memories |L.S.|

2| Harry

Die Fahrt dauert insgesamt eine knappe halbe Stunde. Und Louis schläft ihn dieser Zeit sogar fast ein. Aber weil sie schließlich einen Berg hochfahren und er dadurch dauernd so bescheuerten Druck auf den Ohren bekommt klappt das einfach nicht. Na ganz toll.

„Warum fangen wir überhaupt oben an?" Fragt er eine hoch konzentriert schauende Eleanor schließlich als sie erneut um eine enge Kurve des Berges fahren. „Ich würde lieber erst hoch laufen und dann runter, weißt du?" Er versucht es vorsichtig zu sagen. Es ist zwar Kritik, aber er hat sie zumindest nett verpackt. Sehr aufopferungsvoll wie er findet.

„Ich glaube wir laufen oben eine Runde." Erklärt Eleanor und schiebt die Zunge zwischen die Zähne. Das macht sie immer, wenn sich auf etwas fixieren will. Mit engen Straßen hatte sie beim Fahren schon immer ein Problem. Und vor dieser Höhe mit den steilen Abhängen auch. Außerdem blendet die Sonne ziemlich nervig.

„Ach das geht?" Fragt er verwirrt und drückt schließlich sein Gesicht halb an der Scheibe platt um durch das Fenster einen Blick hoch auf den Berg zu erhaschen. Es sieht seltsam aus. Aber was hat er auch erwartet?

„Jaahha." Erwidert Eleanor gestresst und ohne ihn anzusehen. „Ein Berg besteht nicht nur aus einer Zacke, Louis." Dieser zieht eine Grimasse und verdreht die Augen. Wie nett, dass sie ihn darüber aufklärt.

„Soll ich lieber fahren?" Fragt er schließlich als er nach einem kurzen Blick auf das Navi feststellt, dass sie diesen Berg wohl noch zehn Minuten hoch kurven müssen bevor sie ihr Ziel erreicht haben. Er ist ja schließlich kein Unmensch. Und er sieht wie schwer Eleanor sich mit der Fahrt hier hoch tut.

Sie zögert kurz. Wirft ihm dann aber einen wirklich dankbaren Blick zu und nickt leicht. Fast schon peinlich berührt. Aber Louis winkt nur ab und deutet ihr an den Rand zu fahren. „Danke Louis, wirklich...tut mir leid, ich lerne das noch." Murmelt sie beschämt als sie das Auto an einer einigermaßen geraden Stelle geparkt- und die Handbremse gezogen hat.

Doch Louis schüttelt nur den Kopf. „Alles gut, El, wirklich. Das ist kein Problem für mich. Es ist nicht schlimm, dass du enge Straßen in der Höhe nicht gerne fährst." Er klingt ungewöhnlich nett. Darüber muss er selbst kurz die Stirn runzeln.

Aber dann öffnet er schließlich die Wagentür, um den Platz mit Eleanor zu tauschen. Leider geht das mehr schlecht als recht, denn sie hat ungünstiger Weise ziemlich nah an einem der hohen Felsen geparkt, sodass er die Tür nicht öffnen kann. Oder besser gesagt nicht raus kommt, außer er schrumpft mal kurz auf die Größe einer Maus.

Er verdreht die Augen und zieht den Fuß, denn er schon herausgestreckt hat wieder ins Auto bevor er die Tür wieder schließt. Beleidigt schiebt der die Unterlippe vor. „Ich komm da nicht raus, Eleanor." Mault er jetzt wieder schlecht gelaunt. Doch nach einem Blick nach Links muss er feststellen, dass Eleanor das Auto wohl schon verlassen haben muss. Und die Tür hat sie gleich für ihn offen gelassen, na danke auch.

Suchend blickt er sich nach seiner Freundin um. Er hebt eine Augenbraue, als er sie schließlich durch den Rückspiegel mitten auf der Straße stehen sieht. Und neben ihr hält gerade ein zweites Auto, das Louis noch nie gesehen hat. Eleanor jedoch winkt begeistert und klatscht sogar vor Freude in die Hände. Louis verdreht die Augen. Er wettet seine Vans darauf, dass in diesem Auto entweder Kendall oder Taylor hocken.

Erst überlegt Louis einfach sitzen zu bleiben. Aber dann fallen ihn Eleanor's Worte wieder ein. Er will wenigstens es versuchen. Und eigentlich findet er Eleanor's beste Freunde ja auch gar nicht mal so schlimm, wie er gerne tut. Sie sind eben einfach zu sehr...Mädchen. Louis wundert sich manchmal wirklich warum er nicht schwul ist.

Vor sich hin fluchend klettert Louis also auf den Fahrersitz neben sich und stößt sich dabei fast den Kopf am Lenkrad. Etwas ungeschickt steigt er aus dem Auto, schnappt sich noch schnell den Schlüssel, den Eleanor einfach hat stecken lassen, wirft die Tür hinter sich zu und schließt das Auto ab, bevor er sich wieder in Eleanor's Richtung dreht, um ihre Freunde zu begrüßen. Wobei er nicht versteht, wieso sie nicht die letzen zehn Minuten der Fahrt abwarten konnten, bevor sie sich um den Hals fallen müssen.

Doch als Louis sich zu Eleanor und dem fremden Schwarzen Auto umdreht rutscht ihm Augenblicklich das Herz in die Hose. Nein, es rutscht weiter als nur in seine Hose. (Das wäre ja auch irgendwo ekelhaft.) Es rutscht tief in seine Fußsohlen, bevor es im wohl im Boden verschwindet.

Denn in dem Auto saß tatsächlich jemand von Eleanor's besten Freundinnen. Kendall, die sogar noch hübscher ist, als Louis sie in Erinnerung hatte. (Nicht, dass das jemals für ihn Interessant gewesen wäre.) Aber er hat für sie und Eleanor die sich mitten auf der Straße in den Armen liegen sowieso auch nur einen kurzen Blick übrig. Viel mehr starrt er ihre Begleitung an, die ebenfalls aus dem Wagen gestiegen ist und jetzt verdammt cool an der Fahrertür lehnt. Die Sonnenbrille auf der Nase und leicht vor sich hin lächelnd, während er die beiden Frauen betrachtet und seine langen Braunen Haare dabei durch den Wind wehen.

Harry. Wie zur Hölle konnte er in diesen sieben Jahren bitte nur noch heißer werden?

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(Wörter: 903)

[04.10.22]

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