Mein Nachbar

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Letzten Abend blieb es ruhig und heute Morgen hörte ich auch nichts. Ich ging erstmal Duschen, danach nahm ich meinen Kaffee und ging raus auf den Balkon. Ich hatte noch 1 Woche dann fing meine Ausbildung an. Ich würde die Zeit nutzen um an meiner Mappe zu arbeiten und mich einzugewöhnen. Mein Handy klingelte. "Endlich erreiche ich dich mal. Ich hoffe du bist gut angekommen." blabberte meine Mutter los. "Ja." weiter kam ich nicht. "Ray und ich fliegen am Wochenende nach Miami. Er muss zu seinem Geschäftspartner. Natürlich nutze ich die Zeit zum shoppen." sie quasselte immer. Ray war der 2. Mann meiner Mutter und sehr Reich. Mein Vater starb vor 3 Jahren an Krebs und sie lernte Ray ein Jahr später kennen. Ich hatte nichts gegen Ray, aber meine Mutter hatte sich verändert. Sie redete nur über sich und ging Problemen aus dem Weg. "Ich denke das wir nächsten Monat mal vorbei kommen werden. So jetzt muss ich aber." sagte sie. "OK. Tschüss." Ich legte mein Handy auf das kleine Tischchen und trank den rest meines Kaffees leer. Ich vermisste meine Freunde und mein Bruder Seth. Und Tequila. Mein grosser verschmuster Teddybär."Wieder beruhigt?" fragte mein Nachbar mich. Seufzend drehte ich mich zu ihm um. "Kannst mich nicht einfach in Ruhe lassen." motzte ich ihn an und ging rein. Ich stellte meine Tasse in die Spüle und nahm mir vor noch ein paar Kartons auszuräumen. Ich stelle die CDs in den CDständer, stellte einige dekorative Kerzen auf mein Regal und hängte noch ein paar Bilder auf. Im Schlafzimmer sortierte ich noch meinen Schmuck und verschob noch mal meinen Arbeitstisch mit der Nähmaschine. Die Stoffe räumte ich in meinen Schrank und hängte hier auch noch Bilder auf. So langsam wurde meine Wohnung so wie ich es mir vorstellte. Später wollte ich noch in die Stadt, ich brauchte noch ein paar Sachen und ich wollte noch nach Stoffresten schauen. Aber zuerst machte ich mir Nudeln mit Käsesosse. Während die Nudeln kochten, saugte ich noch meine Wohnung. Die Sosse war schnell gemacht und so genoss ich jetzt das leckere Essen an meiner Theke. Danach spülte ich mein Geschirr und zog mich um. Ich zog eine helle Jeans mit Löchern an, darauf ein schwarzes Top und meine weissen Sneaker. Ich nahm meine Tasche und verliess meine Wohnung. An der Bushaltestelle setzte ich mich auf eine Bank und wartete. Ein dröhnen ertönte und , natürlich, der mir bekannte Mustang hielt vor mir an. "Können wir dich irgendwo hin fahren?" fragte er mich. "Nein, ich warte auf den Bus." sagte ich und sah wieder auf mein Handy. "Prinzessin ist sich wohl zu fein." kam es vom Fahrer. "Ich fahre nicht mit Fremden mit." gab ich zurück. "Ah, Ok. Ich bin Carlo und deinen Nachbar kennst du ja." meinte er. "Nein kenne ich nicht." "Echt jetzt? Jeder kennt doch Ty." So hiess er also. "Ist mir wohl entgangen." sagte ich. Konnten die nicht einfach fahren. "Komm Alter, fahr." sagte Ty, sah mich dabei komisch an und Carlo gab Gas. Da kam auch schon der Bus. Ich stieg ein, bezahlte und setzte mich nach hinten. Ich stieg wieder am Center aus, ging aber nicht rein, sondern daran vorbei. Weiter die Strasse rauf ist ein kleines Nähparadis. Im Laden ging ich gleich zu den Stoffresten. Ich hatte Glück, ich fand zwei Muster die mir