Königin Spring
Verzweifelt suchte Königin Spring nach Antworten auf ihre vielen Fragen. Sie tigerte neben der toten Weide umher und behielt dabei den düsteren Nebel im Auge, der gegen die gläserne Kugel ihres Lichts klopfte.Es waren bereits viele Stunden vergangen, beinahe ein ganzer Tag, und sie bezweifelte, dass der Bannkreis lange anhalten würde. Dünne Risse zeichneten sich bereits über die Glaskuppel ab. Das Klopfen machte Spring beinahe verrückt. Sie zuckte zusammen, wenn es lauter wurde, und dann wieder leiser. Zudem schien das Licht in der heiligen Quelle zu schwinden.
Doch es gab noch mehr, was sie in tiefste Verzweiflung stürzte. Das Wiedersehen mit König Garon machte sie nervös. Einst war er ihr ein sehr guter Freund, den sie zu schätzen wusste. Doch das schien nun eine vergangene Geschichte zu sein, die einem Märchen glich. Sie berührte ihre Krone, die der Grund für seine Veränderung gewesen war und zu dieser grausamen Verbannung von ihm und seinem Volk geführt hatte. Eine kleine Träne drohte sich ihren Weg zu bahnen, doch sie unterdrückte sie entschlossen. Sie hoffte auf ein gutes Ende, denn es verging kein Tag, an dem sie nicht an die Rückkehr des Feuervolkes und Garons dachte.
Dass sie Garon verbannen musste, war damals unausweichlich gewesen, doch ob es das gesamte Volk sein musste, konnte Spring nicht mehr nachvollziehen. Ihr Schuldgefühl saß tief in ihrem Herzen, und sie ging die Worte durch, die sie bei der Gegenüberstellung mit Garon sagen würde, um ihm ihre Reue klar zu machen. Sie betete dafür, dass er ihr verzeihen würde, und hoffte, dass er wohlauf sei. Denn niemand wusste, wie es in der Niederhölle war und welche Auswirkungen sie auf einen Menschen hatte. Doch so wie sie ihn kannte, musste er am Leben sein. Garon war ein bemerkenswerter König, der stets wusste, wie er seinem Volk helfen konnte und dafür alles tat. Vielleicht hatte er sogar die Magie der Niederhölle studiert und war nun im Besitz einer neuen Macht, die Lorule gut gebrauchen könnte.
Wieder zuckte sie zusammen, als der dunkle Nebel erneut gegen das Glas schlug. Spring sehnte sich nach dem Moment, in dem Prinz Jack wieder auftauchen würde, mit Nachrichten, die ihr endlich Erleichterung verschaffen würden. Sie näherte sich der Quelle des Lichts und betrachtete die Augen ihrer versteinerten Göttin. Plötzlich überfluteten sie Erinnerungen, die sie längst vergessen hatte, und sie versank für einen Moment in ihnen, während sie das Geschehen um sie herum für einen Moment vergaß.
Als Spring auf die andere Seite der heiligen Quelle blickte, sah sie plötzlich ein vertrautes Bild: sich selbst, jung und voller Lebensfreude. Sie saß an der Quelle der Erdgöttin, in Gesellschaft einer wunderschönen Frau. Die Frau hatte lange goldene Locken, die im Licht tanzten, und ihr Kleid schien aus einem besonderen Stoff genäht zu sein, der es erscheinen ließ , als tanzten funkelnde Flammen um ihren Körper.
Die junge Spring ließ kleine Blumen mit ihrer Magie in ihr Haar weben, während ihr kleiner dreijähriger Sohn herbeieilte und versuchte, seine Mutter nachzuahmen. Doch seine Bemühungen waren eher ungeschickt, und stattdessen setzte er eine viel zu schwere Blumenkrone auf den Kopf der rothaarigen Frau. Die rubinrote Krone verschwand im nächsten Moment, und die Frau begann herzhaft zu lachen. Als die gegenwärtige Spring das herzliche Lachen hörte, spürte sie ein schmerzhaftes Stechen in ihrem Herzen.
Lumina, die Königin des Feuers, war so besonders und warmherzig. Ihr Lachen war wie eine Melodie, die Glück und Zuversicht entfachte und jede Seele erleuchtete. Selbst das Dunkelste und Hoffnungsloseste wurde mit Licht und Hoffnung erfüllt. Eine schwere Träne lief über Springs Wange. Sie fühlte eine tiefe Trauer, aber auch eine unermessliche Freude, diese Szene zu sehen. Es war ein schmerzhafter Rückblick auf eine vergangene Zeit, die einst voller Liebe und Hoffnung gewesen war.
Dann trat plötzlich Garon hinzu, der etwas in eine Decke gewickelt hielt. Ein kleines Baby. Er hielt es fest und lächelte über beide Ohren, während er es behutsam in den Armen hielt. Springs Sohn suchte Schutz hinter seiner Mutter, als Garon sich neben die rothaarige Schönheit setzte.
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Das letzte Element
Fantasy~Buch 1~ Die Schatten umhüllten Garon vollständig und tanzten wie düstere Geister um ihn herum. Obwohl Lyra wusste, dass sie nicht über besondere Fähigkeiten verfügte, um sich mit ihm im Duell zu messen, fürchtete sie sich nicht vor ihm. Tief in si...