Nach der Schule ging ich alleine Richtung Ausgang, da der Lehrer noch etwas mit Niki besprechen wollte. Dieser Typ hatte es einfach mal wieder geschafft, mit seiner Musik im Ohr vor dem Unterricht einzuschlafen und bevor ich es bemerkt hatte, wie auch alle anderen, hatte es der Lehrer bemerkt und dieses Mal eindeutig ein Strich gezogen. Er sagte, er wolle ihn doch mal nach dem Unterricht sprechen, und ich war mir ziemlich sicher, dass es nicht nur was mit dem Schlaf zu tun hatte.
Wie dem auch sei. Ich hatte meine Sachen und Jungwons Hoodie gepackt und marschierte nun Richtung Ausgang. Hier würde ich mich, wie schon so oft seit kürzester Zeit, mit Jungwon treffen. Auch der Grund, weshalb ich den Hoodie mit zur Schule hatte.
Ich fand ihn jedoch nicht auf der Bank oder sonst wo in der Nähe, als ich an Ort und Stelle angekommen war. Ich seufzte kurz leicht enttäuscht aus und setzte mich selbst auf die Bank. Vielleicht war was dazwischen gekommen und er kam einfach etwas später heute...
So würde ich mal auf ihn warten können und wenn er nicht kam, dann wartete ich einfach auf Niki. Zu neugierig war ich doch, was der Lehrer wirklich mit ihm bereden wollte.
Ungeduldig zappelte mein Bein auf und ab und mit hoffnungsvollen Blicken wanderten meine Augen über den Schulhof und auch auf die Straße, zur der das Tor der Schule führte. Doch auch nach einer gefühlten Ewigkeit kam er nicht. Zumindest fühlte es sich so an, denn als ich auf die Uhr starrte, war gerade mal eine Minute vergangen. Wieder ein Seufzer und ich lehnte mich für einen kurzen Moment an die Banklehne an. Doch lange hielt ich es nicht aus und nach einer weiteren Minute stand ich ganz auf und ging ein paar Schritte zum Tor, blickte rüber auf die Straße, ging wieder zurück zur Bank und das immer wieder abwechselnd.
Wieder eine Minute vergangen. Ich blieb an der Bank abrupt stehen und versuchte kurz einmal ein und aus zu atmen. "Es sind nur ein paar Minuten! Er wird schon gleich kommen...und wenn nicht, dann sollte das doch eigentlich gar kein Problem sein. Ich meine ja nur, wir sind nur gute Freunde...", sprach ich in Gedanken aus.
Ich versuchte mich abzulenken und summte ein Melodie, von der ich schon den ganzen Tag über ein Ohrwurm hatte. Niki hatte mir dieses Lied in der Pause gezeigt und mir gefiel es sehr, sodass ich es mir irgendwie merken konnte.
"Schönes Lied!" Erschrocken drehte ich mich um und starrte verwirrt auf den Jungen mit glattgekämmten, schwarzen Haaren, der direkt am Tor stand. Erleichtert atmete ich innerlich auf. Ich lächelte ihn erfreut an und ging ihm entgegen.
"Hat mir Niki heute gezeigt.", berichtete ich. Er nickte grinsend. Seine süßen Grübchen an den Seiten wurden einfach immer attraktiver und machte einen selber irgendwie glücklich. Oder lag es doch an ihm... Ich konnte es nicht glauben, aber das Gefühl ließ nicht locker. Immer dieses Gefühl, einfach sich selber zu finden und alle Sorgen vergingen.
Sein Blick wanderte runter auf meine Arme. "Ich schätze mal, das ist mein Hoodie?" Jetzt erinnerte ich mich wieder daran, was ich eigentlich von ihm heute so dringend wollte, und nickte. "Ich hatte ihn nach dem Spaziergang vergessen wieder zurückzugeben, deshalb wollte ich das einfach jetzt machen.", meinte ich und reichte ihm Jungwon. Er nickte lächelnd und nahm ihn an sich. "Danke!", behauptete er und für einen kurzen Moment schaute er mir einfach nur in die Augen. Ich wusste nicht was ich machen sollte und wanderte mit meinen Augen umher. Ich drehte mich zum Schulhof und entdeckte dabei Niki, welcher mit seinen Kopfhörern in seinen Ohren und hängendem Kopf Richtung Ausgang trottete. Es schien wohl noch schlimmer gewesen zu sein, als ich gedacht hatte.
Als er näher an uns angekommen war, rief ich ihn zu uns. "Hey, Niki!" Er wendete sein Kopf überrascht zu uns, nahm seine Stöpsel in die Hand und stolzierte noch immer mit einem bedrückten Gesichtsausdruck zu uns.
"Und, wie's gelaufen?", fragte ich ihn direkt, als er bei uns angekommen war. "War es etwa so schlimm?" Niki seufzte laut aus. "Nein, eigentlich nicht...aber doch schon." "Willst du erzählen, was passiert ist?" "Ach, es ist einfach nur alles so Scheiße!", zischte er, wobei ich erschrocken aufzuckte von seiner plötzlichen Reaktion. "Ich gebe doch schon mein Bestes...was wollen die alle nur von mir!" Ich konnte seine Wut in seinen Augen deutlich sehen. Sein ganzer Körper war angespannt und seine Hände fest in den Jackentaschen.
Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Wie beruhigte man eine Person in so einer Situation? Sonst immer versuchten es andere bei mir, aber ich selber bei anderen...Nicht einmal mich selber konnte ich runterfahren. Aber auch Jungwon schien nicht genau Antwort darauf zu finden.
"Naja, wie auch immer! Ich muss jetzt nach Hause. Tschüss, bis morgen!", meinte er und winkte uns zum Abschied. "Ja, bis morgen!", gab ich nur von mir und schaute ihm mit einem leichten schlechten Gewissen hinterher. So gerne wollte ein Teil von mir ihm helfen, doch der größte Teil hielt sich zurück, um ja nichts falsches zu tun oder weil er einfach gar keine Ahnung hatte. Wie ein Blackout.
"Was ist denn mit Niki geschehen? Ich habe den ja noch nie so erlebt.", wollte Jungwon nun wissen. "Ja, ich bin auch überrascht! Unser Lehrer wollte ihn nach dem Unterricht sprechen. Ich weiß zwar nicht worüber, aber zurzeit scheint Niki nicht so wirklich mitzukommen. Er sagt zwar nichts, aber er schläft fast die ganze Zeit nur und wenn er mal wach ist, schaut er auf sein Tisch, als wäre er ganz woanders.", erklärte ich. Wir gingen aus der Schule raus und machten uns auf dem Weg.
"Vielleicht rede ich mal mit ihm...", überlegte Jungwon. "Wenn du das sagst...Kennst ihn auch besser als ich.", sagte ich schmunzelnd.
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Scars // Enhypen Jungwon FF
FanfictionAlly, 16 Jahre, trägt mit sich eine schwere Vergangenheit, die ihr ganzes Leben zerstört hat. Sogar Farben kann sie schon nicht mehr sehen und überall auf ihrem Körper sind Narben verteilt. Als sie zu einer Pflegemutter geschickt wird, geht sie auc...