Kapitel 16

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Felix POV

"Und? Hattet ihr was miteinander? Nun sag schon." Jisung macht einen dünnen Pinsel nass und tunkt ihn dann in Farbe. Sein Bild ist wirklich sehr... abstrakt? So sollte man es nennen. Ich weiß wirklich nicht, was es sein soll. "Nun..." "Was nun?!" "Ja." "Ja? Oh mein Gott Felix. Wie war es? Es war bestimmt gut." Ich nicke auf Hyunjins Worte und wende mich meiner Skizze zu. "Davon erzählst du uns erst einen Tag später?" Jisung steckt seinen Pinsel grob in das Wasserglas zurück. "Danach dachte ich nicht. 'Oh ich sollte meine Freunde anrufen und jedes Detail erzählen'." Lache ich. "Och Felix. Warum bist du so verklemmt?" "Ich bin doch nicht verklemmt." "Doch." "Er hat es uns doch erzählt. Mehr Sachen will ich auch gar nicht wissen." Ich werfe Hyunjin einen dankenden Blick zu. "Mehr bekommt ihr auch nicht zu höre. Es war sehr gut." Jisung lächelt. "Ich mag es, wenn du glücklich bist." "Unser Felix ist doch immer glücklich." Jisung verdreht auf Hyunjins Worte die Augen und wischt seine Farbfinger an Hyunjins Hose ab. Das findet er allerdings gar nicht lustig. Beiläufig verfolge ich die Sticheleien der beiden und muss immer Mal wieder grinsen. Was habe ich nur für verrückte Freunde.

Danach war ich wirklich etwas wund, doch es hat sich gelohnt. Doch anstatt noch eine Weile mit mir zu kuscheln, musste er mich widerwillig aus seiner Wohnung werfen. Das lag aber nur daran, das sein Handy geklingelt hatte. Neue Erkenntnisse in seinem Mordfall, die vielleicht zu Aufklärung behelfen würden. Dann musste er sofort los.

Frustriert mische ich die blaue Grundierung an. "Trotzdem siehst du nicht komplett zufrieden aus." Meint Hyunjin. "Er musste danach unbedingt los." "Was ist denn wichtiger als du gewesen?" Ich schnaube. "Seine Arbeit nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Auch verständlich. Aber hätte dieser Typ nicht eine Stunde später anrufen können." "Welche Typ?" "Changbins Partner. Der hat wohl richtig viel Freizeit." Hyunjin grinst. "Deine Stunde wirst du schon noch bekommen. Keine Sorge. Vor allem, weil ihr jetzt richtig zusammen seid." Ich nicke nur und grinse dabei wieder. Eine Pause entsteht, in der jeder seinen Gedanken nachhängt und so vergeht eine halbe Stunde, in der keiner von uns was sagt. Ich glaube das macht echte Freunde aus. Das man schweigen kann, ohne das es unangenehm wird.

Dann unterbreche ich die Stille. "Wisst ihr was das schlimme ist?" Jisung sieht mich abwartend an. "Meine Eltern wollen ihn kennenlernen." Hyunjin prustet los. "Nicht wahr." "Wissen sie, das ihr nicht das selbe alter habt?" Fragt Jisung. "Im Prinzip schon." "Was soll das denn heißen?" "Naja, genau habe ich ihnen das noch nicht gesagt. Immerhin sind zwölf Jahre doch nicht die Welt, oder?" Von mir selbst nicht überzeugt blicke ich auf meine Leinwand. "Wo er zwölf war, bist du geboren. Und als er vierundzwanzig geworden ist, warst du erst zwölf. Als er achtundzwanzig war, bist du sechzehn geworden." Angeekelt verziehe ich das Gesicht. "Nicht hilfreich." Zischt Hyunjin. "Sorry."

"Oh Gott. Es ist schrecklich." Hyunjin schüttelt den Kopf. "Meine Eltern haben fünf Jahre unterschied. Aber es kommt immer aufs Alter an, in dem die Personen zusammengekommen sind. Du bist neunzehn, alles ist gut."

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"Wollt ihr ihn wirklich heute schon kennenlernen?" Frage ich erstaunt. Mein Vater nickt nur. "Immerhin scheint es ja was ernstes zu sein." Ich nicke. "Okay... I-Ich sag ihm bescheid." Vor Aufregung wird mir etwas schlecht und meine Beine fangen an zu zittern. Das passiert häufig. Meist kommt es mit einer gewissen Anspannung.

"Meine Eltern wollen dich kennen lernen. Schon heute." Changbin scheint erstaunt am anderen Ende. "Klar gern. Heute ist Samstag. Das ist mein freier Tag." Ein kleiner Teil von mir hat sich gerade gewünscht, das er keine Zeit hat. Doch es ist besser so. Auch wenn es viel zu aufregend für meine Nerven wird. "Wie sind deine Eltern? Soll ich mich irgendwie schick anziehen?" "Nein. Sei einfach so, wie du immer bist." Ich sage ihm noch schnell die Zeit und lege dann auf, um mich mental darauf vorzubereiten. Meine Beine sind so wie Wackelpudding.

"Hey Felix. Backst du heute deine leckeren Brownies?" "Gern." Meine Brownies sind bei jedem Geburtstag oder wichtigen Events Pflicht. So auch heute. Denn meine Eltern halten den Besuch von Changbin für wichtig. Das ist er auch für mich. Immerhin ist Changbin mein erster richtiger Freund.

Nachdem ich fertig mit den Brownies bin und diese schön angerichtet auf dem Wohnzimmertisch stehen, ziehe ich mir noch etwas anderes an. Die Tür zum Wohnzimmer lasse ich verschlossen, denn unsere Katze isst alles, was sie sieht. Wenig später klingelt es an der Tür. Oh Gott. Leider bin ich nicht schnell genug unten und höre schon seine Stimme. Eigentlich sind mir meine Eltern noch nie unangenehm oder peinlich gewesen. Dennoch habe ich Angst, dass das hier heute nicht nach meinem inneren Plan verläuft.

Changbin schüttelt die Hände meiner Eltern und lächelt schmal. Er sieht gut aus. Und wird etwas entspannter, als er mich entdeckt. "Na komm erstmal rein. Wir sind im Wohnzimmer. Felix zeigt dir alles." Changbin nickt. Meine Eltern grinsen über beide Ohren und gehen dann zusammen ins Zimmer nebenan.

"Hey." Meine ich verlegen. Changbin zieht sich entspannt die Schuhe aus und sieht ganz natürlich in seinen Bewegungen aus. "Bist du gar nicht aufgeregt?" Frage ich und betrachte ihn, wie er sich wieder zu voller größe aufrichtet. "Deine Eltern scheinen nett. Nein ich bin nicht nervös." "Gut dann kann ich das ja für dich übernehmen." Er lacht leicht. Ich liebe es, wenn ich ihn zum lachen bringen kann. Die silberne Kette umschließt wie jeden Tag seinen Hals, doch die andere ist nicht mehr unter seinem Hemd auszumachen. Verwirrt suche ich sie, weil er sie noch nie abgenommen hat. "Wo ist deine schöne Kette?" frage ich und Changbin sieht mich durchdringend an. "Was meinst du?" "Die Kette, die du immer trägst. Ich fand sie schon immer schön." "Die muss ich wohl vergessen haben." Ich streiche kurz über seinen Hals und ziehe ihn in einen sanften Kuss.

Ich gebe ihm eine kurze Einweisung in unser Haus und zeige ihm die Toilette. "Ich glaube du musst dich etwas daran gewöhnen, das alles niedriger ist, als gewöhnlich. Meine Mutter muss schließlich überall rankommen." Er nickt interessiert. Es kommt selten vor, das mir Leute so aktiv zuhören. Noch ein Pluspunkt. Er hat ja noch nicht genug davon.

Dann betreten wir das Wohnzimmer.

Love Juri

Love The Policeman - Changlix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt