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POV Serge:

"Der von Ihnen gewünschte Teilnehmer ist derzeit leider nicht zu erreichen." Sagt mir erneut die Stimme vom Band. Kurz überlege ich einfach mein Handy gegen die Wand zu schmeißen, so wütend macht mich das ganze. Gestern nachdem Mila einfach abgehauen ist, hatte sie ihr Handy aus. Heute morgen bekommen ich die Mitteilung, dass es wieder an ist. Ab da an habe ich sie immer wieder versucht zu erreichen. Ich war kurz davor zu ihr zu fahren. Aber in meinem Zustand wollte ich weder Auto fahren, noch mich überhaupt irgendwie in die Öffentlichkeit begeben. Vom Training habe ich mich heute auch abgemeldet. Es ging einfach nicht. Gefühlt weine ich seit gestern durch. Dieser Blick von Mila hat sich so in mein Gehirn eingebrannt. Dieser geschockte Gesichtsausdruck, als ich ihr sagte, dass ich sie liebe, als ich alles kaputt machte. Sie hätte mir alles sagen können. Aber, dass sie einfach gegangen ist und sagte, dass sie das nicht kann, das hat mir so das Herz gebrochen.

Ich weiß auch ehrlich nicht wie ich mit der Leon Sache umgehen soll. Ich meine ich bin echt sauer auf ihn. Es hat mich verletzt, wahrscheinlich wirklich nur, weil ich mir so viel Hoffnung gemacht hab, weil ich gehofft habe, dass aus Mila und mir wieder ein wir wird. Wenn es wirklich so ist, dass Mila ihm nichts davon erzählt hat, dann kann er es ja auch nicht wissen. Dann hat er es ja auch nicht mit böser Absicht mir gegenüber getan. Dennoch verletzt es mich. Dennoch bin ich da so traurig und enttäuscht von Leon. Auch wenn ich es nicht sein möchte, ich kann gerade gar nicht anders.

Ich weiss nicht wohin mit meinen Gefühlen. Ich habe das Gefühl, sie schnüren mir die Luft ab. Mir ist schlecht. Ich weiß nicht wo oben und unten ist. Wieder greife ich zu meinem Handy und wähle Milas Nummer. Wieder geht niemand am anderen Ende ran. Und wieder steigen diese Gefühle in mir auf. Wut, auf mich, weil ich es einfach verbockt habe und hätte meine dumme Fresse halten sollen. Enttauschung, wegen Leon und irgendwie auch wegen Mila. Traurigkeit, weil ich wahrscheinlich das wichtigste in meinem Leben verloren habe. Und dann kommt wieder die Wut, die Wut auf mich, einfach weil ich schuld an allem bin. Hätte ich meine Hände bei mir gelassen, hätte ich einfach mal nachgedacht. Hätte ich meine Kopf und nicht mein Herz arbeiten und führen lassen. Aber das alles ist nicht passiert, dafür habe ich falsch gehandelt. Ich habe die ganze Sache nur mir zu verdanken.

Nach etlichen Tränen und einigen Anrufen, obwohl ich bei den letzten feststellen musste, dass Mila ihr Handy bereits schon wieder aus hat. Wenn mir nicht nach wie vor die Tränen die Wange runter laufen würden, würde ich mich jetzt ins Auto setzen und zu Mila fahren. Stattdessen wandert mein Blick auf die Uhr. Josh müsste vom Training eigentlich nun Zuhause sein. Ihn muss ich jetzt anrufen. Mit irgendwem muss ich reden. Ich suche Joshs Nummer raus, komme aber nicht zum anrufen, da es an meiner Tür klingelt.

Ich lege also mein Handy weg und gehe an die Tür. Durch die Gegensprechanlage frage ich wer vor meiner Tür steht. Beinahe rutscht mir das Herz in die Hose, als ich Milas zarte, gebrechliche höre. Ich habe das Gefühl, ich träume, kann es wirklich sein, dass Mila jetzt hier vor meiner Tür steht. Ja natürlich kann es sein, ich Volldepp. Schnell öffne ich ihr unten die Tür, bevor ich mich wartend in den Türrahmen der Tür hier oben lehne. Ich wische mir noch einmal übe mein Gesicht. Helfen tut es wahrscheinlich nicht dabei besser auszusehen, aber egal.

Als Mila die letzten Treppen nach oben steigt habe ich das Gefühl meine Beine brechen gleich zusammen. Ich habe das Gefühl, dass mein Herz aus meiner Brust raus schlägt und dass sich mein Magen einmal umdreht. Mila kommt auf mich zu und besorgt sehe ich sie an. "Du siehst ja gar nicht gut aus." Sage ich leise. Ihre Augen sind rot und aufgequollen. Ihre Haare sind zu einem unordentlichen Dutt gebunden. Tränen fließen langsam aus ihren Augen. "Das gleiche kann ich zu dir auch sagen." Meint sie sarkastisch und redet dann gleich weiter. "Kann ich rein kommen?" Schnell mache ich eine Schritt zur Seite um ihr zu signalisieren, dass sie eintreten kann.

Mila zieht wie selbstverständlich ihre Schuhe aus und hängt ihre Jacke an die Garderobe. Gemeinsam gehen wir ins Wohnzimmer. Meine Hände sind schwitzig und zittern. Meine Knie fühlen sich nach wie vor noch wie Pudding an. In mir zieht sich alles zusammen und ich denke ich muss gleich brechen. Bevor Mila was sagen kann, beginne ich zu reden. "Ich hätte das niemals sagen dürfen. Ich hätte uns niemals in diese Situation bringen dürfen." "Serge!" Mila versucht mich zu unterbrechen, aber ich führe meinen Monolog einfach fort. "Nein Mila, es ist wirklich beschissen von mir. Ich hätte den Abend meine Hände bei mir lassen sollen und gestern einfach meinen Mund halten sollen." Erneut versucht Mila mich zu unterbrechen, aber wieder rede ich weiter. "Es tut mir so leid, dass ich das so gemacht und gesagt habe. Das hätte nicht passieren sollen. Ich hätte dich da, in meine Gefühle, niemals reinziehen sollen. Jetzt wird es nie mehr so wie früher. Immer ist dieser komische Beigeschmack dabei." "Mensch Serge, jetzt halte doch mal die Klappe." Sofort verstumme ich und schaue Mila an. "Ich glaube es war gut was du gemacht hast." Ganz verdattert sehe ich Mila an. Was sagt sie da gerade? "Ich habe mir viele Gedanken gemacht die letzten 24 Stunden. Und ich habe mich Clara geredet. Ich glaube, es war gut, dass es passiert ist. Ich glaube, dass hat mir was gezeigt. Ich glaube, es hat uns gut getan." Verarscht sie mich gerade? Passiert das wirklich? "Ich hatte lange angst das auszusprechen, daher wollte ich es mir selbst nicht eingestehen. Viel wurde ich von anderen drauf hingewiesen. Immer wollte ich es nicht ganz wahr haben. Ich hatte so viel Angst dich zu verlieren, aber diesmal nicht nur als Partner, sondern auch als Freund, als besten Freund, als Stütze an meiner Seite, als Lieblingsmensch. Ich dachte, wenn ich es ausspreche, dann kann das alles passieren, und ich verliere dich für immer. Aber ich habe jetzt eingesehen, dass es andersrum ist. Wenn ich es nicht ausspreche, dann werde ich dich verlieren. Ich kann das nicht, deswegen muss ich diese Angst einfach überwinden." Mila atmet nochmal kurz durch und ich habe das Gefühl ich hab damit aufgehört. "Ich liebe dich auch Serge. Jetzt, das letzte Jahr und höchstwahrscheinlich für immer." Nun habe ich wirklich das Gefühl ich höre auf zu atmen. "Kannst du das nochmal wiederholen?" Frage ich vorsichtig. "Ich liebe dich Serge." Meint Mila nun und grinst. Schnell greife ich Mila, zieh sie an mich, hebe sie hoch und wirble sie im Kreis. Mila quietscht dabei und lacht aus tiefster Seele.

Als ich sie wieder absetze, nehme ich ihr Gesicht in meine Hände. "Darf ich?" Frage ich vorsichtig. Mila nickt leicht. Langsam lege ich meine Lippen auf ihre. Sofort erwidert sie diesen. Unsere Lippen bewegen sich im Einklang. Mein Bauch explodiert vor Schmetterlingen, mein Herz pumpert bis zum Hals und ich bin seit Tagen endlich glücklich.

"Ich will nie wieder was anderes tun." Sage ich, als ich mich von Mila löse. "Also ist das eine Zustimmung? Versuchen wir es nochmal miteinander?" Fragt Mila vorsichtig. Bevor ich erneut meine Lippen auf ihre legen, antworte ich ihr. "Nichts lieber als das."

ENDE

Auf & Ab | Serge Gnabry FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt