Verloren in der falschen Welt 5/5

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Prinzessin Lyra

 „Königin Spring ist unsere Herrscherin, sie regiert ganz Lorule und gehört dem Erdkönigreich an." erklärte der Jüngling, während er sichtlich bemüht war, Lyra nicht in die Augen zu sehen. Sie spürte seine Anstrengung und ein leiser Gedanke schlängelte sich in ihr Bewusstsein, weshalb es ihm so schwerfiel. Dies löste ein leichtes Unbehagen in ihr aus. Eine Angst stieg in ihr auf, dass er möglicherweise hinter ihr Geheimnis blicken könnte, noch bevor sie es ihm offenbaren musste.

Lyra bemerkte, wie der Boden unter ihren Füßen allmählich grüner wurde. Feine Halme strichen um ihre Stiefel und hinterließen einen feuchten Abdruck auf dem dunklen Leder. Sie fragte sich, wie diese grüne Substanz, die aus dem Boden wuchs, genannt wurde. Es war das erste Mal, dass sie etwas so Seltsames gesehen hatte. „Seht Euch nur unseren Wald an...", begann der Jüngling mit einem leicht betrübten Unterton. Doch als Lyra umsah, verstand jedoch nicht ganz den kalten Unterton in seiner Stimme.

Kleine Lichtkäfer flatterten überall umher, und der Himmel schien in Bewegung zu sein - dunkle Wolken, wie Lyra sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie lachte leicht erfreut auf, als sie ein paar Vögel durch die grauen Wolken hindurchfliegen sah. „Ich weiß nicht, was Ihr meint. Dieser Wald ist wirklich wunderschön. Und diese Luft..." Sie nahm einen tiefen Atemzug und füllte ihre Lunge freudig mit der Frische der Umgebung. Dann bemerkte sie, wie der junge Prinz sie mit einem mitleidigen Blick beobachtete, als sich ihre Blicke trafen.

„Verzeiht, Prinzessin, ich vergaß, dass Ihr aus der Niederhölle kamt.", sagte er und seine Stimme klang mehr mitleidig als vorwurfsvoll. „Ihr müsst verstehen, dass die Wolken über Euch in ihrem wahren Zustand nicht dunkel sind. Und unsere Bäume sind normalerweise auch nicht kahl." „Kahl? Ihr nennt diese Bäume kahl?" Lyra war verwundert und betrachtete die gigantischen Bäume erneut. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie mehr Blätter besaßen, als sie es in jüngster Zeit taten. Der eisige Prinz strich sich eine Strähne zurück, die ihm ins Gesicht gefallen war, und kam ein Stück auf sie zu.

„Ihr mögt es vielleicht nicht glauben, aber unser Wald stirbt. Und wenn dieser Wald stirbt, werden wir alle sterben. Er ist das Zentrum des Lichts und des Lebens.", erklärte der Prinz mit einem Ausdruck der Besorgnis auf seinem Gesicht. „Ich befürchte, dass noch schrecklichere Dinge geschehen werden, als sie jetzt schon geschehen sind. Wir suchten nach einer Antwort, deswegen schickte mich Königin Spring zum Weltenspiegel, um Euren Vater aufzusuchen und wieder nach Lorule zu bringen."

Ein unangenehmes Gefühl kroch in Lyras Herz, als sie zu wissen schien, was die Königin von ihrem Vater gewollt hätte. Sie hatte große Sorge, dass sie nicht imstande war, auch das zu geben, was sie benötigten. „Ihr wolltet doch nicht etwa freiwillig in die Niederhölle verbannt werden?", fragte Lyra überrascht. „Es wäre die einzige Möglichkeit gewesen, um Euren Vater aufzusuchen, und dafür habe ich mich freiwillig Königin Spring angeboten. Aber nun seid Ihr hier!", erklärte er und strahlte Lyra mit einer unerwarteten Aufgewecktheit und Hoffnung an. Doch das unangenehme Gefühl schien Lyra zu erdrücken, und ihr Körper fühlte sich plötzlich schwer an. Nervös rieb sie mit der Hand ihren rechten Arm auf und ab.

„Ich möchte euch nicht enttäuschen, denn ich bezweifle, dass ich eine sonderlich große Hilfe sein werde...", murmelte sie ihn ihren Zweifel zu. Doch seine Zuversicht wurde durch ihre negativen Worte nicht im Geringsten gedämpft. Im Gegenteil, er schien eher eine leichte Vorfreude zu empfinden. „Das werdet Ihr, Prinzessin. Nehmt meine Hand!", sagte er auffordernd und hielt ihr seine rechte Hand einladend entgegen. „Ich habe zwei Beine, wie Ihr sehen könnt. Ich lasse mich nicht von einem Fremden an der Hand führen", erwiderte Lyra bestimmt. „Ihr glaubt doch nicht, dass wir den weiten Weg zum Erdkönigreich laufen. Wir fliegen! So sind wir schneller bei der Königin." „Nein danke, ich verzichte." beharrte Lyra. „Prinzessin, der Wald stirbt mit jeder Minute, die vergeht. Unsere Zeit ist ungewiss."

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