Kapitel 23

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Es war Winter. Der eiskalte Schnee tröpfelte in dicken Schneeflocken auf den steinernen Boden. Die ersten Häuser trugen nachts wunderschöne Lichterketten und auch anderer leuchtender Schmuck auf der Straße war nicht zu übersehen. Jungwon und auch die anderen redeten die ganze von etwas wie „Ich freue mich schon so auf Weihnachten." oder „ Bald ist Weihnachten."
Weihnachten? Was war das noch gleich? An irgendetwas erinnerte mich dieses Wort und es kam mir auch so warmherzige vor und ließ mein Herz vor Freude springen. Niki fragte mich auch ständig was ich mir die wünschte, jedoch hatte ich darauf nichts als ein Schulterzucken als Antwort.
Es war Samstagvormittag. Jungwon hatte mich besucht und saß auf meinem Bett, während ich fasziniert von den vielen Schneeflocken mal wieder aus dem Fenster starrte. Sie sahen so wunderschön und interessant aus. Die ganze Welt strahlte miteinmal dank ihnen.
„Wie sieht dieses Weiße was vom Himmel fällt eigentlich aus? Sind das winzig kleiner Kügelchen oder sind es eine Art Blätter?", sprach ich meinen Gedanken laut aus. Ich konnte ein Lachen hinter mir wahrnehmen und drehte mich fragend zu ihm. Jungwon hatte ein Stapel Zettel in der Hand, wo lauter kleiner Noten und anderes drauf stand.
„Komm setz dich hier hin...und bring eine Schere und ein Zettel mit. Ich zeig's dir.", meinte er. Ich folgte dem nach und setzte mich ganz aufgeregt mit einer Schere und irgendein Papier aus meiner Schublade neben ihn auf's Bett. Er nahm das Material, faltete das Blatt erstmal und schnippelte irgendwelche Formen hinein. Verwirrt beobachtete ich ihn dabei und konnte nicht ganz verstehen, was er mir damit zeigen wollte. Es sah so komisch und langweilig aus, gar nicht demnach was man vom Fenster aus sehen konnte.
Irgendwann hörte er auf und legte die Schere beiseite. „Jetzt pass mal auf!", sagte er und noch immer verwirrt blickte ich von ihm zum Blatt. Da machte er etwas, mit was ich gar nicht gerechnet hätte. Er faltete das Blatt einfach auf. Mit großen Augen schaute ich auf das schöne Muster was sich nun auf das ganze Blatt verteilte. Es sah ehrlich gesagt auch gar nicht mehr so langweilig und weiß aus...es hatte gar nichts mehr von der Form eines Blattes. Jedes Muster war so perfekt und das Bild sah einfach nur künstlerisch aus.
„Und so sehen diese Dinger da aus?", fragte ich noch immer erstaunt und fasziniert. Ich wollte schon fast gar nicht mehr wegschauen. Jungwon nickte lächelnd. „Willst du es auch mal ausprobieren?" „Aber ich kann sowas nicht..." „Ich helfe dir auch. Außerdem sieht jede Flocken da draußen anders aus. Keine gleicht der anderen, also brauchst deine nicht so wie meine zu machen. Mache es auf deine Art und Weise, wie du es willst. Es ist dabei egal, wie groß oder wie klein oder wie fein das Muster ist."
Ich seufzte kurz, stimmte dann aber doch zögernd zu. „ Aber nicht lachen!" Jungwon nickte grinsend und wuschelte mir über die Haare.
Schnell sprang ich auf, um ein weiteres Blatt zu holen und schmiss mich wieder auf das Bett. „WOW, da hat es aber jemand mal eilig.", lachte er. „Jetzt zeig mir doch erstmal, wie ich es falten muss!", sagte ich ungeduldig. „Wie die Dame wünscht."
Es dauerte eine Weile bis ich den Dreh raus hatte, doch es machte mir dann im Nachhinein so viel Spaß, dass ich immer mehr Flocken kreierte. Auch Jungwon bastelte weiter. Jedes Mal fielen einem Neue Ideen und jedes Mal kam ein neues wunderschönes Muster raus.
Aufeinmal klopfte es an der Tür. Hia stand am Türrahmen und blickte uns lächelnd an. „Ich will nicht stören, aber ich wollte nur Bescheid geben, dass Jake hier ist. Er würde gerne mit dir alleine sprechen Jungwon.", meinte sie. Enttäuscht war ich schon, dass er jetzt gehen würde, jetzt wo wir richtig Spaß hatten.
Jungwon schaute kurz fragend zu mir und nickte dann Hia zu. „Sag ihm, ich komme sofort." Sie nickte und ließ uns dann wieder alleine.
„Na dann, ich muss gehen.", sagte er zu mir. Ich nickte nur, denn was konnte ich auch da schon sagen. Vielleicht so wie in den Liebesdrama den ich mit ihm letztens geschaute habe, wo das Mädchen geweint hatte, weil ihr Freund in ein anderes Land ziehen musste. Ich musste kichern bei dem Gedanken. Auch wenn Jungwon nicht meinen Gedanken lesen konnte, lachte er ebenfalls mit und zusammen brachen wir in ein Gelächter aus. Vielleicht hatte er ja doch an dasselbe gedacht.
Wir standen auf, nun standen wir uns gegenüber. Ich schaute ihn in seine charmanten, großen Augen, fragte mich dabei eigentlich, ob er mich nicht einfach so verlassen konnte oder ob er keinen Schluss fand, nicht wusste wie diese gute Stimmung zu beenden war.
„Du solltest Jake nicht zu lange warten lassen.", meinte ich. Er nickte, ging aber erstaunlicher Weise nicht heraus, sondern schaute mir nachdenklich in die Augen. Ich sagte einfach nichts und wartete einfach ab. Mich beruhigen brauchte ich erst gar nicht zu versuchen. Meine Wangen waren sicherlich schon rosa angelaufen, so warm sie mir schienen, und auch mein Herzschlag beschleunigte sich etwas.
Plötzlich trat Jungwon näher und war mir nun ganz nah. Ich konnte seine angenehmen Geruch deutlich riechen. Am liebsten würde ich seinen Sweater einfach hier behalten und ihn die ganze Zeit um mich haben.
Da schlang er seine Arme um mich, zog mich näher an sich und legte sein Kopf um meine Schulter. Ich riss überrascht meine Augen auf, musste aber auch zugeben, dass es mir gefiel. Immerhin war mein starker Herzschlag deutlich zu spüren. Automatisch griff ich mit meinen Händen nach seinen Pulli.
„Ally!", hörte ich seine Stimme direkt neben mein Ohr flüstern. „Vergiss niemals, dass du so ein wunderschönes Mädchen bist." Ein Lächeln durchzog meinen Lippen und ich war mir ziemlich sicher, dass ich nun rosa angelaufen war, wie ein Schwein. „Ich muss jetzt gehen, aber vergiss nie, dass ich dich nie verlassen werde und dass du mir alles erzählen kannst. Ich werde immer mein bestes geben, dich zu beschützen und dir zu helfen.", fügte er noch hinzu. Ich nickte als Antwort, fühlte mich aber plötzlich so wohl und könnte am liebsten Schreien vor Glück.
Doch da ließ er mich los, nickte mir noch kurz lächelnd zu und ging aus mein Zimmer. Ich war zwar enttäuscht, wusste aber, dass er noch andere wichtige Menschen in seinem Leben hatte.
Ich merkte, wie viel Wärme er mir einfach gebrachte hatte und wie kalt mir aufeinmal war. Ich konnte gar nicht mehr aufhören daran zu denken, wie wohl ich mich einfach bei ihm gefühlt habe, als wenn ich mich gar nicht verstecken oder verstellen musste. Es hat sich einfach wie...zu Hause angefühlt.

Scars // Enhypen Jungwon FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt