15| Arschloch

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Mist.

Louis beißt sich auf die Unterlippe. Was soll er darauf denn jetzt bitte Schlagfertiges erwidern? Vor allem, wenn ihn einfach alle am Tisch anstarren. Einige von ihnen ziemlich wütend, wie Louis auffällt. Hä? Was haben die denn? Sie tun ja grade so, als hätte Louis sie persönlich angegriffen. Dabei versucht er doch nur Harry abzuwehren.

„Ja, hab ich von einem wahren Meister gelernt." Gibt Louis dann also zurück. Es kommt nur sehr, sehr zaghaft. Er weiß selbst, dass er Spruch alt ist. Und Harry weiß das auch, denn er verdreht nur sehr eindeutig die Augen und hält sich dann demonstrativ die Hand vor den Mund, als müsse er ein Gähnen unterdrücken. Louis ballt die Hände zu Fäusten. Er spürt förmlich, wie ihm das Blut zu Kopfe steigt und er wütend wird. Und zwar so richtig.

„Ist das das einzige, dass du dazu zu sagen hast?" Grinst Harry nur und stützt dann sein Kinn ganz elegant auf seiner Handfläche ab, während er Louis mit einem schelmischen Grinsen betrachtet.

„Oh, ich hätte dir noch so viel mehr zu sagen, du Arschloch glaub mir." Schnaubt Louis und der Griff um das Besteck in seiner Hand verfestigt sich. Aber was Harry kann...das kann Louis erst recht. Mit einem unheilvollen Blick beugt er sich vor und blickt Harry dann direkt in die Augen.

„Aber ich weiß ja nicht, ob dein Beschränktes Designer Gehirn, das überhaupt verstehen würde." Erklärt er dann mit zuckersüßer Stimme. „Also...bleibe ich lieber bei der nonverbalen Konversation. Aber da du ja offensichtlich nicht mal das verstehst glaube ich nicht, dass es bei uns beiden noch ein Match gibt." Louis spitzt die Lippen. Gott, ja. Das war Absicht. Sowas von. Aber konnte einfach nicht anderes. Und er fühlt sich nun (wenigstens für kurze Zeit) sehr, sehr gut.

Dann spießt er ganz cool ein Stück Würstchen auf seine Gabel und schiebt sie sich in den Mund. In dem festen Glauben, dass er nun gewonnen hat. Das triumphierende Grinsen kriegt er zumindest nicht mehr aus dem Gesicht. Aber es wäre ja auch noch schöner gewesen, hätte er jetzt wirklich gewonnen.

Denn erst nach ein paar Bissen merkt Louis, dass ihn Harry einfach nur weiter betrachtet. Ohne dabei Beleidigt auszusehen. Er sieht ihn einfach nur an und lächelt so bescheuert vor sich hin. Als fände er Louis eher lustig als einschüchternd. Mist.

„Was guckst du so?" Schnauzt Louis ihn also quer über den Tisch wütend an und er sieht, wie Gigi neben Harry bei diesem Ton leicht zusammenzuckt. Toll. Wieso kann Harry nichtmal so auf ihn reagieren? Das wäre auf jeden Fall eine positive Abwechslung.

Und allemal besser als zum Beispiel das selbstsichere: „Was denn?" Von Harry danach. Erneut mustert er Louis sehr genau. Seine Mundwinkel umspielt dabei dieses dämliche überhebliche Grinsen. „Ich imitiere dich doch nur"

Scheiße. Der Spruch war sogar gut. Aber das kann Louis ja natürlich niemals zugeben.

„Dann imitiere gefälligst jemand anderen." Zischt er also zurück. „Vielleicht zur Abwechslung mal jemand, der dich auch interessant findet. Da bist du bei mir nämlich leider an der falschen Adresse." So. Das hatte er doch mal schön gesagt. Ziemlich stolz lehnt Louis sich auf der Bank leicht zurück. Und dabei ignoriert er übrigens gekonnt die Stirnrunzelnden Blicke seiner Freunde. Er versteht wirklich nicht, warum sie daraus so ein Drama machen.

Das hier...ist sowas wie Louis' eigene kleine Rache. Er braucht es einfach. Wenigstens ein bisschen des Triumphs.

Harry runzelt nur die Stirn. „Ich frage mich wirklich nur, wieso du nicht einfach ordentlich mit mir reden kannst, Louis." Betont lässig legt Harry den Kopf zur Seite. „Warum redest du davon, dass es dich nicht mehr interessiert, aber bist gleichzeitig so sehr darauf versessen, dass du besser dastehst als ich." Langsam lehnt Harry sich über den Tisch. Seine grünen Augen funkeln Louis bedrohlich entgegen.

„Sag mir....Warum möchtest du mir immer noch so sehr gefallen, Louis?"

Louis' Wangen färben sich Rot. Da kann er gar nichts gegen tun. Aber Harry's Blick und seine Worte...er hofft einfach nur, dass die anderen es als Wut und nicht als Verlegenheit interpretieren. Das wäre sonst nämlich wirklich sehr peinlich. „Ich...ich will dir nicht gefallen." Widerspricht Louis schließlich. Und beim besten Willen...überzeugend klingt es nicht.

Harry lacht nur spöttisch. „Ja, ne...ist schon klar." Er wendet sich ab. Und das Siegessichere Grinsen kann Louis einfach nicht ertragen. Das ist alles so ungerecht. Und, dass Harry so verdammt abgehoben ist, nervt ihn wirklich tierisch.

„Oh Gott..." Louis muss einfach noch etwas sagen. Denn so kann er die Konversation auf keinen Fall beenden. Also schlägt er theatralisch die Hände über dem Kopf zusammen. „Ich wusste ja, dass du ein Arschloch bist, aber das du wirklich so tief sinkst hätte ich niemals erwartet."

Harry lächelt nur. Und betrachtet dabei seine Fingernägel, als wären sie wirklich interessant. Interessanter als das Gespräch mit Louis zum Beispiel. „Ja, weißt du das war die beste Methode, um auf deine Höhe hinabzukommen." Meint er dann gelassen.

Jetzt springt Louis auf. Die anderen, die mit ihm zusammen auf der wackligen Holzbank gesessen haben halten erschrocken die Bank fest, als sie bedrohlich zu wackeln beginnt. Aber das hat Louis gereicht. Es nervt ihn so sehr, dass sie immer wieder Witze über seine Größe machen und er sich jedesmal aufs Neue etwas Kreatives ausdenkt. „Hör verdammt nochmal auf dich immer über mich lustig zu machen, du Arsch." Faucht er also.

„Okay, stop!" Diesmal ist es Liam, der den ganzen endlich ein Ende bereitet. Das hätte jetzt nämlich noch Stunden so weitergehen können. Wie schon gesagt: Sie sind beide zu Stur, um bei so etwas nachgeben zu können.

Leicht erschrocken über Liam's Herrischen Tonfall zuckt Louis zusammen und wendet dann seinen Mörderischen Blick von Harry ab, um Liam anzusehen, der einmal sehr tief Seufzt.

„Ich muss das jetzt einfach tun, weil ich Erzieher werden will und ihr zwei euch mit eurem bekloppt Kindischen Benehmen als Versuchskaninchen ja fast schon aufträgt." Fängt er an und nur aus dem Augenwinkel sieht Louis, wie Niall sich beide Hände auf den Mund gepresst hat und sein Gesicht schon leicht Rot angelaufen ist. Ganz so, als hätte er sich während Louis' und Harry's Konversation sehr zusammenreißen müssen, um nicht laut zu lachen. Na, danke auch. Louis verdreht die Augen. Noch jemand, der ihn nicht ernst nimmt.

Obwohl es ihm insgeheim ein wenig peinlich ist und er es ganz bestimmt auch nie jemandem sagen wird...aber er spürt einen kleinen Stich in seinem Herzen, als er das sieht. Er fühlt sich gerade sehr dumm. Und so alleine...nicht einer seiner Freunde hat ihn verteidigt...dabei wissen sie doch genau, wie sehr Louis unter Harry's Ablehnung damals gelitten hat. Nun gut vielleicht denken sie ja wirklich, er wäre über ihn hinweg. Trotzdem...zumindest Zayn hätte etwas sagen müssen.

„Harry du entschuldigst dich. Louis du entschuldigst dich auch und hörst endlich auf das Wort Arschloch vier Mal in einem deiner Sätze zu verwenden. Ihr geht jetzt beide hier von der...normalen Zivilisation weg und klärt das." Liam's Tonfall duldet keinerlei Widerstand. Aber es sind wohl trotzdem hauptsächlich die Tränen, die sich jetzt in Louis' Augen sammeln, die ihn dazu bringen hastig vom Tisch aufzustehen und sich von den anderen wegzudrehen.

Das ist lächerlich. Dass er jetzt auf einmal losheult. Und das soll doch bitte niemand sehen. Sollen sie doch lieber weiter hinter Louis' Rücken über Dinge reden, für die er anscheinend zu dumm ist und auf keinen Fall wissen darf...

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Faith in the Future ist soo gut ehrlich ich liebe jeden einzelnen song

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(Wörter: 1238)

[12.11.22]

Xx

memories |L.S.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt