John POV
Schweißgebadet schrecke ich aus meinen Schlaf hoch. Während ich versuche meinen Atem und Herzschlag zu beruhigen, kreisen meine Gedanken wie verrückt um die Träume die ich jetzt schon seit einem Monat habe, die Träume die ich, seitdem ich wieder in London bin, habe. Es sind die traumatischen Erlebnisse aus dem Krieg die mich wieder einholen. Noch immer höre ich die Schreie die unter den Geräuschen der Maschinengewehre drohen unterzugehen in meinen Ohren und dann diesen Schuss der viel zu nahe ist und dann höre ich nichts mehr, zu stark ist der plötzliche Schmerz. Unterbewusst fahre ich mit meiner Hand über die große unschöne Narbe an meiner linken Schulter, die Stelle an der sich dieser Schuss ein Loch durch meinen Körper gebohrt hat.
Aber die Erinnerungen sind ja nicht mal das Schlimme an diesen verdammten Träumen. Nein, das Schlimme ist welche Träume ich durch diese Kriegserlebnisse nicht mehr träume. Ich vermisse meine alten Träume. Ich vermisse ihn. Ich vermisse den unglaublichen Mann von dem ich jede Nacht, seitdem ich den Krieg gezogen bin, geträumt habe. Seufzend lasse ich mich wieder in mein Kissen fallen. Es ist eine sehr komische und wirklich komplizierte Geschichte. Ich habe von Sherlock geträumt und Sherlock hat von mir geträumt. Wie das möglich ist weiß ich, so sehr wir beide auch nachgeforscht haben, auch nicht. Sherlock hatte mehrere Theorien aber keine wirklich handfesten Erklärungen. Es hat ihn fast verrückt gemacht, dass es etwas gab das er sich nicht erklären konnte, dass wir beide unsere Träume in dieser immer gleichen Wohnung mit den zwei immer gleichen Sesseln teilen, obwohl wir keinerlei nachvollziehbare Bindung zueinander haben. Und ich weiß auch wie verrückt und absolut hirnrissig es klingt wenn ich jetzt sage das ich mich in den Mann den ich nur in meinen Träumen sehe, weshalb immer noch die Möglichkeit besteht das ich mir ihn nur ausgedacht habe, verliebt habe, aber es ist so. Er ist wunderschön, unvorstellbar schlau, mutig und total witzig. Selbst seine wirklich sehr eigenen Charaktereigenschaften sind, wenn auch sehr anstrengend, irgendwie liebenswert.
Ich weiß nicht ob ich ohne ihn die schwere Kriegszeit überstanden hätte. In der ersten Nacht nachdem ich an der Schulter getroffen wurde, hat er sich mehr Sorgen gemacht als ich es getan habe. Ich hatte vor ihn zu treffen, sobald ich aus Afghanistan raus war um mir zu beweisen das er echt ist, aber jetzt träume ich nicht mehr von ihm. Was ist wenn ihm etwas passiert ist? Zuerst hatte ich geglaubt er hätte nur wieder vergessen zu schlafen aber ich habe jetzt schon zu lange nichts mehr von ihm gehört. Was ist wenn er wieder mit Drogen angefangen hat? Oder... oder schlimmer? Schnell schüttle ich mein Kopf. Daran möchte ich gar nicht denken. Was ist wenn ich mir Sherlock doch nur ausgedacht habe? Wenn ich mich in einen Mann, den mein Unterbewusstsein für den Krieg geschaffen hat um mit meinen eigenen Problemen fertig zu werden, verliebt habe? Wenn ich einfach im Krieg verrückt geworden bin?
Ich sollte wirklich aufhören mir seit meiner Ankunft in London immer nur die gleichen Fragen über Sherlock zu stellen und mich darauf konzentrieren aus diesem Loch raus zu kommen und in eine ordentliche Wohnung, die vielleicht trotz diesen Mietpreisen sogar in London ist, zu ziehen. Seufzend stehe ich mich mithilfe des Stocks, der neben meinem Bett lehnt, auf, ziehe mich mühsam um und gehe aus der Tür.