gefielen und auch noch günstig waren. Ich liebte diesen Laden, er war zwar klein aber eine Schatzkiste. Zurück am Center ging ich noch in einen Elektroladen um mir einen besseren Wecker zu kaufen und einen neuen Föhn. Danach setzte ich mich wieder an die Haltestelle. "Alleine hier?" fragte mich ein Typ. Ich versuchte ihn zu ignorieren, aber das funktionierte nicht. "Ich leiste dir Gesellschaft." meinte er und setzte sich neben mich. "Danke, aber ich brauche keine Gesellschaft." sagte ich und stand auf. Er tat es mir gleich und stellte sich vor mich. "Stell dich doch nicht so an." sagte er und wollte nach meinem Arm greifen. Doch ich machte einen Schritt zurück, was ihn wütend zu machen schien. "Was soll das?" zischte er. Plötzlich legte sich ein schwerer Arm um mich. "Probleme Schatz?" ich sah hoch und erkannte Ty. Irgendwie war ich erleichtert. "Der Typ hier versteht kein Nein." sagte ich und drückte mich enger an ihn. "Ich hab nur nach der Zeit gefragt." meinte der Typ. "Klar."meinte ich. Ty trat einen Schritt vor und sah ihn böse an. " Mach das du Land gewinnst." Der überlegte nicht lange und ging. Er nahm seinen Arm runter und ich drehte mich zu ihm um. Toll jetzt musste ich mich bei ihm bedanken. "Danke." "Klar. Der Retter in der Not." sagte er und verbeugte sich. Was mir ein lächeln entlockte. Er nahm meine Tüten und lief Richtung Parkplatz. "Hey warte, wo willst du hin?" ich rannte ihm nach. "Ich fahr dich nach Hause."meinte er und legte die Tüten in den Kofferraum. " Das brauchst du nicht. Ich fahr mit dem Bus." widersprach ich. Er setzte sich hinters Steuer. "Na komm schon." sagte er. Ergeben setzte ich mich auf den Beifahrersitz. Er fuhr vom Parkplatz und fädelte sich in den Verkehr ein. "Kann ich dich was fragen?" fragte ich ihn vorsichtig. "Frag." "Wäre es möglich deine Musik nicht mehr ganz so laut zu machen?" fragte ich ihn. "Könnte ich." antwortete er. "Tust du es auch?" "Mal sehen." Nicht zu fassen, wäre es den so schlimm einfach mal nett zu sein? Den restlichen Weg sah ich schweigend aus dem Fenster. Ich wurde aus Männern im allgemeinen nicht schlau. Bei Seth ging es mir manchmal auch nicht besser. Den einen Moment voll nett und cool und im anderen Moment total angepisst. Er parkte den Mustang und ich stieg aus. Er holte meine Tüten aus dem Kofferraum und gab sie mir. Vor meiner Tür bedankte ich mich und ging rein. Ich räumte mein Zeug weg, zog mir bequeme Sachen an und lümmelte mich auf die Couch. Ich nahm mein Handy und schrieb Sieanna eine Nachricht. (Hey, ich weiss jetzt wie die Nervensäge heißt. Ty.) Im Fernsehen lief nichts besonderes. Nur langweilige Filme, und jemanden zum Quatschen hatte ich nicht.Und mein toller Nachbar drehte mal wieder die Musik auf.Ich ging raus auf den Balkon und legte mich in meine Liege. Echt toll. Wie lange würde ich die Einsamkeit aushalten? "Kein Grund zum weinen." kam es von nebenan. Ich weinte doch gar nicht. Erst als ich mit meinem Finger über meine Wange strich merkte das sie nass war. Beschämt wischte ich meine Wangen trocken und sah weiter in den Himmel. "Ist es wegen dem Idioten?" fragte er mich. "Nein, es geht dich nichts an." sagte ich zu ihm ohne ihn anzusehen. Anscheinend hatte er es verstanden den er ging in seine Wohnung.

L.A.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt