Kapitel 40

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Caleb's Sicht

Der Schnee liegt so dick wie noch nie und die Welt scheint nun komplett weiß. Sie glitzert und bei dem Anblick könnte man denken, sie wäre frei vom Bösen, doch das ist sie nicht und wird es niemals sein aber das ist okay.

Es wird immer das Schlechte auf dieser Welt geben, doch zu lernen damit umzugehen hilft einen, es zu ertragen. Denn entweder man erträgt es oder man erstickt an der Last, die in einem ruht.

Blake hat mir geholfen es zu ertragen. Die Erinnerungen, Martins Gesicht und seine Art zu ertragen. Diese schrecklichen Alpträume hören langsam auf und suchen mich nun nicht mehr jede Nacht heim, doch begleiten werden sie mich bis zur letzten Nacht. Doch auch dies ist okay. Wir können unsere Vergangenheit nicht ändern, niemals und der erste Schritt ist, genau das zu akzeptieren. Lange Zeit konnte ich das nicht. Ich wollte die Zeit zurückdrehen, doch wusste innerlich es würde niemals geschehen. Die Verzweiflung fraß beinahe mein Herz, doch mein Mut zerstört zunehmend diese giftige Verzweiflung.

Man muss sein Schicksal selber in die Hand nehmen, denn unsere Zukunft ist nicht festgenagelt. Wir können sie verändern und formen wie wir wollen und bei diesem Schritt bin ich grade.

Blake und ich waren seit unzähligen Wochen mal wieder draußen, unter Leute. Wir mussten viel einkaufen und ich habe noch etwas Dekor gekauft. Es macht mir wirklich Spaß zu dekorieren und Blake war heute so geduldig mit mir. Wirklich niedlich.

Natürlich gab es Menschen, die geschaut haben aber ich habe gelernt oder eher bin dabei zu lernen mich selber zu lieben und zu akzeptieren. Ich kann meine Narben nicht ändern, also bleibt mir keine andere Wahl als sie zu akzeptieren, wenn ich glücklich werden will und das will ich. Das wollen wir.

Ich räume grade alles in die Küche und bereite schon mal alles für das Essen vor. Heute kommen einige aus dem Rudel zu uns und wir feiern die langsam eintreffende Weihnachtsstimmung. Es ist noch etwas hin aber die Zeit ist einfach so gemütlich und angenehm. Heiße Schokolade, Weihnachtsfilme, Spekulatius und Kuschel Sachen!

„Brauchst du Hilfe, baby?", lacht Blake. Er lacht darüber, dass ich nicht an die Töpfe ran komme.

„Ja", maule ich

„Wir sollten besser die Sachen nach oben lagern, die du nicht so oft brauchst", grinst er und holt mit Leichtigkeit die Töpfe raus, die ich brauche.

„Oder einfach so einen kleinen Hocker"

„Oh braucht meine kleine Mate einen Hocker?"

Geschockt schaue ich ihn an. Ärgert er mich wirklich grade?

„Ha ha. Wäre es dir lieber wenn ich groß wäre?"

„Aber nicht doch", er schlingt seine Arme um mich, „Ich liebe es wie klein du in meinen Armen bist. Wirklich goldig"

„Dann hör auf mich zu ärgern und räum stattdessen den Esstisch frei!"

„Okay", er küsst einmal meine Wange, bevor er den Tisch aufräumt.

Ich habe einiges hier umgestellt, eher Blake aber ich wollte es so. Ich wollte nicht mehr dieses Bild in meinem Kopf haben, wie Martin an unserem Tisch saß. Ich wollte alles ändern und das habe ich auch. Es hilft diese Erinnerungen loszuwerden, denn durch die Veränderung kommen mir die Erinnerungen nicht mehr so präsent vor.

Während ich das Essen zubereite, räumt Blake alles auf und stellt die Sachen so hin wie ich es möchte. Es hat sich alles verbessert. Das Haus. Ich. Blake. Wir. Unsere Beziehung und unsere Gesundheit.

Ich habe erst bei der Veränderung gemerkt, dass ich eine Art Komfort in meinem Schmerz gefunden habe. Es war einfacher, mich hässlich zu finden, als zu akzeptieren, dass die Narben nichts hässliches sind. Es war einfacher, die Träume und die Erinnerungen einfach geschehen zu lassen, als mich ihnen zu stellen und dagegen an zu gehen. Es war einfacher Blake alles machen zu lassen, als mit zu helfen. Mit zu helfen, uns und unsere Beziehung zu retten.

Tiefe Narben 2 • MM Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt