Kapitel 30

282 16 9
                                    

Chucks Sicht

In schwarz gekleidet stehen wir vor den Särgen unserer Eltern. Sie sind noch offen und Caleb und ich haben noch etwas Zeit, um uns zu verabschieden. Es ist das schlimmste was ich in meinem ganzen Leben je über mich bringen musste.

„Ich liebe euch", schluchzt Caleb und es bricht mir mein schon kaputtes Herz noch mehr ihn so zu sehen

Ich blicke wieder zu meinen Eltern, die so einen Tod niemals verdient haben. Sie waren so gutherzige und liebe Eltern. Ich will einfach nur wissen warum? Warum jemand ihnen das antat?

Ich nehme Caleb in den Arm und laut weint er in meine Brust. Dieser Schmerz fühlt sich unerträglich an, doch ich werde gezwungen ihn ertragen zu müssen. Caleb wird gezwungen ihn ertragen zu müssen.

Hätte ich den Schmerz ertragen, wäre ich mit ihm umgegangen, dann hätte ich meinem Bruder das nicht angetan. Die Schuld lastet schwerer als der Schmerz und er ist grausam.

„Mom, Dad ich werde auf Caleb aufpassen. Bis zu meinem Tod und es tut mir aufrichtig leid, dass ich ihm das angetan habe. Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen und ich hoffe ihr ruht in Frieden. Wir werden alles darin setzen, den Täter zu fassen", verspreche ich

„Chuck", wimmert Caleb

Ich schaue auf ihn hinab und erneut bricht ein schon abgebrochenes Stück meines Herzens. Was habe ich nur getan?

„Es tut mir so unendlich leid", weine ich und streichle über seine Narben

„So, so leid", meine Augen brennen und heiße Tränen rangen meine Wangen hinab, die eine schmerzende Spur hinterlassen.

„Es-", laut schluchzt er und ringt nach Luft

„Bitte sage nicht, dass es okay ist. Tue mir das nicht an", flehe ich und presse meine Lippen auf die dicken Narben, welche ich verursacht habe.

Er schlingt seine Arme um mich und fängt grässlich an zu weinen. Etwas weiter entfernt stehen Blaire und Blake, welche uns traurig beobachten.  

Noch lange stehen wir so da und weinen. Über den Schmerz, über die Schuld und über den Verlust.

Ich weiß nicht wann aber irgendwann stehen Blaire und Blake an unserer Seite und stehen uns bei. Es wird Zeit die Särge zu verschließen. Caleb fängt wieder an panisch zu weinen und erneut schlinge ich meine Arme um ihn.

Ein letztes Mal blicken wir in die leblosen Gesichter unserer Eltern. Ein letztes Mal, bevor ihre Gesichter für immer verschwinden.

Ich spüre eine starke Präsenz hinter uns.

Unser Rudel

Sie teilen unseren Schmerz.

Die Särge werden mit Erde zugeschüttet und unsere Eltern sind nun fort. Sie ruhen für immer. Ein lautes Heulen ertönt aus den Tiefen des Waldes. Unsere Grenzpatrouillen, die uns ihr Beileid aussprechen und den Verlust unseres Rudels verdeutlichen.

Ich streichle meinem Bruder beruhigend über den Rücken, doch das bringt nichts. Nichts könnte ihn, nichts könnte uns beruhigen. Nichts könnte uns in diesem Moment den Schmerz nehmen. Nicht das größte Glück der Welt könnte das.

Blake, der jetzt nun der Alpha ist, hält die Trauerrede. Es ist sehr schwer für ihn, das weiß ich.

Er wischt sich die Tränen weg und holt tief Luft.

„Es ist ein grauenvoller Tag. Ein Tag voller Leid, Schmerz und Trauer, doch so ist das Leben. Es ist grauenvoll, unerwartet und manchmal scheint es sinnlos zu sein. Julia und Jasper waren nicht nur meine Tante und mein Onkel, sie waren gute Wölfe. Sie waren gutherzig, fröhlich, liebevoll und das schönste was sie hätten vollbringen können, sind Caleb und Chuck"

Tiefe Narben 2 • MM Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt