Kapitel 17

701 25 5
                                    

Das Ticken der Uhr verhallte im ganzen Raum. Jede Sekunde wurde mitgezählt. Mal war das Ticken lauter, mal leiser. Es war ein angenehmer Takt und heute roch es hier auch ungewöhnlich gut, so süßlich. Hia hatte so einen ähnlichen Duft im Wohnzimmer. Ich beobachtete sie immer dabei, wie sie etwas anzündete. So lange, schwarze Stäbe, die in einer Schale aufrecht gehalten wurden. 

Vor mir saß meine Therapeutin, notierte sich etwas zu ihrer vorherigen Frage. Sie hatte ihre Haare heute nicht so streng nach hinten gebunden, sondern ließ locker nach unten fallen. Es stand ihr ziemlich gut, diese Locken, und machten sie gleich viel sympathischer. 

Doch schon bald erhob sie ihren Kopf wieder. "Du scheinst dich ja viel wohler zu fühlen.", meinte sie und lächelte mich an. Ich konnte nicht verstehen, wie sie es merken konnte, ohne dass ich irgendetwas in der Art gesagt hatte, doch gab ein kurzes Nicken. 

"Hast du denn jemanden gefunden, mit dem du dich gut verstehst?" "Ja, ich treffe mich öfters mit ein paar Jungs.", gab ich zu. "Das ist ja schön! Gehen die auch in deine Schule?" "Nur einer von ihnen." "Achso, also hast du dann auch jemand mit dem du deine Pause verbringst?!" Ich nickte nur. Auch wenn sie etwas angenehmer heute wirkte, konnte ich es noch nie leiden, ihre Fragen zu beantworten. Manchmal fühlte ich mich, als wenn sie mein ganzes Leben verfolgen würde und keine Chance hatte etwas zu verbergen, was ich ja aber doch tat.

"Aber du fühlst dich nicht bedroht von ihnen, stimmt's?" Ich zog meine Augenbrauen zusammen. "Nein!" Noch nie hatte ich mich auf irgendeiner Weise von ihnen so gefühlt, warum auch. Sie waren die einzigen Menschen, die ich als nett empfinden konnte. Menschen, die sich nicht darum interessierten, ob ich litt, sondern das Gegenteil taten. 

"Ich meine jetzt nicht damit, dass deine Freunde böse wären, sondern, wie du damit umgehst, wenn sie dir vielleicht näher kommen." Ich verdrehte innerlich meine Augen. Konnte sie meine Gedanken etwa auch noch lesen? Woher wusste sie, dass ich vor Männern einen riesen Abstand halte. Oder war sie so schlau, um es sich einfach vorstellen zu können, denn das konnte ich mir bei ihr denken. "Nein, nicht bei denen." 

Sie lächelte, warum auch immer. Als wenn es ein Wunder wäre oder so. "Das ist sehr gut, Ally. Kaum jemand, in deinem Zustand, kann sich so leicht an Freunde gewöhnen. Du bist wirklich auf einen guten Weg und vor allem, weil du dich auch so gut mit deiner Pflegemutter verstehst. Man kann sehen, dass du ihr vertraust." 

Immer dieses Geschwätze von ihr. Es ging mir langsam echt auf die Nerven. Sie brauchte mir so etwas doch nicht sagen, ich konnte selber denken. Natürlich vertraute ich Hia, sonst wäre ich noch immer nicht da wo ich jetzt war. Noch immer wäre ich in mein Zimmer verkrochen und hätte Jakes Einladungen immer wieder abgesagt. Warum mussten Therapeutin sich nur immer wiederholen?

"Ich würde dann noch eben mit deiner Pflegemutter reden, Ally, in Ordnung?", meinte sie lächelnd. Natürlich war das in Ordnung, sogar mehr als das. Erleichtert stand ich von meinem Stuhl auf und ging aus dem Raum heraus, wieder auf den Wartestuhl, der immer so freudig auf mich wartete, wie ich auch auf ihn zuging. Ich lehnte mich zurück, setzte meine Kopfhörer auf und lauschte den Liedern. Endlich Ruhe...


~


Es war nicht lange gewesen, bis Hia aus dem Raum kam und wir zur Schule fuhren. Immer verpasste ich etwas in der Schule, weil es nur am Vormittag freie Termine gab, als hätte diese Therapeuten 24/7 Patienten vor ihr sitzen. Aber war auch in Ordnung. 

Ich hatte mich wie immer leise und so unauffällig wie es nur ging auf mein Platz begangen. Die Lehrer fragten mich nicht warum ich zu spät war, hatten sie noch nie. Mir war es also bewusst, dass sie etwas von mir wissen mussten und es wahrscheinlich deshalb nicht ansprachen. 

Ich lächelte Niki kurz zur Begrüßung zu und versuchte dem Unterricht zu folgen, klappte aber meistens kaum nach einem Gespräch mit der Therapeutin. Viel zu viele Gedanken und Gefühle gerieten in Chaos und ich fühlte mich wie in einem Tornado gefangen.

Doch als es klingelte und Niki und ich uns wieder in unseren Stammplatz begaben, kamen wieder etwas Frische in meinem Kopf und er beruhigte sich wieder.

"Wie kannst du eigentlich immer so oft zum Arzt müssen?", fragte Niki. Ich bewegte meine Schultern auf und ab. "Frauenprobleme.", log ich nur grinsend. Er nickte seufzend. "Ich glaube ich will doch nicht heiraten..." "Ach, quatch! Nur wenige Mädchen müssen so oft untersucht werden. Aber ich kann dich auch nicht zwingen." "Warum müssen denn dann diese Wenigen so oft zum Arzt? Du bist doch nicht schwanger, oder?" 

Ich schaute ihn nur verblödet an, konnte mir aber ein lautes Lachen nicht verkneifen. "Yah, sowas fragt man doch nicht einfach so. Glaub mir, viele würden dich dafür umbringen.", lachte ich weiter. "Aber nein, ich bin nicht schwanger. Aufgarkeinenfall!" "Gut, ich dachte schon!", meinte er. 

"Hey, Du!", hörte ich plötzlich jemanden rufen und automatisch wendeten Nikis und meine Blicke auf die Person. Luke stand ein paar Meter von uns und nickte in unsere Richtung. Wir schauten uns beide irritiert an und versuchten zu verstehen, wen er genau meinte. 

"Ich meine dich, Girl!" Erstaunt schaute ich von Niki zu Luke, welcher sich uns nun näherte.


--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Hey Leute, 

Tut mir leid, ich habe die letzten Male nichts veröffentlicht. Kam irgendwie immer etwas dazwischen...

Ich muss schauen welche Tage am besten sind oder ob ich lieber spontan mache. Es wird aber aufjedenfall noch jede Woche was veröffentlicht ;) 

Danke für die Reads und Votes. Freut mich, dass euch die Geschichte gefällt. <3

Scars // Enhypen Jungwon FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt