ungebetener Gast

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Laura schenkte mir noch einen mitfühlenden Blick, als sie sich von mir löste. Wie versteinert stand ich einfach nur da. Mitten in unserem Wohnzimmer und starrte nur in Richtung Wohnungseingangstür, welche mein Sohn im selben Moment öffnete.

In einen dicken Parka gewickelt betrat Max unsere Wohnung. Für einen kurzen Augenblick trafen sich unsere Blicke bevor er sich an sein kleines Ebenbild wandte. "Frohe Weihnachten Kleiner.", begrüßte er ihn und überreichte Nils ein kleines Päckchen, mit welchem Nils auch direkt ins Wohnzimmer gerannt kam. 

"Schau mal Mami, Max hat mir ein Geschenk mitgebracht!", schrie er vor Freude und hielt mir das in Geschenkpapier gewickelte Päckchen entgegen. Natürlich waren auf dem Geschenkpapier bunte Rennwagen abgedruckt. 

Ich musste mich selber dazu zwingen meinen Blick von Max abzuwenden, welcher im selben Moment ein knappes "Hallo." murmelnd, ohne seinen Parka und Schuhen das Wohnzimmer betrat, um zu meinem strahlenden Sohn hinabzublicken.

"Na dann pack es mal schnell aus und schau nach, was der Weihnachtsmann für dich bei Max abgegeben hat.", fand ich nun auch meine Stimme wieder. Das ließ sich der Kleine natürlich nicht zweimal sagen, ließ sich mitten auf den Boden plumpsen und riss an dem Papier herum.

"Na, gefällt es dir?", erkundigte sich Max bei dem Kleinen nachdem er sich zu ihm gehockt hatte. Ich fühlte mich völlig fehl am Platz, weshalb ich mich ebenfalls auf dem Sofa niederließ wo bereits meine beste Freundin saß und die Situation still beobachtete.

"Der ist ja viel Größer als der Alte!", quietschte Nils, als er seinen neuen Rennwagen staunend in den Händen hielt. "Pauli, du kannst den anderen behalten!", sprach er zu Laura's Sohn, während er aufstand und zu dem angesprochenen ging, welcher zwischenzeitlich ebenfalls ins Wohnzimmer gestürmt kam, aber schon in aller Seelenruhe auf dem Spielteppich spielte. 

"Was hast du für heute geplant?", sprach ich nun Max zögerlich an, auch wenn es mich deutlich mehr Überwindung kostete als ich mir eingestehen wollte. Nun sah der dunkelblonde das erste Mal richtig zu mir und wieder einmal hätte ich mich in dem Blau verlieren können. Erst jetzt nahm ich all die Emotionen darin wahr, welche sich darin spiegelten. Immer noch erkannte ich die Verzweiflung und Verletztheit darin, welche ich an dem einen Tag in Brasilien bereits wahrgenommen hatte. Doch nun erkannte ich auch etwas anderes darin. Etwas was aussah wie Sehnsucht. Hatte ich vielleicht doch noch eine Chance?

"Laut Google gibt es hier in der Nähe einen Indoor-Spielplatz. Eigentlich wollte ich da mit ihm hin.", verkündete er seinen Plan für heute und riss mich damit aus seinen Gedanken. Fast schon panisch wandte ich meinen Blick von ihm ab, da ich das Gefühl hatte, ihn etwas zulange in seine schönen blauen Augen gestarrt zu haben. 

"Ich glaube das wird leider nichts.", murmelte ich eher zu mir selber als das es als Antwort galt, da ich bemerkt hatte, wie sehr Nils schon mit Paul und dem spielen mit seinem neuen Rennwagen vertieft war. 

"Hast du was dagegen?", interpretierte Max mein Gemurmel falsch. Verwirrt sah ich zu ihm, ehe ich wirklich realisierte, was er gesagt hatte. "Nein, warum sollte ich?! Aber ich denke, dass du den Kleinen nicht mehr von deinem Weihnachtsgeschenk losbekommen wirst.", klärte ich ihn schmunzelnd auf. 

Nun war es Max der seinen Blick von mir abwandte und in die Richtung sah, in welche ich mit meinem Kopf genickt hatte und ein Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, wandte er sich zu den beiden Jungen und setzte sich zu ihnen. "Warum hat das eine Auto eine 33 und das Neue eine 1?", kamen Nils und Paul fragend auf Max zu. "Naja...", etwas hilflos kratzte sich Max im Nacken. "Mit der Nummer 33 bin ich bis zu meinem ersten Weltmeister-Titel in der Formel 1 gestartet. Seitdem steht die Nummer 1 vorne auf meinem Wagen.", versuchte er den beiden so verständlich wie möglich zu erklären. Doch als ich zu meinem Sohn sah, erkannte ich sofort das riesige Fragezeichen in seinem Gesicht. 

"Kann man einfach so die Nummer ändern?", hakte er weiter nach, woraufhin der Rennfahrer sofort mit dem Kopf schüttelte. "Nein, normalerweise sucht man sich seine Startnummer am Anfang seiner Karriere aus und behält diese solange, bis man aufhört." "Und warum konntest du deine Startnummer wechseln?", kam es nun neugierig von Paul. "Die Nummer eins kann nur von dem amtierenden Weltmeister gewählt werden. Wisst ihr was ein Weltmeister ist?", fragend sah Max die kleinen Jungen an.   

Paul schüttelte wie wild mit dem Kopf, während Nils strahlend nickte. "Ein Weltmeister ist der Sieger eines weltweit ausgetragenen Wettkampfes.", zitierte Nils meine Worte und überraschte mich damit, dass er sich das so genau gemerkt hatte. Immerhin waren seitdem ein paar Monate vergangen.

"Also bist du der beste Rennfahrer der Welt?", hakte Paul fast ehrfürchtig nach, was Max schmunzelnd mit einem nicken bejahte. "Wow!", entfuhr es Laura's Sohn bevor er sich wieder umdrehte und wieder die Spielecke ansteuerte, als ob nie etwas gewesen wäre.

Ich spürte noch wie Laura sich ein Lachen verkneifen musste. Manchmal waren kleine Kinder aber auch einfach nur putzig.

"Möchtest du was trinken?", fragte ich Max, als auch Nils sich wieder dem Spiel mit den Rennwagen widmete und auch Max sich nun zu den beiden Kleinen setzte.

"Wenn du einen Kaffee für mich hättest...", antwortete er mir ohne aufzusehen, während ich mich schon von Sofa erhoben hatte.

Ohne ein weiteres Wort von mir zu geben, verließ ich unser Wohnzimmer in Richtung Küche. Obwohl unser Frühstück noch gar nicht lange her war, füllte ich einen Teller mit unseren selbstgebackenen Keksen, während der Vollautomat durchlief. Das erneute Klingeln an der Tür ließ mich zusammenzucken. Seid wann war ich denn so schreckhaft?

Als ich schon im Türrahmen zum Flur stand, war meine Mitbewohnerin bereits an der Tür, weshalb ich innehielt. "Hallo?", vernahm ich die eher fragende Begrüßung der Blondine. "Ich würde gerne mit Bianca sprechen.", erklang als Antwort, ohne Begrüßung, von demjenigen vor unserer Tür. Doch diese Stimme erkannte ich sofort wieder und ließ mir das Blut in den Adern gefrieren und ich merkte, wie mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. 

Ohne das Laura etwas darauf erwidern konnte, schob der ungebetene Gast sich an ihr vorbei in unsere Wohnung und dem Kindergequassel folgend, direkt in unser Wohnzimmer, weshalb sich meine beste Freundin verwirrt zu mir umdrehte, nachdem sie die Tür wieder geschlossen hatte.

Ich weiß nicht was sie befürchtete als sie mich so sah, doch sie eilte dem Eindringling direkt nach zu Max und den Kids.

und plötzlich warst du da (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt