Kapitel 2

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Sicht Phil

Das Mädchen sah so ängstlich aus und hielt sich schmerzerfüllt den Bauch.
Warum ist sie so zusammengezuckt, als ich sie berührte?
Warum ist sie einfach weggelaufen?
Und vor allem, wie konnte sie unter Schmerzen so verdammt schnell rennen?

Auf dem Weg nachhause gingen mir diese Fragen immer wieder durch den Kopf.

In der WG angekommen, setzte ich mich erstmal erschöpft auf das Sofa und nahm mir vor, mal wieder mehr Sport zutreiben. In dem Moment betrat Alex das Wohnzimmer, ein guter Freund von mir und auch Notarzt.

„Was ziehst du den für ein Gesicht?Du siehst aus, als hättest du gerade erfahren, dass es keinen Nachtisch gibt.", Alex lachte herzhaft auf.
Um weitere Fragen zu vermeiden, erzählte ich ihm die ganze Geschichte und er schien ziemlich überrascht.

Am Abend konnte ich nur schlecht einschlafen, ich musste immer an dieses Mädchen denken, was hatte ich nur falsch gemacht, dass sie einfach so weggelaufen war? Meine Unruhe bemerkte auch meine Freundin Paula, die sich neben mir murrend beschwerte, dass ich endlich schlafen solle.

Sicht Sophie

Nach dem Sprint war ich völlig erschöpft und ließ mich erstmal in einer kleinen Seitenstraße, an einer Hauswand zu Boden gleiten.

Warum genau bin ich eigentlich weggerannt?

Und warum zur Hölle hat dieser Typ sich für mich interessiert?
Na ja, weg gerannt war ich wahrscheinlich, weil ich Aufmerksamkeit hasste und meine Mutter nicht herausbekommen sollte, was in der Schule so passiert. Aber warum sich der Typ für mich interessierte, konnte ich mir wirklich nicht erklären.

Als es langsam zu dämmern begann, ging ich nachhause und ließ mich in mein Bett fallen. Ich musste eingeschlafen sein, denn ich hörte wie meine Mutter wieder leise die Tür schloss, aber um aufzustehen, fehlte mir jede Motivation, also schlief ich einfach wieder ein.

Am nächsten Morgen wurde ich von lauten Geräuschen in der Küche geweckt. Ich musste entsetzt feststellen, dass ich nur noch ein paar Minuten hatte, bis der Bus kam. Also kämmte ich nur schnell meine Haare und rannte zum Bus. Mal wieder, ohne etwas gegessen oder getrunken zu haben.

Zu meinem Erstaunen kam den ganzen Tag über nicht ein Kommentar von Timo und ich konnte ohne besondere Vorkommnisse nach Hause gehen. Auf dem Weg hielt ich noch kurz beim Supermarkt an, um die wichtigsten Sachen für das Abendessen einzukaufen. Noch bevor ich den Supermarkt betreten konnte, machte sich bemerkbar, dass ich heute noch nichts zu mir genommen hatte. Mir wurde mal wieder schwindlig, da ich es aber schon gewohnt war, hatte ich mich relativ schnell wieder unter Kontrolle.

In dem Moment, wo ich die Milch aus dem Regal nahm, wurde mir auf einmal ganz komisch und schwarze Punkte drängten sich in mein Sichtfeld, ich versuchte sie wegzublinzeln, nur leider funktionierte das nicht ganz so wie geplant und so wurde ich in die endlose Schwärze gezogen.

Sicht Alex

Ich ging gerade meine Einkaufsliste durch, als ich ein junges Mädchen, mit langen braunen Haaren, am Milchregal stehen sah. Sie schwankte verdächtig von links nach rechts, so als wäre ihr schwindlig. Gerade als ich auf sie zuging, um sie darauf anzusprechen, sackte sie in sich zusammen. Noch gerade rechtzeitig konnte ich das Mädchen vor einer harten Bekanntschaft mit dem Boden bewahren.

Ich kniete mich zu ihr und schlug ihr leicht auf die Wange.
„Hallo, kannst du mich hören, mach mal bitte die Augen auf", es dauerte nicht lange, da öffnete sie die Augen und sah mich entsetzt an.
„Gehts dir wieder besser"
Darauf nickte sie nur und wollte direkt aufstehen, bestimmt drückte ich sie wieder runter, da es mir zu heikel war, nicht das sie direkt wieder umkippt und sich noch den Kopf verletzt.
„Ich bin übrigens Alexander Hetkamp, du kannst mich aber gerne Alex nennen und du bist?"
„Ähm ... Sophie ... mein Name ist Sophie, darf ich jetzt bitte wieder aufstehen", an ihrer Stimme konnte ich deutlich hören, dass sie gereizt war.
„Natürlich darfst du aufstehen, aber mach langsam".

Mit meiner Hilfe stand sie wieder sicher auf beiden Beinen. Sie wollte gerade gehen, als ich sie noch kurz an ihre Schulter berührte, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie zuckte heftig zusammen, hatte sich aber schnell wieder gefangen.
„Bist du sicher, dass es dir wieder gut geht?"
„Ja mir geht es gut, ich habe nur zu wenig getrunken."

Sicht Sophie

Boah, der Typ war wirklich hartnäckig, nur weil mir kurz schwarz vor Augen war, so ein Drama zu machen. Genervt von der vielen Aufmerksamkeit, verabschiedete ich mich bei ihm und bezahlte noch schnell den Einkauf.

Zu Hause angekommen, lernte ich mal wieder, da ich durch die letzten Tage ziemlich in Verzug gekommen war. Als ich meinen Deutschhefter auspackte, fiel mir das misslungene Diktat in die Hände. Eine 3-, Ja es war ärgerlich, aber ich fand es nicht so schlimm, nur wie sollte ich das meiner Mutter beibringen? Also beschloss ich ein leckeres Abendbrot zu kochen und es ihr dann einfach zu geben.

Beim Kochen lief so einiges schief, das Wasser für die Kartoffeln lief über und ich musste den halben Schrank entwässern. Mein Schnitzel war mir angebrannt, sodass ich von vorn anfangen musste. Irgendwann hatte ich es dann aber doch geschafft, ein halbwegs schmackhaft aussehendes Schnitzel mit Kartoffeln und Butterbohnen auf den Tisch zu bringen.

Mein „Perfektes"LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt