Plaudertasche

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Am nächsten Morgen war ich viel zu früh wach. Eigentlich hatte ich die ganze Nacht nicht gut geschlafen. Ich wusste einfach nicht was ich machen sollte. Ständig kreisten meine Gedanken um dieselben Fragen... Sollte ich mir wirklich Max seine Erklärung für alles anhören? Sollte ich mir wegen einem Mann so eine Jobchance entgehen lassen? Wie würde Nils mit dem ständigen Reisen zurecht kommen? Schließlich waren die nächsten Rennen nicht mehr in Europa.

Kurz nachdem ich den Frühstückstisch vorbereitet und es mir mit einer dampfenden Tasse Kaffee auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte, stieß auch Laura zu mir. "Auch schon so früh wach?", fragte sie das offensichtliche, weshalb ich nichts darauf erwiderte. 

"Warum bist du schon wach?", wandte ich mich dann doch an meine Mitbewohnerin. "Paul konnte gestern Abend nicht einschlafen, da habe ich ihn zu mir ins Bett genommen. Naja... mittlerweile liegt er dort mittig auf der Matratze und nachdem ich zweimal seinen Arm im Gesicht hatte, konnte ich auch nicht mehr schlafen.", schmunzelte sie in ihre Tasse die sie grade ansetzte um einen Schluck zu trinken.

"Und du?", fragte sie nun leise an mich gewandt. "Ich hab mir deine Worte nochmal durch den Kopf gehen lassen, ob ich nicht doch mit Max reden soll.", murmelte ich vor mich hin. "Und das Gespräch mit Herr Bachmann gestern hat mich auch nachdenklich gestimmt. Eigentlich hätte ich schon Bock auf den Job.", sprach ich nun ein wenig lauter. "Bist du zu einem Entschluss gekommen?", hakte sie nach. Doch statt zu antworten schüttelte ich nur mit dem Kopf.

"Du wirst schon die richtige Entscheidung treffen.", versuchte mir meine beste Freundin ein wenig gutzuzusprechen bevor sie aufstand um ihren Sohn wecken zu gehen. Ich tat das selbe, da es auch für Nils bald Zeit für den Kindergarten war.

***

Durch den Schlafmangel war ich über den freien Tag sehr froh gewesen und hatte es mir auf dem Sofa bequem gemacht, bis ich meinen Kleinen aus dem KiGa abholen musste. 

Da Laura mit Paul beim Friseur war, danach noch was in die Stadt gehen wollte und dort auch eine Kleinigkeit essen würde, stand ich nun in der Küche und bereitete den Pfannkuchenteig für unser Abendessen zu. 

Nils spielte ruhig mit seinen Polizeiautos, als es an der Tür klingelte. "Nils, würdest du Laura die Tür aufmachen? Sie hat bestimmt ihren Schüssel vergessen.", rief ich etwas verwirrt ins Wohnzimmer, nachdem ich einen Blick auf die Uhr geworfen hatte. Wahrscheinlich waren die beiden doch schneller fertig gewesen als gedacht, oder Paul hatte mal wieder keine Lust sich die Haare schneiden zulassen. Das kam ja leider öfter vor.

Das kein freudiger Aufschrei meines Sohnes erfolgte als ich hörte wie er die Türe öffnete, lies mich doch ein wenig stutzig werden. Normalerweise war die Freude immer riesig, wenn Paul und Nils wieder zusammen waren, auch wenn sie nur ein paar Stunden voneinander getrennt waren. Stattdessen hörte ich nur ein leises Gemurmel und grade als ich die Pfanne vom Herd nehmen wollte um nachzusehen wer an der Tür war, bog Nils um die Ecke und sah mich mit großen Augen an.

"Das war nicht Laura. Ich hab Max gesagt, dass er die Schuhe ausziehen soll, bevor er reinkommt", informierte mich der Kleine, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und zurück ins Wohnzimmer filzte. Warte... was hatte er grade gesagt? Doch lange über seine Worte nachdenken konnte ich nicht, denn auf einmal stand Max dort wo noch vor ein paar Sekunden Nils in der Küchentür stand.

Völlig irritiert stand ich nun wie angewurzelt vor dem Herd und starrte ihn einfach an, während er seinen Blick einmal über meinen ganzen Körper gleiten ließ. Anscheinend trug seine Freundin nicht häufig einen schlichten schwarzen, übergroßen Hoodie mit Jogginghose und Kuschelsocken an den Füßen.

"Was machst du hier?", fragte ich mit zittriger Stimme. Irgendwie überforderte mich diese Situation mehr als nur ein bisschen. "Ich möchte mit dir reden. Und da du mich blockiert hast, blieb mir nichts anderes übrig als herzukommen.", erklärte er mir ruhig. "Woher weißt du wo ich wohne? Hast du wieder bei meinem Chef angerufen?", wurde ich nun was lauter. Was bildete er sich eigentlich ein hier einfach aufzutauchen?  "Ja, aber er hat es mir nicht gesagt. Datenschutz und so...", antwortete er mir nun etwas verlegen. "Woher weißt du es dann?", drängte ich ihn nun zu einer vernünftigen Antwort. "Der Hotelier hat es mir verraten.", rückte er endlich mit der Sprache raus. 

Ich wollte ihm grade mitteilen, dass ich aber nicht mit ihm reden wollte, wurde aber von dem beißenden Geruch nach Qualm davon abgehalten. "Verdammte Scheiße!", fluchte ich los als ich mich zum Herd drehte. Diesen blöden Pfannkuchen hatte ich ja total vergessen. 

"Scheiße sagt man nicht!", nahm ich die tadelnde Stimme meines Sohnes war. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er auch wieder da war. Nachdem der fast schwarze Pfannkuchen im Mülleimer verschwunden und das Fenster aufgemacht war, drehte ich mich zu ihm, nur um mir im nächsten Moment von innen auf die Wange zu beißen und nicht loszulachen. 

Da stand er doch tatsächlich mitten in der Küche, hatte die Arme in die Hüften gestemmt und sah böse zu mir hoch. "Kommt nicht wieder vor. Indianer-Ehrenwort!", versprach ich ihm, als ich vor ihm in die Hocke gegangen war. "Wann ist denn unser Essen fertig?", fragte er, war aber schon wieder auf dem Weg aus der Küche raus, blieb aber vor Max stehen und sah zu ihm auf. "Isst du mit uns? Das wird meine Mama bestimmt freuen.", fragte er und wartete geduldig auf seine Antwort. "Warum sollte sich denn deine Mama darüber freuen?", wandte Max sich nun an meinen Sohn und hockte sich ebenfalls vor ihm hin. Anscheinend wusste auch er, dass es wichtig war, sich auch mit Kindern auf Augenhöhe zu unterhalten. Aber natürlich weiß er das... Er hat ja noch eine Tochter... "Weil euer...", kurz unterbrach sich der Kleine und dachte nach. Mir wurde bereits jetzt schon bange dabei, was er als nächstes sagen könnte. Und als er seine nächsten Worte aussprach, gefror mir das Blut in den Andern. "Date schon lange her ist.", plauderte der Kleine munter weiter. 

Kurz warf mir Max einen irritierten Blick zu, bevor er sich wieder Nils zuwandte. "Also wenn das so ist, dann muss ich ja zum Essen bleiben. Deine Mama und ich haben auch noch ein bisschen was, über das wir uns wohl unterhalten sollten.", stimmte Max dem kleinen Jungen vor ihm zu.

Zum Glück war es Nils nicht bewusst, in was für eine Situation er mich da grade gebracht hat. Ich konnte einfach nur hoffen, dass Max die Ähnlichkeit zu meinem Sohn noch nicht aufgefallen war. 

"Kann ich dir mein neues Polizeiauto zeigen?", nahm der Kleine den Rennfahrer in Beschlag, was mir für den Moment ganz recht war. So konnte ich wenigstens in Ruhe das essen fertigmachen und mich schonmal auf ein Gespräch vorbereiten, für das ich eigentlich gar nicht bereit war.

und plötzlich warst du da (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt