anders als gedacht

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Zum Glück konnte ich Laura, nachdem wir Feierabend gemacht hatten, von einem Kreuzverhör abhalten. Auch sie war fertig, sodass wir beide einfach nur noch ins Bett wollten. Doch irgendwann würde sie nachhaken über was ich mich mit Max unterhalten hatte. Sollte ich ihr alles erzählen? Bisher wusste sie das nötigste. Zum Beispiel, dass Nils Vater ein One-Night-Stand war. Keinen Namen...nichts... Aber vielleicht würde es gut tun mit ihr darüber zu reden? Doch würde sie mich verstehen?

***

"Also, alle übernehmen die Aufgabe, die ihm gestern auch schon zugeteilt wurde.", beendete unser derzeitiger Teamleiter unser kurzes Meeting bevor es auch schon für heute losging. "Bianca, warten sie noch kurz?", bat er mich während alle anderen, bis auf Laura, an ihre Arbeit gingen. Die Blondine sah mich fragend an, was ich nur mit einem schulterzucken erwidern konnte. Ich hatte keine Ahnung, was der kleine Glatzkopf von mir wollte. 

"Herr Bachmann hat mich heute Morgen sehr früh angerufen.", begann er sofort, nachdem ich ein paar Schritte auf ihn zugemacht hatte. Ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Hatte ich etwas falsch gemacht? "Um ehrlich zu sein, hat er so früh angerufen, dass er mich geweckt hat.", fuhr der Mann vor mir fort. Und wen genau interessiert diese Info?

"Auf jeden Fall hat er gestern Abend noch einen wichtigen Anruf bekommen, in dem er gebeten wurde, Sie heute für das Wohlergehen der Fahrer einzuteilen. Das heißt für Sie, dass Sie den Tag über wieder in die Box runter gehen werden und den Abend immer in der Nähe der Fahrer verbringen werden.", brabbelte er so schnell vor sich hin, dass ich dachte, ich hätte mich verhört. Sprachlos stand ich da. Ich wusste wirklich nicht was ich dazu sagen sollte.

"Aber bitte verhalten Sie sich professionell. Ich möchte keine Beschwerden hören.", schob der Mann mit dem Klemmbrett noch hinterher, bevor ich auch schon an die Arbeit gehen sollte. "Oh mein Gott!", quiekte Laura darauf los. Doch irgendwie teilte ich ihre Begeisterung dafür nicht so richtig. Ich konnte mir schon zu gut vorstellen, wer für diesen Mist verantwortlich war.

Kurz verabschiedete ich mich von meiner Mitbewohnerin und machte mich auf den Weg.

In der Box herrschte wieder große Hektik als ich dort ankam. Ich hatte keine Ahnung wo ich mich melden sollte und das bereitete mir ein komisches Gefühl im Magen.

"Schön dass das geklappt hat!", hauchte mir eine Stimme von hinten ins Ohr und erschreckte mich damit fast zu Tode. "Gut das du keine Gläser oder so in den Händen hattest. Bist du immer so schreckhaft?", grinste mich Max breit an als ich mich zu ihm umgedreht hatte.

"Ist das etwa auf deinem Mist gewachsen?", funkelte ich ihn böse an. Wer, wenn nicht er?! "So kann ich dich heute Abend doch zum Essen einladen.", gab er mir als schlichte Antwort und zuckte dabei mit den Schultern. 

"Das geht nicht.", widersprach ich ihm direkt. "Warum nicht?", fragte er mit schiefgelegtem Kopf nach. Ganz einfach... ich kenne dich nicht und außerdem wartet in meinem Zimmer dein Sohn auf mich, dass ich nach meiner Schicht nach Hause komme... auch wenn er dann schon schläft... "Ähm...", stotterte ich los, denn die Antwort die in meinem Kopf herumschwirrte konnte ich schlecht aussprechen. 

"Ich teile mir mit meiner Kollegin ein Hotelzimmer und habe vorhin in der Eile meine Schlüsselkarte vergessen. Deswegen muss ich mit ihr nachher zurückgehen.", versuchte ich eine plausible Notlüge hervorzubringen. "Und außerdem kenne ich dich immer noch nicht!", schob ich noch hinterher.

"Komm, ich zeig dir wo du dich hinsetzen kannst.", ging er mal wieder nicht auf meine Worte ein und setzte sich langsam in Bewegung. "Warte mal.", hielt ich ihn allerdings auf. "Was soll ich hier? Ich weiß wo ich was finde um mich um die Getränke hier unten zu kümmern. Allerdings ist hierfür ein anderer Kollege von mir eingeteilt.", wollte ich von ihm wissen, nachdem er sich wieder zu mir umgedreht hatte. Verlegen kratzte Max sich am Kopf und wich meinem Blick aus, bevor er zu einer Antwort ansetzte. 

"Also, eigentlich hast du heute mehr oder weniger frei. Du kannst deine Zeit heute hier bei uns verbringen. Ich wollte einfach sichergehen das du heute Abend Zeit für ein Dinner hast.", gab er fast schüchtern zu. Was war denn mit dem wieder los? Bisher hatte ich ihn bis auf den kurzen Moment gestern Abend eher als selbstbewussten Mann kennengelernt.

"Keine Sorge, du wirst pünktlich zum Feierabend wieder hier sein. Und es zählt als Arbeitszeit...", ging er nun doch noch auf meinen Einwand von vorhin ein. "Und wenn du wirklich keine Lust darauf hast hier zu sein und den Tag zu genießen, dann ist es dir freigestellt zu gehen.", fuhr er noch leiser fort, sodass ich fast ein Problem hatte ihn zu verstehen, sah mich endlich wieder an. Ein hoffnungsvoller Ausdruck lag darin. Und wieder einmal zogen mich diese Augen in ihren Bann. 

"Wie wäre es, wenn du dich erstmal setzt, dir das Treiben hier unten anschaust und auf dich wirken lässt und dabei überlegst, ob du das möchtest. Wenn nicht, dann kannst du einfach gehen.", schlug er vor und wandte seinen wieder Blick ab. Ich musste mehrmals blinzeln um wieder klar sehen zu können. Seine Worte waren auch noch nicht ganz zu meinem Gehirn durchgedrungen und als sie es taten wusste ich immer noch nicht, was ich tun sollte. 

Ich spürte seine Hand an meiner Schulter, die mich vorsichtig weiter in die Box hineinschob. "Ich muss jetzt leider los. Aber ich würde mich freuen wenn du noch da bist wenn das Rennen vorbei ist.", sagte er hoffnungsvoll. Wir waren vor einem kleinen Tisch mit mehreren Stühlen im hinteren Teil stehen geblieben. "Falls ich mich entscheiden sollte zu gehen... wirst du dich dann bei meinem Vorgesetzten beschweren.", fragte ich vorsichtig, fast ängstlich nach. Wenn ich mir das ganze hier nochmal durch den Kopf gehen lassen sollte, dann wenigstens ohne Bedenken meinen Job verlieren zu können.

"Nein, würde ich nicht. Schließlich war das ganze hier meine Idee.", nahm er mir diese Angst jedoch direkt. "Ok. Dann werde mir das ganze mal gut durch den Kopf gehen lassen.", gab ich leise von mir und bemerkte, wie sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen schlich. "Mehr will ich gar nicht. Bis später Bianca!", verabschiedete er sich von mir und ging in den kleinen Gang hinein, aus dem wir zuvor gekommen waren. Völlig perplex starrte ich ihm hinterher. 

Ein kalter Schauer lief meinen Rücken hinunter. Erinnerte er sich nun doch an mich, jetzt wo er meinen Namen kannte? Ich hoffte es nicht. Doch er hielt Nils für meinen kleinen Bruder. Also wäre doch trotzdem alles gut oder nicht? Sollte ich mich auf das Essen mit ihm einlassen? Wenn ich ehrlich zu mir war, dann musste ich mir eingestehen, dass er mich faszinierte. Das er eigentlich so selbstbewusst auftrat, sich Gedanken darüber machte, wie er mich doch noch zu einem gemeinsamen Dinner bringen konnte und dann diese kurzen Momente, in denen er so unsicher und fast schüchtern wirkte, weckten eine Neugierde in mir. 

und plötzlich warst du da (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt