*Kapitel 3*
Prinz Jack
Das Gras unter Jacks Füßen gefror als er, wie ein tobender Schneesturm, über die Wiesen geleitete. Als der nächster Thronfolger war ihm bei seiner Geburt, von Königin Suna, die Macht des Windes geschenkt worden, so sah es der uralte Brauch der Elemente vor. Seither, war der Wind Jacks treuer Begleiter gewesen und ermöglichte ihm damit, die stärksten Schneestürme zu bändigen. Doch unterband sich Jack, diese Macht nur für seine Zwecke zu benutzen, bis zum jüngsten Ereignis.
Er gab sich im selben Moment zu verstehen, dass ihm diese Macht, nur zum Weltenspielgel bringen sollte und danach den Genuss und die Vorzüge des Elements, nicht weiter für sich ausnutzen würde, ungeachtet welch Freiheiten er dadurch genoss. Sein Respekt vor den anderen Elementen verbot ihm, sie zu missbrauchen. Trotz des Winds, der ihn über die Wiesen trug, schien das Ziel unerreichbar fern. Er machte sich sorgen um seine Mutter und um ihr Wohlergehen. Immer wieder sah er sich vor ihrer vereisten Gestalt stehen, der Rauch, der zögernd über ihre bleichen Lippen wogte, und die einsame Träne, die sich aus ihren reglosen Augen löste, bevor sie zu Eis erstarrte. Mit jeder Minute, die er durch den Wald flog, wuchsen seine Ängste in ihm.
Die Frage, ob ihr Herz in diesem eisigen Gefängnis noch schlug, war unvermeidlich. Das Eis in seinem Königreich wurde plötzlich zu einer beängstigende Gewissheit. Das stechende Gefühl der Kälte auf seine Haut verblasste nicht. Es war ihm nicht gewahr, wie er diese Kälte so intensiv spüren konnte. Und zugleich fragte er sich, wie tief seine Mutter die Kälte empfunden hatte, als sie zu einer erstarrten Eiskönigin wurde.
Völlig in seine besorgten Gedanken versunken, hatte Jack nicht bemerkt, dass er dem Flusslauf folgte, dem er bereits als Geist auf seiner Reise gefolgt war. Das sanft wiegende Gewässer plätscherte so lebendig vor sich hin, dass die anderen Melodien des Waldes in Jacks Ohren verklangen. Er sah sein Spiegelbild in den schimmernden Wellen und hatte fast das Gefühl, er erwarte, dass der verschmolzene Lichtball von Königin Springs und seinem eigenen inneren Licht auftauchen würde. Durch das Erdreich von Lorule flossen zahlreiche Flüsse, die zauberhafte Wasserfälle in die Landschaft zogen. Jack liebte es im Winter die fallende Gewässer einzufrieren, um sie in wunderschöne, dicke Eiszapfen zu verwandeln und so einen festen Gletscher entstehen zu lassen. Dabei kam es ihm stets vor, als ob die Zeit des fließenden Wassers, einen Augenblick lang stehen blieb. Doch die Vielzahl der Gewässer führte dazu, dass Jack schnell die Orientierung verlor, da viele Flussläufe in Auffangbecken mündeten und sich erneut teilten. Es gab zu viele von ihnen, um sie klar voneinander unterscheiden zu können, und nach einer Weile wurde Jack unsicher, ob er dem richtigen Fluss folgte.
Während er weiter über das Wasser glitt und dem Flusslauf folgte, bemerkte er, dass die Sonne allmählich unterging. Ein orangefarbener Pinselstrich zog sich quer über den purpurnen Himmel und malte ein atemberaubendes Abendbild in den Himmel. Obwohl er die Wolkenhüter des Windreiches, die den Himmel in ein Farbenmeer verwandelten, nicht sehen konnte, wusste er, dass sie da waren. Diese Wesen zauberten auch die leuchtenden Nordlichter in den Himmel des Eisreiches, doch blieben sie für das Menschliche Auge unsichtbar.
Das laute Plätschern des Flusses wurde sanfter und ein Konzert legte sich über den gesamten Wald. Die Vögel stimmten ein Abendlied an und die Bäume waren die ersten Plätze des musikalischen Arrangement. Jack beobachtete eine kleine Rehfamilie, die am Wasser ihren letzten Schluck trank. Der Hirsch, mit dem imposanten Geweih, blickte Jack mit seinen funkelnden, dunklen Augen nach und entlockte ihm zugleich ein kleines Lächeln. Die Waldtiere hatten in Jack einen besonderen Platz in seinem Herzen, ungeachtet ihres Aussehens oder ob sie nicht den gängigen Vorstellungen entsprachen. Sie brachten ihm Freude, wie es sonst niemand vermochte – bis zu diesem Zeitpunkt.
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Das letzte Element
Fantasy~Buch 1~ Die Schatten umhüllten Garon vollständig und tanzten wie düstere Geister um ihn herum. Obwohl Lyra wusste, dass sie nicht über besondere Fähigkeiten verfügte, um sich mit ihm im Duell zu messen, fürchtete sie sich nicht vor ihm. Tief in si...