Jeans Sicht:
Langsam nahm ich stimmen wahr, die sich um irgendetwas unterhielten. Nur schwer bekam ich meine Augenlider hoch. Schnell schloss ich sie wieder da mich gleich ein grelles Licht begrüßte. Nach dem zweiten versuch gewöhnte ich mich an das Licht.
Ich erblickte einen mir unbekannten Raum. Der Raum bestand komplett aus Fichten Holz. Die Möbel waren aus einem Birkenholz gebaut und wurde mit einer schlichten Deko bestückt. Im Ganzen war es ein gemütliches Zimmer.
Ich versuchte mich gerade aufzusetzen als mich eine Hand wieder in die weiche Matratze des Bettes drückte. Verwundert richtete ich meinen Kopf hoch und sah eine etwas ältere Dame neben mir auf dem Bett sitzen. Wie konnte ich sie davor nicht bemerken?
,,Du bist wach, wie schön. Wie geht es dir mein Kind?" fragte sie mich mit einer zugleich besorgt trotz herzlichen Stimme.
Zuerst bekam ich kein Wort hinaus. Ich schaute sie nur mit einem fragenden Blick an. Sie verstand meinen Blick und fing an zu erzählen
,, Du bist mit Isabell auf dem Rücken in die Bar hinein geplatzt. Gleich danach bist du umgekippt. Isabell erzählte uns gleich was passiert ist." sie machte eine kleine Pause und redete wieder weiter.
,,Wir haben sofort deine Wunden versorgt und dich hierher gebracht. Dank dir ist Isabell wohl auf. Die ganze Familie dankt dir zu tiefst." bei den letzten Worten von ihr nahm sie meine Hand in ihre Hände und umklammerte sie.
Ich bekam nur ein kleines Lächeln zustande. Als es mir wieder einfiel was gestern Abend passiert war. Ich nahm die Decke von meinem rechten Bein und schaute auf einen weißen Verband der um mein Oberschenkel gewickelt wurde.
Es erinnerte mich an etwas als ich schon einmal eine Kugel für jemanden einfing, die genau an der gleichen Stelle war. Ich war an diesem Zeitpunkt 14 Jahre alt gewesen und es war meine erste Auslandsmission.
Die Nacht war zu ruhig. Kein donnern von feindlicher Artillerie, kein heulen und grollen der Haubitzen, nicht mal Gewehr- oder Maschinengewehrfeuer zerrissen die Stille der Nacht. Die Nacht war komplett ruhig. Nur das dumpfe Geräusch von Stimmen war hier und da mal zu hören. Der Rest wurde von Unbehagen und Angst erdrückt. Nur ein kleines Mädchen die gerade mal 14 Jahre war, lief durch den Graben auf der Suche nach ihrem besten Freund. In ihrer rechten hielt sie ihre fast leere MP18. Der Graben war bestückt mit toten sowie verletzten Soldaten. Darunter Männer sowie Frauen die ihr bestes Gaben um ihr Land zu beschützen. Das Mädchen stampfte mit ihren Tarnstiefeln durch Pfützen dessen Wasser rot, durch die Gräben floss. Ein roter Fluss der nur aus Blut, Schlamm und Wasser bestand. Das Leid, welches sie schon mit ihren jungen Jahren ertragen musste, war unvorstellbar. Über dem Graben erstreckte sich das Niemandsland. Das einst so grüne weite Feld, das von Bauern genutzt wurde. Ist nun eine braun schwarze Einöde, welches schon so viele Leben nahm. Leichter Nebel senkte sich über das Feld. Und doch, konnte einer der Soldaten im Spähposten etwas erkennen. Eine Silhouette erhob sich langsam aus dem Feld doch schien etwas nicht zu stimmen. Auf einmal hörte man einen Schrei: ,,ÜBERLEBENDE! SANITÄTER, SCHNELL HIER RÜBER GEBT SCHUTZFEUER!" Das Mädchen kletterte schnell auf die abgenutzte Leiter, die an der Seite des Grabens stand, um auf das Niemandsland zu blicken. Sie zuckte zusammen als auf einmal MG-Feuer ertönte und der Sanitäter aus dem Graben kletterte und ins Feld rannte. Ohne zu Feuern beobachtete das kleine Mädchen den Sanitäter, als er auf den eben erschien und auf den Soldaten zu rannte. Die Gewehre schwiegen als ein dämonischer Schrei die Nacht und das Sperrfeuer durchbrach, gefolgt von den Schreien des Sanitäters. Aller anwesenden Personen standen unter Schock, als der Sanitäter zu Boden fiel. So wie das kleine Mädchen. Doch sie löste sich aus ihrer Starre als sie merkte, wer dieser Sanitäter war. Sie kletterte die letzten Sprossen der Leiter hinauf und rannte unter Tränen auf den Sanitäter zu. Als sie ankam erblickte sie in seinem Kopf ein Feldspaten. Einer der Soldaten der im Graben war, feuerte eine Leuchtkugel über das Feld. Ein Bild des Schreckens kam zum Vorschein. Um das kleine Mädchen die neben ihrem toten besten Freund saß, kamen Soldaten sowohl von der gegnerischen Armee als auch von der amerikanischen Armee, die durch das Niemandsland taumelten, zum Vorschein. Mit heraushängenden Gedärmen, fehlenden Gliedmaßen und grässlich entstellten Gesichtern. Viele kriechten am Boden, weil sie ihre Beine oder den ganzen Unterkörper verloren hatten. Das Leuchten der Kugel erlosch und alles, was die Soldaten sowie das kleine Mädchen gesehen hatten, verschwand wieder in der Dunkelheit der Nacht. In der Ferne sah man das Aufleuchten von Schüssen und Explosionen, gefolgt von lauten Schreien des kleinen Mädchens. Doch was keiner in dem Moment erahnte war, dass das kleine Mädchen überlegte.
Meine Gedanken wurden von der herzlichen Stimme der alten Dame unterbrochen.
,,Kleines ist alles in Ordnung? Dein Gesicht ist so bleich." meinte sie besorgt.
,,Es ist alles gut. Ich würde nur gerne nach Hause. Meine Familie wartet bestimmt schon auf mich." log ich sie an.
Ich fühlte mich nicht gerade gut als ich dies tat, dennoch war es notwendig. Die Frau gab ein verständliches Nicken von sich und half mir mich aufzusetzen. Dies klappte dank der Hilfe gut.
Dennoch fiel es mir noch schwer richtig zu laufen. Ich folgte der alten Dame die Treppen hinunter, die zur Bar führten. Ich bedankte mich noch einmal herzlich und verabschiedete mich von ihnen. Mir wurde übel als ich wieder an meinen toten besten Freund denken musste.
Ich lehnte mich an eine alte Steinwand an. Warum hatte ich das nur überlebt? Mit dem Gedanken lief ich meinen Weg weiter. Immer wieder schaute ich mich um, ob die drei Männer von gestern wieder auftauchten.
Doch ich begegnete keinen Menschenseelen. Zu Hause angekommen ließ ich mich erstmal auf mein Bett schmeißen. Mein Oberschenkel pochte immer noch, dennoch waren die schmerzen auszuhalten.
Nach einem kurzen Blick auf die Uhr beschloss ich noch einmal an die frische Luft zu gehen. Ich schnappte mir meinen Autoschlüssel und mein Handy und begab mich zu dem Ort, an dem ich mein Auto allein gelassen hatte. Zu meinem Glück wurde es nicht abgeschleppt oder gefunden.
So stieg ich ein und gab mein Ziel in das Navi ein. Den Schlüssel steckte ich in das Zündschloss. Sofort heulte der Motor wieder auf. Vorsichtig fuhr ich aus der Sackgasse Rückwerts hinaus und begab mich auf den Highway.
Nach etwa einer halben Stunde kam ich an meinem Ziel an. Es war der Mount Chilliad auf dem noch eine alte Seilbahnhütte stand. Ich lief auf das runtergekommene Gebäude zu und kletterte durch ein kaputtes Fenster hinein. Zu meinem Glück war Richtung Westen ein Fenster kaputt.
Ich setzte ich auf den Fenstersims und schaute in einen wunderschönen Sonnenuntergang. Meinen Kopf ließ ich an der Steinwand anlehnen und schaute der Sonne zu wie sie sich für den heutigen Tag verabschiedete.
Es war gerade so schön seit langem wieder als ich ein Auto die Straße hinauf fuhren, hörte. Seufzend schloss ich meine Augen und atmete tief ein und wieder tief aus. Der Motor des unbekannten Autos hörte auf zu brummen.
Meine Hoffnung auf ein allein sein verschwand immer mehr als ich Schritte hörte. Die Person lief zielstrebig auf mich zu und blieb links von mir stehen.
Bis jetzt wusste, ich noch nicht wer es war, denn mein Blick war immer noch auf den Punkt fixiert, an dem die Sonne verschwand. Doch als ich davon absah und die Person neben mir erblickte bildete sich ein großer Glos in meinem Hals.
______________________
DU LIEST GERADE
The lost Twins
ActionEine junge Frau, die neu nach LA gezogen ist und den Beruf als Polizistin ausführte, geriet auf die falsche Bahn? Doch der Weg zum großen Glück ist steinig, wird sie es schaffen? Was ist, wenn sie herausfindet, dass sie nie alleine war? Findet es h...