„John! John Watson!" verwirrt drehe ich mich in die Richtung aus der die Stimme kommt und sehe einen etwas rundlichen Mann der lächelnd auf mich zu kommt. „Mike. Mike Stamfoot." stellt er sich vor. „Wir waren zusammen am Bart's." Jetzt erinnere ich mich wieder. Wir haben zusammen studiert. Er hat sich verändert, also vor Allem hat er zugenommen. „Stimmt. Entschuldigung. Mike." sage ich und schüttle seine mir ausgestreckte Hand. „Hallo, hi." Etwas grinsend zeigt er sein Körper. „Ja, ich weiß ich bin fett geworden." „Nein." versuche ich überzeugend rüber zu bringen. „Ich habe gehört du läufst irgendwo als Zielscheibe rum. Was ist passiert?" Fast hätte ich einfach nur genervt auf diesen verdammten Stock gezeigt. Ich antworte aber einfach nur knapp: „Ich wurde getroffen." Mike sieht mich mit einer Mischung aus Mitleid, Scham und Sorge an.
Nachdem wir uns beide einen Take-away-Kaffe gekauft hatten, setzen wir uns auf eine Bank im Park vor unserem alten College. Gekonnt ignoriere ich den besorgten Blick den mir Mike die ganze Zeit zuwirft und sehe auf das alte Gebäude neben uns. „Du bist also immer noch am Bart's?" frage ich um die entstandene peinliche Stille zu unterbrechen. „Ich unterrichte jetzt. Schlaue kleine Kids wie wir es früher waren. Gott, wie ich sie hasse." Nachdem wir beide kurz gelacht haben, setzt Mike wieder diesen mitleidigen Blick auf den ich im letzten Monat einfach zu oft gesehen habe. Wieso musste ich auch angeschossen werden? Wenn ich doch wenigstens mit Sherlock reden könnte. „Was ist mit dir? Bleibst du in der Stadt?" Schön wärs. Nur wie? „Ich kann mir London nur mit der Militärpension nicht leisten." Er lächelt mich aufmunternd an aber der Blick in seinen Augen bleibt. „Du könntest es doch nicht ertragen irgendwo anders zu sein. Das ist nicht der John Watson den ich kenne." Ich weiß nicht ob er Recht hat. Leise erwidere ich: „Ich bin nicht mehr der John Watson..." Mitten im Satz breche ich ab. Ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll. Der Krieg verändert wohl Leute. Mike guckt etwas beschämt weg, als wüsste er nicht was er weiter sagen sollte um mich aufzumuntern und nimmt einen Schluck Kaffe aus seinem Becher. Ich nehme meinen Becher aus linken in die rechte Hand, als ich spüre das der Tremor in der linken Hand wieder stärker geworden ist. Während ich versuche ihnen irgendwie unter Kontrolle zu bekommen indem ich eine Faust mit der zitternden Hand bilde, sieht Mike wieder zu mir. „Könnte Harry dir nicht helfen?" Bei dem Gedanken das mir meine Schwester helfen würde lache ich kurz sarkastisch auf. „Als ob das je passieren würde." Mike zuckt mit den Schultern. „Ich weiß ja nicht. Zieh doch in eine WG." Ihm gehen wirklich die Ideen aus. „Wer will sich schon mit mir eine Wohnung teilen?" Mike fängt leise an zu lachen. „Was?" „Du bist jetzt schon die zweite Person die das heute zu mir gesagt hat." Ich sehe ihn an. Vielleicht könnte ich mit der anderen Person in eine Wohnung ziehen, schließlich suchen wir beide eine Wohnung und zu zweit kann man sich vielleicht irgendwas in London leisten. „Wer war der Erste?"
DU LIEST GERADE
Johnlock Oneshots
أدب الهواةJohnlock Oneshots Deutsch Meistens Fluff Ich rate euch zu den später geschriebenen Oneshots dieses Buches zu gehen, denn die sind deutlich besser.