23| Verstehen

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Harry hebt Louis schließlich einfach hoch und setzt ihn sich auf den Schoß. Louis verschränkt zwar wieder die Arme vor seiner Brust, aber er wehrt sich wenigstens nicht gegen Harry oder flieht sogar vor ihm. Mit ihm reden tut er allerdings auch nicht.

Er sitzt einfach nur stumm und mit verschränkten Armen auf Harry's Schoß und starrt ein bisschen grimmig vor sich hin. Dabei hört er dem Gespräch der anderen auch nur mit halbem Ohr zu. Er mag es nicht, dass sie einfach so über ihn entschieden haben. Aber gleichzeitig...haben sie irgendwie ein bisschen Recht. Auch, wenn Louis das nicht zugeben wird.

Aber er hätte es anders wirklich nicht akzeptiert jemals wieder mit Harry zu reden. Es ging einfach nicht. Es stand zu viel zwischen ihnen. Angefangen mit Eleanor und Louis' Beziehung mit ihr. Louis kennt sich. Er hätte es niemals so weit kommen lassen, wenn sie nicht hier gewesen wären. Und dass sie im Endeffekt irgendwie alle als Gewinner aus dieser Situation herausgehen ist auch gut.

Und trotzdem fühlt er sich übergangen. Ein bisschen so, als wäre er noch ein kleines Kind dem alles Vorgelebt wird und das bloß nichts selbst entscheiden darf. Er ist doch alt genug um seine Probleme alleine zu lösen. Ohne, dass jeder davon weiß und ihn dabei beobachtet.

„Hey..." Harry umfasst plötzlich sanft Louis' Kinn und drückt es etwas in die Höhe, damit Louis nicht mehr so bockig auf den Boden gucken kann wie jetzt gerade. Dann packt er ihn sogar an der Taille und dreht ihn, damit er seitlich auf seinem Schoß sitzen und sie sich ansehen können. „Sei bitte nicht sauer auf mich, Louis." Fängt er schuldbewusst an. Doch dann runzelt er plötzlich die Stirn und schüttelt leicht den Kopf.

„Oder nein, warte stop." Rudert er also schnell zurück. „Vergiss das bitte schnell wieder. Sei sauer auf mich. Friss es nicht in dich rein, sondern lass es raus." Meint Harry ernst. „Dann weiß ich was dich stört und wir können zusammen daran arbeiten." Harry spricht sehr leise. So, dass die anderen um sie herum sie nicht hören können. Und das findet Louis gut. Denn jetzt möchte er das lieber nur mit Harry klären. Nicht auch noch vor allen anderen.

Er möchte, dass Harry und er ein Team sind. Nur sie zwei. Vielleicht nicht unbedingt sie zwei gegen ihre Freunde, aber Louis möchte trotzdem, dass sie immer eine Einheit sind und er sich auf Harry verlassen kann. Vor anderen wird nicht gestritten oder provoziert. Vor allem nicht auf Partys. Das macht man einfach nicht. Man zieht alle möglichen Leute mit hinein, versaut ihnen den Abend und kommt am Ende trotzdem nicht auf ein Ordentliches Ergebnis.

Louis will, dass sie Konflikte zuhause klären. Wenn sie denn welche haben. Nur sie zwei in einer vertrauten Umgebung.

Deshalb neigt er jetzt auch leicht den Kopf zur Seite und flüstert ein: „Lass uns da später drüber reden, ja?" in Harry's Ohr. Der nickt leicht und umgreift Louis' Hüfte etwas stärker.

„Du..." Fängt er dann etwas zögerlich an. „Du kommst hiernach also mit zu mir?" Fragt er dann und etwas hoffnungsvolles hat sich dabei in seine Stimme geschlichen. Louis lächelt leicht.

„Wenn ich darf." Meint er dann leichthin. Harry nickt sofort. „Himmel, Louis ja natürlich. Du...kannst sofort zu mir kommen. Immer."

Wieder lächelt Louis leicht. „Aber das heißt nicht, dass ich einfach sofort bei dir einziehe, Harry." Sagt er dann aber sehr ernst. Harry's Lächeln rutscht. Wenn aber auch nur sehr minimal. „Ich will das jetzt nicht überstürzen, weißt du?" Erklärt Louis. „Und genau geklärt, wie es mit Eleanor jetzt weitergeht habe ich auch noch nicht." Louis seufzt leise und blickt dann hinüber zu seiner...wow jetzt Ex-Freundin, die ihn ziemlich genau gegenübersitzt.

Louis kann ihr Gesicht durch die hellen Flammen des Lagerfeuers nur sehr schwach erkennen, aber er sieht, dass Kendall einen Arm um sie gelegt hat und sie sich beide immer wieder anlächeln.

Abermals seufzt Louis leise auf. „Ich bin ein schlechter Freund." Murmelt er dann ganz leise. „Du wirst wahrscheinlich irgendwann sowieso die Nase voll von mir haben." Flüstert er niedergeschlagen und wendet seinen Blick wieder von dem Pärchen gegenüber ab.

Doch jetzt ist Harry der, der leise lacht. „Oh bitte...lass das mal meine Sorge sein." Antwortet er schlicht.

Doch Louis zuckt nur mit den Schultern. „Ich...keine Ahnung...weiß einfach nicht wie es ich richtig machen soll, verstehst du? Ich habe manchmal nicht so das Gespür dafür, was ich jetzt sagen kann, oder was andere verletzt." Beichtet Louis verlegen. Es ist ihm unangenehm das zuzugeben und darüber zu reden. So offen mit seinen Gefühlen zu sein ist eigentlich gar nicht sein Ding.

Aber Harry nickt nur. „Ich verstehe was du meinst, Louis. Wirklich. Aber deshalb bin ich doch da. Ich möchte so etwas mit dir zusammen lernen. Jede Beziehung ist unterschiedlich. Lass uns neu Anfangen. Dann können wir am besten sehen, wie wir uns entwickeln." Harry drückt Louis einen sanften Kuss in den Nacken. „Und ich werde dir schon sagen, wenn mich etwas stört." Nuschelt er dann. „Wie schon gesagt: Es hilft nichts, wenn wir Geheimnisse vor einander haben. Egal welcher Art. Für müssen miteinander reden können. Über alles. Sonst hat das alles sowieso keinen Sinn."

Louis nickt. Das versteht er.

Jetzt ist Harry der, der leise seufzt. „Das hätte ich letztes Mal auch machen sollen." Sagt er dann leise. „Es...tut mir leid, dass ich damals nicht mit dir über meine Entscheidung geredet habe und einfach gegangen bin." Flüstert er traurig und senkt seinen Blick.

„Hey." Jetzt legt Louis seine Hände an Harry's Kinn um ihn dazu zu zwingen aufzuschauen. Louis' Blaue Augen bohren sich in Harry's Grüne. „Ich möchte nicht, dass wir immer wieder ständig davon anfangen, okay?" Haucht er. „Das was damals passiert ist war wirklich nicht schön. Das können wir beide nicht leugnen. Aber wir wissen jetzt, wie wir es anders machen können. Und besser. Und das ist wirklich gut, aber dann hilft es doch nichts, wenn wir immer wieder auf der Vergangenheit herum reiten."

Harry lächelt leicht und drückt Louis noch enger an sich. „Du hast Recht." sagt er schlicht. „Ich...danke, dass du mich verstehst, Lou." Murmelt er dann etwas schüchtern. Louis wird augenblicklich warm ums Herz. Gott, sie haben sich jetzt fast sieben Jahre nicht mehr gesehen. Wie kann es sich trotzdem immer noch so einfach zwischen ihnen anfühlen? So als wäre absolut nichts gewesen. Sie verstehen sich trotzdem noch so gut.

Louis grinst ihn an. Doch dann wird seine Miene plötzlich Finster. „Wir verstehen uns jetzt noch." Sagt er streng. „Aber, wenn du so eine Aktion wie heute je wieder unter meinem Rücken veranstaltest, haben wir ein ernsthaftes Problem, verstanden?"

Harry zieht leicht den Kopf ein und nickt sofort eingeschüchtert. „Es tut mir leid, Lou."

Louis verdreht die Augen. „Das will ich hoffen." Sagt er dann etwas überheblich. Abermals blickt er zurück zu Eleanor. Diesmal sieht sie nicht Kendall an, sondern ihn. Sie blickt zu ihnen hinüber und Louis kann ganz genau erkennen, wie sie nervös auf ihrer Unterlippe herum kaut. Als würde sie sich ernsthafte Sorgen machen, ob sie es mit ihrer Aktion jetzt zwischen ihnen versaut hat.

Doch als sich ihre Blicke kreuzen schüttelt Louis schließlich nur nach ein paar Sekunden mit sehr ernster Mine den Kopf. Eleanor zögert leicht. Doch dann stößt sie erleichtert die Luft aus und lächelt Louis an. Louis kämpft mit sich. Doch dann erwidert er ihr Lächeln. Wenn auch etwas zaghaft. Er weiß, dass sie es doch nur gut gemeint hat.

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(Wörter: 1252)

[06.12.22]

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