Wir waren für den restlichen Tag sehr geschafft und wollten uns einfach nur ausruhen. Ich und Melanie stützen Sophie unter dem Arm, weil sie noch sehr schwach war.
Sie hatte einen aufwühlenden Blick und starrte in die Leere. Als wir zuhause angekommen waren, sah uns Sandro und fragte sofort, was passiert sei, weil wir alle komplett fertig aussahen. Melanie sagte nur: "Wir gehen in dein Zimmer, dann erklär ich dir alles. Alex, kannst du bitte Sophie auf ihr Zimmer bringen? Sie ist sehr erschöpft." Ich nickte und brachte sie nach oben. In ihrem Zimmer angekommen, legte ich sie aufs Bett, zog ihre Schuhe aus deckte sie behutsam zu. Als ich mich umdrehte, bemerkte ich Tim hinter mir, der am Türrand stand. Er hatte keinen freches Grinsen aufgesetzt, sondern wirkte sehr ernst. Er schaute mich an. " Meinst du, sie wird jetzt schlafen?" Ich nickte. " Ja, sie ist noch nicht ganz bei sich, sie war ja eben noch in ihrer Errinerung gefangen." Tim sah verständnisvoll aus. "
Ok, dass ist wirklich gut!" Ich schaute ihn lange an. Ich war nicht mehr wütend, trotzdem sehr traurig. Eigentlich wollte ich mich ablenken, doch dann passierte dass mit Sophie und das führte nicht gerade dazu, dass meine Gefühle sich beruhigt hatten. Eine Weile starrten wir uns an. Tim sagte irgendwann: " Ja, also, ich geh dann mal. Wenn Sophie noch was braucht oder vielleicht auch du, sag Bescheid, ja?" Ich nickte. Ich spürte, dass ich ihn nicht gehen lassen konnte. Es waren jetzt schon fast eine Woche vergangen, seidem ich hier war und ich merkte, dass ich Tim nicht aus meinem Kopf bekam. Egal, was ich versuchte, es funktionierte nicht.
Klar, er war viel zu weit gegangen, aber trotzdem, nachdem diese Zeit vergangen war, konnte ich die Gefühle, die sich bei mir für Tim entwickelten, nicht leugnen. Ich machte einen Schritt auf ihn zu, nahm seine Hand und schaute ihn an. Ein bisschen Verletzlichkeit lag in meinem Blick. Ich nahm meine Hand und räumte ihm eine schwarze Haarlocke aus der Stirn. Tim schaute mich an. Ich konnte seinen Blick nicht deuten. Ich spürte, dass mein Herz klopfte und ich konnte ihn nicht aufhören, ihn anzuschauen.
Tim ging es genauso. Er hielt meine Hand so fest, als hätte er Angst, dass ich ihn loslassen würde. Langsam beugte ich mich zu ihm, doch Tim blockte ab. Mal wieder. Er sagte mit trauriger Stimme: " Tut mir Leid, Alex, aber ich kann dir das antun. Du hast gesagt, du willst Abstand und ich muss das respektieren. Mach doch nicht, was du nicht willst." Dann ließ er mich los und ging. Nichtmehr Tims Hand in meiner zu haben, fühlte sich schwer an. Ich flüsterte, obwohl da niemand mehr war: " Und wenn, wenn ich es will, was machst du dann Tim?"ch war richtig verzweifelt. Ja, es stimmte, ich wollte Abstand. Aber ich hatte auch gemerkt, dass ich Tim anziehend fand und langsam Gefühle aufbaute. Ich war auch nicht mehr wütend, weil ich die Ehrlichkeit in Tims Augen gesehen hatte. Jeden Tag mit ihm zusammen zu sein, fiel mir ziemlich schwer, weil es meine Bindung nur zu ihm stärkte und es sehr schwer war, den Kontakt zu meiden. Wieso musste Tim das tun?
Wieso wollte er in einem Moment die ganze Welt von mir haben und jetzt ließ er mich fallen, nur, weil er mich beschützen wollte? Das tat ziemlich weh und enttäuschte mich. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. "Kommst du runter? Sophie will uns ihre Errinerung schildern." Ich drehte mich um. Melanie stand hinter mir und guckte mich an. "Ja ich komme." "Alles in Ordnung?" Ich nickte. Auch wenn ich Melanie vertraute, gerade wollte ich einfach nicht über meine Gefühle reden. Jetzt wollte ich mich auf die Gruppe konzentrieren.
Ich ging mit Melanie runter. Da saßen alle versammelt am Tisch. " Da bist du ja, wir haben alle schon auf dich gewartet." sagte Tommy erfreut. Ich setze mich hin. Ich freute mich, dass alle mich so freundlich aufnahmen. Sandro nickte Sophie zu. " Ok, da wir alle da sind, kannst du uns gerne von deiner Errinerung erzählen." Alle sahen Sophie gespannt an. " Also, es war ziemlich gruselig. Ich ging mit Melanie in die Stadt rein.
Wir kamen nicht weit und mir wurde so schlecht, dass ich mich fast übergeben musste. Es bewegte sich alles plötzlich um mich rum und dann wurde ich ohnmächtig. Ich wachte auf und sah einen wunderschönen Garten mit vielen Blumen. Ich war plötzlich wieder ein kleines Kind, vielleicht so 10 Jahre. Meine Freundin, Sara, stand neben mir. Das war das Nachbarsmädchen, mit dem ich früher immer gespielt hatte. Ich spielte mit dem Mädchen eine Weile lang. Wir schaukelten, wir rutschten, wir bauten Sandburgen.
Es gab alles in diesem Garten. Gerade als mir Sara ein Geheimnis erzählen wollte, hörte ich plötzlich ein Singen von ganz vielen Stimmen. Sie sangen das Lied "Bruder Jakob" und ich sang mit, weil es mein Lieblingslied war. Mit dem Gesang stimmten Glocken ein. Sie klangen ganz hell und ich wunderte mich, weil es eigentlich keine Kirche in diesem Ort gab. Dann wachte ich auf und sah euch. Es war eine sehr schräge Errinerung, denn ich habe schon in den letzten Tagen immer darüber nachgedacht hatte, ob ich in meinem alten Leben eine Freundin hatte.
Es war eine schöne Errinerung für mich, dennoch ging sie zu lang. Es war gut, dass ihr mich zurück geholt hattet. Wäre ich länger gelieben, hätte ich mich wahrscheinlich verloren."
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Auf der Spur meines eigenem Mörders
Mystery / ThrillerEin Junge wurde ermordet und ist in das Reich des Lichts gekommen, dort werden ihm ein Teil seiner Erinnerungen weg genommen.Bei der Suche diese wieder zu kriegen,gelangt er auf die Erde und wird von den sogenannten Sammlern verfolgt,eine Killerein...