück erkannte man außer meiner blonden Haare nichts von mir. Dagegen war Max deutlich zu erkennen. "Leider sind uns keine weiteren Bilder zugeschickt worden, weshalb wir nicht wissen, um wen es sich bei der Frau handelt. Sobald wir weitere Neuigkeiten dazu haben, berichten wir in unserer nächsten Sendung weiter darüber.", endete die Moderatorin und es wurde Werbung eingespielt.

Auch wenn ich im ersten Moment geschockt war, dieses Bild im Fernseher zu sehen, breitete sich jetzt ein breites Grinsen in meinem Gesicht aus. Glückwunsch Max... das kannst du schön alleine ausbaden... Meldete sich der Sarkasmus in mir, was mich verbittert auflachen ließ, mir aber auch im selben Moment erneut Tränen in den Augen aufsteigen ließ. Manchmal schlägt das Karma schneller zu als man denkt.

Ich griff wieder nach meinem Handy um Laura zu schreiben. Dabei fielen mir die unzähligen Nachrichten und Mailbox-Benachrichtigungen auf, welche nicht nur von meiner besten Freundin, sondern auch von Max waren. Diese versuchte ich aber erstmal zu ignorieren und öffnete den Chat mit Laura.

Laura: Was ist passiert?

Laura: Geht es dir gut?

Laura: Darf ich ihn umbringen?

Laura: Melde dich bitte, sobald du zuhause angekommen bist.

Laura: Man hat ein Bild von euch veröffentlicht.🥴 allerdings erkennt man dich nicht.

Laura: Max hat mich grade gefragt wo du bist! Habe ihm gesagt, dass du nicht mehr da bist.

Laura: Seid ihr gut angekommen?

Laura: Meld dich bitte... langsam bekomme ich Angst um dich.

Ich: Wir sind gut angekommen.
Nils hatte im Flugzeug den Spaß seines Lebens und ist wie ein Stein
in sein Bett gefallen und schläft.
Den Bericht zu dem Bild habe ich auch grade gesehen.
Irgendeiner deiner Klatsch-Sendungen lief.
Sei mir bitte nicht böse, aber ich erzähle dir alles sobald du zurück bist.
Werde jetzt ebenfalls schlafen gehen.

Grade als ich mein Handy wieder beiseitelegen wollte, klingelte es. Max rief an. Im ersten Moment war ich unfähig, diese Tatsache irgendwie zu realisieren, doch als mein Hirn wieder anfing zu arbeiten, drückte ich ihn weg und sperrte seine Nummer. 

Doch nun kamen mir seine Nachrichten wieder in den Sinn und so öffnete ich nun auch diesen Chat.

Max: Es ist nicht so wie es aussah!

Max: Ich kann dir das alles erklären.

Max: Ich weiß das ich scheiße gebaut habe, aber bitte lass es mich erklären!

Max: Bitte!

Max: Alles was ich dir gesagt habe, habe ich auch so gemeint!

Die restlichen Nachrichten las ich mir schon gar nicht mehr durch, da die Tränen die sich zuvor in meinen Augen gesammelt hatten, ihren Weg über meine Wagen suchten. Ich hatte keine Möglichkeit sie aufzuhalten. Wahrscheinlich stand in den restlichen Nachrichten sowieso mehr oder weniger das gleiche drin, wie in den anderen zuvor. Bevor ich es mir doch noch anders überlegen konnte und ihm am Ende womöglich noch antwortete, schaltete ich das Teil aus und schob es unter irgendeins der Kissen.

***

"Mami, du musst aufstehen. Es ist schon hell draußen.", riss mich ein kleiner Teufel aus meinem Schlaf. Als ich verschlafen blinzelnd zum Wecker sah, zeigte dieser jedoch, dass es erst 06:45 Uhr war. Das brachte mir jedoch nicht viel, da mir nichts anderes über blieb als aufzustehen. 

Während Nils sein Frühstück verdrückte und ich meinen Kaffee trank, überlegte ich ob ich ihn heute in den KiGa bringen sollte, oder ob wir uns einen tollen Tag zu zweit machen sollten. Am Ende überließ ich ihm die Entscheidung. Nach einigem Abwägen, entschied er sich dazu, nicht in den KiGa gehen zu wollen, kam aber mit dem durch geplantesten Tagesprogramm um die Ecke, als ich ihn fragte, was er heute machen wollen würde. "Zuerst will ich Achterbahn fahren und dann ins Schokoladenmuseum. Und danach ins Kino!", brachte er einen Wunsch nach dem anderen, vor Freude strahlend, hervor. 

"Wann kommen Laura und Pauli wieder?", fragte er mich und sah mit großen Augen von seinem Teller auf. Was würde ich im Moment nur dafür geben, dass diese Augen mich nicht an Max erinnern würden. "Wenn wir heute Abend wieder nach Hause kommen, sind sie bestimmt schon da.", überlegte ich laut und freute mich auch schon darauf meine beste Freundin wieder um mich zu haben. Mir graute es zwar davor, ihr alles im Detail zu erzählen, trotzdem war mir bewusst, dass es mir wahrscheinlich auch helfen würde.

Kurz bevor wir die Wohnung verließen fischte ich mein Smartphone unter den Kissen hervor und schaltete es wieder ein. Zu meinem Glück war bis morgen noch Kirmes in der Nachbarstadt. So konnten wir wirklich Achterbahnfahren gehen, ohne in irgendeinen Freizeitparkt zu müssen. Leider hatten die Flugtickets gestern doch ein großes Loch auf dem Konto hinterlassen. Doch auch das würden wir überstehen. 

Da die Fahrgeschäfte auf Pützchens-Markt erst um 12:00 Uhr öffnen würden, machten wir uns zuerst auf den Weg ins Schokoladenmuseum. 

Aber wie sollte es auch anders sein, waren Nils Wünsche für den heutigen Tag viel zu viel für ihn gewesen. Denn an Kino war nach der Kirmes bereits nicht mehr zu denken. Nils war so müde, dass er bereits in der Bahn Probleme hatte seine Augen offen zu halten. Nachdem wir am Kölner Hbf umgestiegen waren, verlor er diesen Kampf und schlief auf meinem Schoß ein. 

und plötzlich warst du da (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt