Kapitel 10

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Felix POV

"Alles was du gekauft hast ist so lecker." Lobe ich ihn. "Gekauft? Ich habe es selbst gemacht." Verwundert blicke ich ihn an. "Ganz sicher, das du nicht den falschen Beruf gewählt hast und eigentlich Koch werden solltest?" Er schmunzelt. "Nein, ich glaube ich habe alles richtig gemacht." "Meine Kochkünste sind quasi nicht vorhanden. Ich backe lieber." Er zuckt mit den Schultern. "Beide Dinge liegen ja relativ nah aneinander." Ich wende meinen Blick zurück aufs Feld und werde vom Geruch des Lavendels überrollt, der immer stoßweise zu uns herüber weht. Wie hast du diesen Platz gefunden?" Frage ich und nehme mir noch eine Sushirolle. "Wenn ich auf Chans Hund aufpasse -Chan ist ein guter Freund- dann fahre ich meist hier her und dann hat das Feld angefangen zu blühen..." Ich nicke.

Plötzlich steht Changbin auf und fängt an Lavendel zu Pflücken. "Bringst du mir auch ein paar?" "Die sind für dich." Ich fange wieder an zu grinsen und mein Gesicht wird warm. Wahrscheinlich schon zum hundertsten Mal an diesem Tag und ich fühle mich gut. Der einunddreißig jährige überreicht mir den kleinen Strauß und setzt sich neben mich. "Musst du zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein?" Ich sehe ihn mit einem 'Ist-das-dein-ernst-Blick' an. "Ich bin neunzehn, Changbin. Meine Eltern lassen mir meine Freiheit. Natürlich habe ich geschrieben, das ich noch eine Weile weg bin, aber wir haben viel Zeit." Er nickt und sieht mir zu, wie ich die längsten Lavendelstängel heraussuche und sie miteinander verbinde.

Vorsichtig lehne ich mich an ihn und nehme seinen Arm, um den Umfang grob zu schätzen. "Was machst du gerade auf der Arbeit?" Frage ich und sehe ihn von unten her an. Er jedoch hält sich einen Finger vor den Mund. "Ich bin zum Stillschweigen verpflichtet." Ich nicke nur. "Dann sag es mir, wenn du es nicht mehr bist." Ich verflechte noch ein paar Lavendelstängel miteinander. "Was genau willst du nach dem Abi machen?" "Ich will Neurochirurg werden ." Er zieht die Augenbrauen nach oben. "Das habe ich nicht erwartet." Ich nicke stolz. "Ist es so abwegig?" "So meinte ich das nicht." Er zieht die Augenbrauen zusammen. "Ist okay." Lache ich und fahre über seine Stirn, die sich wieder etwas entspannt. "Ich will Menschen helfen, so wie du es machst. Nur auf einem anderen Weg. Das empfinde ich als die passendste Möglichkeit für mich."

Ich nehme seinen Arm erneut und verbinde die Enden des Armbandes miteinander. "Lila steht dir gut." Meine ich und sehe das leichte andeuten eines lächeln. "Ich trage lieber schwarz." "Du bist immer sehr Ernst oder?" Er sieht mich direkt an, als hätte ich etwas seltsames gesagt. "Das finde ich absolut nicht schlimm. Es war nur eine Feststellung." Währe ich mich gegen den Ernsten Ausdruck auf seinen Zügen und lache verlegen, als die Stimmung plötzlich seltsam wird. Verlegen sehe ich auf das Feld vor uns, das langsam in oranges Licht gehüllt wird. Er nimmt mein Kinn und beugt es etwas nach oben, in seine Richtung. "Vielleicht bin ich auch einfach nur unglaublich mysteriös." Ich lache und dank seines Kommentars wird das unangenehme Schweigen im Keim erstickt. "JA, daran wird es liegen." Ich beuge mich weiter zu ihm und spüre seinen Atem auf meinen Lippen. Alles an ihm ist so wunderschön und ich würde fast schon sagen angsteinflößend, denn seine Ausstrahlung hat etwas ganz besonderes an sich.

Noch bevor ich mich darauf Vorbereitet habe, legt er seine Lippen auf meine. Ich schmecke den letzten Rest des Essens und werde komplett in seinen Bann gezogen. Zuerst war es ein leichter flüchtiger Kuss, doch ich will ihn nicht beendet. Changbin zieht meine Taille näher zu sich und ich kann mich auf seinen Beinen niederlassen. Die kälte entweicht meinem Körper immer mehr, denn seine Arme umschließen meinen Rücken und wärmen mich. Sobald er meine Lippen komplett für sich gewinnt und ich mich ihm völlig hingebe, schiebt er seine Zunge zwischen meine Zähne. Ich weiche von ihm und sehe in seine fragenden Augen. Doch ich strecke meine Zunge heraus "Zungenpiercing." Jetzt entdecke ich das geliebte lächeln auf Changbins Gesicht erneut. "Als ob mich sowas stört." Ich fange an zu grinsen, was sofort von seinen Lippen verschluckt wird.

Changbin küsst so perfekt, das ich kurz daran zweifle, ob er nicht doch eine Illusion meines Unterwegsseins ist und ich nicht gerade mit Fieber im Bett liege. Mit einer solchen Ruhe und Intensität, das ich kurzzeitig alles vergesse und einfach nur hier bin. Wie kann ein solcher Mensch nicht schon längst vergeben sein?

Meine Hände vergraben sich in seinen Haaren und ich spüre seine Hände schon eine ganze Weile unter meinem Shirt auf meinem Rücken. Doch diese ziehen sich irgendwann zurück und auch seine Lippen lassen von meinen ab. "Wir sollten hier stoppen." Meint Changbin leise und küsst meine Stirn. "Was ist, wenn ich nicht will?" Frage ich leise und lege meinen Kopf in seine Halsbeuge, um seinen Geruch wahrzunehmen und diese leicht zu küssen. Er schnaubt nur und fährt mir sanft über den Rücken.

Es wird langsam dunkel und die Sonne verschwindet ganz langsam hinter dem Feld. Ich merke wie mich die kälte richtig erwischt. "Geht es dir gut?" Fragt Changbin mich plötzlich und sieht mich prüfend an. Seine Oberschenkel fühlen sich gut unter mir an und ich drücke meinen Rücken enger an seinen Bauch, da die kälte durch meinen Körper fährt. "Mir ist nur etwas kalt." "Warte, da hab ich auch was mit." Er beugt sich vor und zieht eine dünne wollige Decke aus dem Rucksack und breitet sie übr mir aus. "Danke." Leicht küsse ich seine Wange. Dann vibriert mein Handy.

Seufzend gehe ich ran. "Ja Jisung?" "Heyooo. Ich weiß, das du mich morgen schlagen wirst, aber wir fangen jetzt erst mit der Ausarbeitung an und verstehen die dritte Aufgabe nicht." "Bitte was? In zwei Tagen ist Abgabe." Ich sehe Changbin verzeihend an und schnappe mir meinen Rucksack. Jisung kann froh sein, das ich meine Arbeit heute schon abgeben wollte, der Lehrer aber krank war. Ich stelle ihn auf laut, das Changbin wenigstens etwas ins Gespräch integriert wird.

"Wie lang hast du für die ersten zwei gebraucht?" "Eine ganze Stunde. Zum Glück gibt es nur sechs." Ich schnaube. "Dreh das Blatt um." Zwei Stimmen stöhnen auf. "Hyunjin ist auch da? Ihr habt beide noch nicht angefangen? Gott." Ich merke, wie mich Changbin wieder zu sich zieht und ich mich an seinen Bauch lehnen kann. "Felix. Eine Standpauke kannst du uns morgen halten. Hilf uns einfach." Ich verdrehe nur die Augen und Angele noch schnell nach dem Aufgabenzettel, bevor ich mich endgültig an ihn kuschle. Leise seufze ich und spüre seine Hände über meine Seiten fahren.

"Die ist doch nicht schwer." Jisung schnaubt. "Sagt der beste des Jahrgangs. Natürlich ist es für dich nicht schwer." "Im Prinzip müsst ihr doch nur eine Zusammenfassung von seinem Leben aufschreiben und dazu eure eigene Meinung bilden. War sein Tod sinnvoll, was passiert mit den anderen und so weiter. Es ist nur etwas blöd formuliert." "Kannst du mir deins nicht einfach schicken und wir formulieren es etwas um?" Ich schnaube. "Das könnt ihr völlig vergessen. Macht einfach das was ich gerade gesagt habe und macht es gefälligst ordentlich." "Ja Mama." Ruft Hyunjin und ich zische nur durch meine Zähne. "Wenn ihr noch Fragen habt, schreibt mir nicht. Ich bin beschäftigt." "Uuu. Bist du jetzt etwa doch mit deinem Changbini unterwegs?" "Bye." Ich lege auf. Idioten.

Love Juri

Love The Policeman - Changlix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt