Melanie,meine Heldin

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Am nächsten Morgen wachte ich auf und ich war komplett übermüdet. Ich hatte nur drei Stunden geschlafen und ich konnte nicht klar denken. Diese schreckliche Nacht lief immer wieder in Dauerschleife in meinem Kopf ab. Ich konnte diese Gedanken nicht abstellen und es fühlte sich verdammt schlimm an.
Ich setzte mich auf und schaute auf. Alle waren weg. Anscheinend waren sie schon runter zum frühstücken gegangen. Ich entschied mich, auch runter zu gehen.
Mein Kopf und mein Magen fühlten sich sehr schwer an. Aber was am Meisten weh tat, war mein Herz. Wie konnte Tim dass mir nur antun? Wie konnte er sich den Respekt und das Recht nehmen, sowas zu tun?
Ich fühlte mich schrecklich. Aber es nützt nichts. Ich musste mich jetzt von Tim fernhalten. Daran wollte ich jetzt gar nicht denken. Das Leben ging weiter und dass war auch gut so. Ich musste mich jetzt eben auf andere Sachen konzentrieren, z.B auf meinen Gartendienst, den ich heute hatte.
Ich ging runter zu den anderen, um zu frühstücken. Ich blieb erstmal lange am Frühstückstisch stehen, weil ich nicht wusste, neben wem ich mich setzten sollte. Tim war zum Glück noch nicht da, deshalb hatte ich freie Auswahl. Ich setzte mich neben Sandro. Neben mir war der Platz noch frei. Nachdem mir alle ein " Guten Morgen" zugenuschelt hatten, griff ich nach den frischgebackenen Brötchen und schmierte mir dick Nutella drauf. Natürlich ohne Butter. Eine andere Regel gab es gar nicht. Ich brauchte jetzt dringend was süßes, sonst würde ich den Tag nicht überstehen und ich durfte auf keinen Fall heute auf Tim stoßen.
Dass wäre die Hölle.
Direkt nachdem ich dass aber gedacht hatte, schlug mein Tag zu einem Alptraum um. Denn plötzlich stand Tim in der Tür, auch komplett fertig und seine Haare durcheinandergewirbelt.
Meine Atemzüge wurden schneller. Was würde jetzt passieren? Tim ging direkt auf mich zu. Meine Atemzüge wurden noch schneller, aber diesmal nicht wegen Aufregung. Er wollte sich neben mich setzten, dass merkte ich sofort. Doch Melanie merkte es, stand von ihrem alten Platz auf und setzte sich ohne mit der Wimper zu zucken neben mich. Tim schaute mich durchdringlich  an. In seinem Blick lag eine Mischung aus Trauer, Enttäuschung und Verwirrtheit.
Ich traute mich nichtmal, ihn anzuschauen. So gedemütigt war ich. Melanie machte keine Gestalten, mir die Hand auf meine Hand zu legen oder auf meine Schulter. Sie lächelte mich nur an und fragte: "Alles ok?" Ich nickte. "Geht." Ich wollte sie gestern Nacht nicht verwirren, doch die plötzliche Geste war mir einfach zu viel gewesen in dem Moment, auch wenn sie behutsam war. Ich freute mich einfach, dass sie so viel Verständis hatte und ich war extrem dankbar dafür.
Melanie flüsterte mir zu: " Du kannst jetzt ab heute immer auf dem Sofa schlafen bis wir dir ein eigenes Zimmer eingerichtet haben. Ist das ok?" Ich nickte nur. Aber im Innern spürte ich sehr tiefe Verbundenheit. Melanie war extrem lieb zu mir.
Nachdem ich gefrühstückt hatte, stand ich auf, um mich an die Gartenarbeit zu machen. Als ich gerade aus der Tür gegangen bin, rufte mich jemand. " Warte mal, bitte, Alex!" Ein Schauer durchlief meinen Rücken, ich wollte auf gar kein Fall mit Tim reden, aber ich wusste, dass er mich dann nicht in Ruhe lassen würde.
Ich drehte mich um. " Ja, was willst du noch von mir? Mich vielleicht nochmal belästigen?" Ich schaute ihn wütend an. Da war nur noch Wut in mir, die Trauer war verflogen. " Jetzt sei doch nicht. Wieso willst du nichtmehr mit mir in einem Zimmer schlafen? Es war doch sehr schön!" Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Was hatte er da gerade gesagt? " Es war doch sehr schön?" Ich so perplex, dass das meine Wut nur noch steigerte. " Sag mal, was ist eigentlich mit dir los? Du hast mich gestern Nacht belästigt. Du wolltest mit mir schlafen; obwohl du ganz genau wusstet, dass ich dass nicht möchte! Ich habe dir genug Anzeichen gegeben, also tu jetzt bitte nicht auf so erbärmlich und behaupte nicht, dass du dass nicht gemerkt hast. Weißt du was? Du bist ein einsames, erbärmliches, wiederliches Arschloch, dass nicht genug Liebe von seinen Eltern geschenkt bekommen hat!"
Ich wartete erst gar nicht auf seine Antwort ab, sondern stürmte Richtung Garten. Ich hatte zwar meine Kontrolle verloren, aber das zu recht. Tim war für mich gestorben. In seinem Kopf dachte ich mir die schlimmsten Tragödien aus.
Er würde ein so schlechtes Gewissen bekommen, dass er sich in dem großen Keller hier erhängen würde und ich würde ihm keine einzige Träne nachweinen. Er ertränkte sich vor Scham selber im Fluss und es würde mir keine einzige Sekunde leid tun. Oder am Besten würde er kein Selbstmord begehen, sondern er würde an einer qualvollen Pest sterben, die ich erfinden würde oder ich könnte ein Auftragskiller bestellen, der ihm den Körper aufschlitzte.
Ok, Alex beruhig dich mal. Tim den Tod zu wünschen, war jetzt keine Lösung. Aber ich war so mit meinen Gedanken, Gefühlen und Emotionen durcheinander, dass ich nicht klar denken konnte.

Auf der Spur meines eigenem MördersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt