Chapter Twenty-Six

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 » Sag mal hast du sie noch alle, Seraphine?«

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» Sag mal hast du sie noch alle, Seraphine?«

Unbeeindruckt drehte sie sich zu mir um. Zupfte an ihrem schwarzen Zopf und spitze die Lippen. » Ach komm schon Yves, wir wissen doch beide wer du bist.«

» Erstens: Du hast überhaupt keine Ahnung wer ich bin. Zweitens: War das gerade kein Angriff auf mich, sondern auf Azula. Meinst du wirklich sie müsste sich hochschlafen? Wenn sie wollen würde, könnte sie mit Leichtigkeit diesen Laden übernehmen, was du nicht kannst, weil du für immer nur eine Kellnerin sein wirst.«

Jetzt regte sich etwas in ihrem Gesicht. Sie hasste es, wenn man auf ihre Leistung ging und ja, sie war hier die beste Kellnerin, die wir hatten, aber Azula hatte schnell und viel dazugelernt im letzten Monat. Sie könnte Seraphines Position einfach so einnehmen, wenn ich sie rausschmeißen würde. Seraphine war einfach nur neidisch, neidisch auf jeden der mehr Aufmerksamkeit bekam als sie, der ansatzweise so gut sein konnte wie sie.

Früher war sie nett und schüchtern, konnte kaum ein Wort mit den Gästen wechseln, mittlerweile machte sie das so als würde es ihr nichts ausmachen. Ehrlich gesagt, war ich dafür ziemlich stolz auf sie, aber mittlerweile ist sie einfach nur noch unfreundlich zu ihren Kollegen und das kotzt mich an.

Ihr gehörte dieser verdammte Laden nicht einmal.

» Drittens: Höre ich, dass du zu ihr etwas derartiges noch einmal sagst, werfe ich dich raus und sorge dafür, dass du nirgendwo mehr einen Job findest.«

» Ach bekommt man deinen Schutz erst dann, wenn man deinen Schwanz lutscht? Dann weiß ich ja, was ich falsch gemacht habe - wobei, eigentlich nicht, weil ich das gar nicht wollen würde. Hm« Mit dem viel zu hohen ›Hm‹ zuckte sie mit ihren Schultern.

Ich rollte mit den Augen. » Du weißt, dass ich keine Angestellte jemals angefasst habe, also hör auf so einen Scheiß zu reden. Ich weiß nicht wieso du Azula als eine so große Gefahr betrachtest, aber du brauchst diesen Job genauso wie sie.«

» Ich könnte überall einen Job finden«, sagte sie.

» Achso? Na dann, wieso bist du noch hier?«

Ihr Schnauben war leise. Sie wusste es genau, unser Restaurant war das bestbewerteste in ganz Bristol, jeden Tag wurde uns die Tür eingerannt und wir bezahlen weit mehr als den Mindestlohn.

» Wenn du es doch so gut drauf hast, dann-«

» Yves.« Die Stimme meines Bruders schnitt mir das Wort ab.

Ich sah ihn kurz an, wie er da mit verschränkten Armen und zusammengezogenen Brauen da stand. Also sah ich Seraphine nochmal an.

» Noch einmal und du bist raus, Seraphine und besser behandelst du sie wie einen Menschen.« Meine Beine gingen an ihr vorbei, alles in mir schrie danach, wieder zurück zu Azula zu gehen. Vielleicht dort weiterzumachen wo wir aufgehört hatten, vielleicht sie einfach nur in den Arm zu nehmen und ihr zu versichern, dass alles gut war, doch meine Beine trugen mich zu Henry. » Ich muss nach Azula sehen«, waren die ersten Worte, die ich rausbrachte, bevor er überhaupt die Möglichkeit hatte mir eine Predigt zu halten, die ich mir nicht zu Herzen nehmen würde.

» Was ist passiert?«, fragte er.

Kurz darauf lief Seraphine an uns vorbei in den Verkaufsbereich.

» Seraphine meinte, Azula würde sich hochschlafen.«

» Das war zwar nicht was ich gemeint hatte, aber.. Was?!«

Ja, es war dieses ›Was‹ mit Frage- und Ausrufezeichen, weil es selbst für die tiefe Stimme meines Bruders hoch und schrill klang.

» Was meintest du dann?«, fragte ich, weil ich es nicht weiter ausführen wollte. Nicht bevor ich nicht mit Azula gesprochen hatte.

» Gestern Abend.«

Ich zuckte mit den Schultern. » Keine Ahnung«, log ich, aber er würde es mir glauben, weil es nicht das erste Mal gewesen wäre.

Ja, keine Ahnung mehr wie ich zu Azulas Wohnung gegangen war und was passierte, bevor ich auf dem Bett saß und wartete und wartete. Erst kurz bevor Henry gegangen war, setzte meine Erinnerung wieder ein.

Und alles was wir gestern ausgetauscht hatten.

Ich drehte meinen Kopf, als hätte ich sie gespürt. Azula kam aus dem Personalraum. Ich scannte ihr Gesicht. Keine Tränenspuren, nichts. Doch ich sah an ihren bebenden Fingern, dass sie noch ein wenig aus der Fassung war.

Ich streckte ich meine Hand hin, als sie nah genug war, doch sie nahm sie nicht, sondern kam so auf mich zu, dass ich sie in den Arm nehmen konnte. Mit war scheißegal, dass Henry genau neben uns stand.

Wenn Azula da war, ging alles nur noch um sie.

» Alles in Ordnung?«, fragte ich in ihre braunen Wellen hinein.

» Ja, ich.. ja.« Sie lehnte sich gegen mich und ich küsste ihren Kopf, bevor ich meinen hob.

Henry sah uns an, was Azula aber nicht mitbekam. Er versuchte die Situation abzuschätzen. Doch er wusste, dass ich kein Mensch war, der andere tröstete, der Frauen öffentliche Liebesbeurkundungen gab, es sei ich würde einen Quickie schieben wollen, aber das würde anders aussehen. Ich hier Menschen auf Abstand und würde nie jemanden so an mich pressen, wie ich es mit Azula tat.

Das wusste er alles und ich denke, deshalb lächelte er nur leicht, bevor er Richtung Küche ging. » Eure Schicht fängt in drei Minuten an«, sagte er nur.

Azula war ziemlich unkonzentriert. Nicht so wie am Anfang, machte sie dieses Mal aber trotzdem keine Fehler. Ich beobachtete, wenn ich mal vorne war, wie sie um Seraphine einen Bogen machte und wie Seraphine sie beäugte - das Pokerface aufgerichtet. Ich wollte nach meiner Schicht gar nicht gehen, ich hätte Henry beinah angefleht, ob ich bei ihm in der Küche bleiben könnte, obwohl er gewusst hätte, dass ich kaum einen Handschlag tat und vorne gewesen wäre um die Bestellungen entgegen zu nehmen.

Dann ist mir eingefallen, dass ich hier tun und lassen konnte was ich wollte. Also saß ich noch weiter vorne, half Loris vorne die Gläser einzuräumen, füllte die Flaschen mit auf. Hauptsache ich konnte schauen, dass es Azula gut ging.

Aber ich hatte ihr ein Versprechen gegeben, deshalb musste ich irgendwann gehen. In ihrer längst überfälligen Pause, erzählte ich ihr, was ich zu Seraphine gesagt habe und Azula bloß nicht denken sollte, dass ihre Worte irgendwas bedeuteten. Was ein Mensch Seraphine war und niemand anderes so von ihr denken würde. Dann musste ich sie allein lassen, aber ich werde dafür Sorgen, dass ihr Abend gut lief.

 Dann musste ich sie allein lassen, aber ich werde dafür Sorgen, dass ihr Abend gut lief

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Two Empty HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt