Ich kann kaum glauben, dass ich gerade Türchen 19 geschrieben habe. Ich hoffe, es gefällt euch :D
„Ich brauche deine Hilfe."
John kniff die Augen zusammen und musterte Marten skeptisch.
„Was ist los?", wollte er wissen, den Blick auf seinen Cousin gerichtet, der sich mit der flachen Hand über den frisch rasierten Bart strich. Er drückte sich tief in den Fahrersitz seines Wagens, den er gerade in Johns Einfahrt abgestellt hatte.
„Nika verheimlicht mir irgendwas", erzählte Marten frustriert. John runzelte die Stirn.
„Wie kommst du darauf?", fragte er. Marten zuckte mit den Schultern.
„Ich kenne sie eben."
„Was macht sie denn Verdächtiges?", bohrte John nach. Marten ließ seinen Blick in die Dunkelheit hinaus schweifen. Lediglich die Lampe an der Haustür spendete ein wenig Licht.
„Kann ich gar nicht genau sagen. Sie verhält sich einfach seltsam. Wirkt immer mal wieder abwesend. Weicht mir aus. Guckt mir manchmal nicht in die Augen...", zählte Marten nachdenklich auf.
„Dann sprich sie doch drauf an, was los ist", sagte John schulterzuckend. Marten huschte ein verzweifeltes Lächeln übers Gesicht.
„Hab ich schon. Keine Chance", antwortete er genervt. „Sie sagt, es ist nichts. Aber ich weiß einfach, dass sie mich anlügt – und ich verstehe nicht, wieso. Wir haben immer über alles gesprochen. Dass sie auf einmal Geheimnisse vor mir hat, macht mich wahnsinnig."
„Naja, eigentlich hat sie immer mit dir über alles gesprochen", stellte John amüsiert richtig. „Du hast es eher perfektioniert, Dinge vor ihr geheim zu halten."
Marten verdrehte die Augen.
„Das kannst du doch gar nicht vergleichen."
John grinste schief.
„Ich meine ja bloß – so offen, wie du das darstellst, ist es lang nicht gewesen."
„Aber inzwischen haben wir das hingekriegt", erwiderte Marten überzeugt. „Also... ich arbeite an mir", korrigierte er sich selbstkritisch.
„Was ist so schlimm daran, wenn auch sie Sachen hat, die sie nicht direkt mit dir bereden will?", wollte John wissen. Marten schnaubte.
„Sie kann doch nicht einerseits mehr Offenheit wollen, aber andererseits auf einmal anfangen, nicht mehr mit mir zu reden. Und das passt auch gar nicht zu ihr. Sie ist sonst nicht so. Sie muss mir immer alles auf die Nase binden, ganz egal, ob ich es hören will oder nicht", erzählte er nachdenklich.
„Diesmal vielleicht nicht", überlegte John. Marten schüttelte energisch den Kopf.
„Dann würde sie mir doch sagen, dass es da etwas gibt, was sie erstmal mit sich ausmachen muss. Ich habe das schließlich auch früher immer so gemacht", erwiderte er wütend. John lachte auf.
„Einen Scheiß hast du gemacht. Du hast einfach gar nicht mit ihr geredet – und wenn, hast du ihr kryptische Aussagen an den Kopf geworfen wie ,Es ist besser für dich, wenn du nichts weißt' oder ,Was auf dem Kiez passiert, bleibt auf dem Kiez'", erinnerte er ihn belustigt. Marten warf ihm einen finsteren Seitenblick zu. Es ärgerte ihn, dass John seine damaligen Aussagen dermaßen ins Lächerliche zog.
„Das kannst du doch gar nicht vergleichen. Ich hab das so gemacht, weil ich sie nicht in irgendwas mit reinziehen wollte – und das weiß sie auch", stellte er entschieden klar. John zuckte unbeeindruckt mit den Schultern.
„Vielleicht will sie dich auch einfach nur in irgendwas nicht mit reinziehen", spekulierte er. Marten seufzte schwer.
„Sie belügt mich. Das fühlt sich einfach scheiße an und mein Kopf hört gar nicht mehr auf, zu rattern", gestand er und fuhr sich mit der flachen Hand übers Gesicht.
„Sag ihr das doch – also, dass sie dich nicht verarschen braucht", gab John verständnislos zurück. Marten drehte ihm den Kopf zu, die Augenbrauen finster zusammengezogen.
„Sie hat es abgestritten. Ich hab keine Ahnung, was ich noch machen soll. Du weißt, wie ich bin, wenn ich nicht weiterkomme. Ich werde wütend, ich schreie rum – und ich bin mir sicher, dass sie dann erst recht dichtmacht."
John seufzte schwer.
„Vielleicht hat sie wieder Probleme mit ihren Eltern und will dich da nicht mit nerven", spekulierte er. „Immerhin geht's wieder auf Weihnachten zu, da drehen die doch immer durch."
Marten leckte sich über die Lippen.
„Kann sein. Oder es ist irgendetwas Schlimmes, worüber sie mit mir nicht reden will", sprach er seine Gedanken offen aus.
„Zum Beispiel?", fragte John ratlos. Marten zuckte mit den Schultern.
„Weiß nicht, aber sie hat sich nur zwei Mal so komisch benommen – einmal, als wir gerade zusammenwaren, sie die Schulden hatte und es mir nicht sagen wollte, und das andere Mal, als ich gesessen habe, sie schwanger geworden ist und das Kind verloren hat. Es ist also nie ein gutes Zeichen, wenn sie mir irgendwas verschweigt", fasste er betreten zusammen.
„Ich verstehe, dass du dir Gedanken machst, aber ich bin mir sicher, dass es eine einfache Erklärung dafür gibt. Also wenn du mich fragst – es sind die Eltern. In den letzten Jahren war es immer ihre Familie...", gab John selbstsicher zurück.
„Ich hab neulich so'n Film gesehen. Der Typ war ne dicke Nummer im Milieu, hatte ein riesiges Imperium. Seine Frau war schwanger, aber weil er so viel zu tun hatte, war er nie zuhause. Also hat sie es ihm nie gesagt und plötzlich das Kind verloren. Und irgendwie... ich hab uns da gesehen, verstehst du?", erzählte Marten und sah ihm verzweifelt ins Gesicht.
„Du steigerst dich wegen dem Film in was rein, das ist normal. Aber das hat nichts mit euch zu tun", sagte John überzeugt. Marten seufzte.
„Vielleicht hat sie auch einfach nur einen anderen kennengelernt", spekulierte Marten weiter.
„Das glaubst du doch nicht wirklich", platzte es aus John heraus, während Marten eine Zigarette aus dem Päckchen zog, das er vorhin in die Mittelkonsole geworfen hatte. Marten zuckte einmal mehr mit den Schultern.
„Kann doch sein – ich bin nie zuhause. Vielleicht ist sie so unglücklich, dass sie sich heimlich mit nem anderen getroffen hat. Taylan oder so", sinnierte er, steckte sich die Kippe zwischen die Lippen und zündete sie an. John schüttelte den Kopf.
„Die würde dir eher die Hölle heißmachen, dass du dich mehr in die Beziehung reinhängst, als dich zu betrügen – und das weißt du auch."
Marten blies den Rauch aus.
„Was, wenn sie über diesen Punkt schon hinaus ist und ich zu lang damit gewartet habe, ihr zu sagen, dass ich ihr endlich gerechter werden will?", fragte er nachdenklich.
„Wenn du das wirklich glaubst, solltest du dringend mit ihr reden und sie damit konfrontieren. Dann siehst du ja, wie sie reagiert – aber ich bin mir sicher, sie wird komplett ausrasten, wenn du ihr unterstellst, sie könnte dir fremdgehen, nach all den Jahren, die sie bei dir geblieben ist, ganz egal, was du gemacht hast", erwiderte John. Marten ließ das Fenster ein Stück herunter. Augenblicklich strömte eisige Abendkälte durch den Schlitz in seinen Nacken.
„Ich bin doch nicht bescheuert", protestierte Marten und tippte sich gegen die Stirn. „Wenn sie wirklich etwas vor mir zurückhält, was sie belastet, mache ich damit alles nur noch schlimmer."
Er nahm einen weiteren Zug, blies den Rauch aus und sah wieder zu John.
„Kannst du Cassie fragen, ob sie mal mit ihr reden kann?"
John runzelte skeptisch die Stirn.
„Meinst du echt, wenn sie mit dir, ihrem Freund, nicht redet, spricht sie mit ihr?"
Marten zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß mir einfach nicht mehr anders zu helfen. Was, wenn sie mich braucht, sich aber nicht überwinden kann? Wenn wirklich was los ist, will ich für sie da sein."
John nickte. Er hatte Marten selten dermaßen ratlos und verzweifelt gesehen.
„Okay. Ich frage sie."
Immerhin, der viel erwartete Streit zwischen Nika und Marten ist bisher ausgeblieben. Haha. Könnt ihr verstehen, dass er John um Hilfe bittet? Und glaubt ihr, dass Cassie Nika jetzt verraten wird? Oder schafft sie es, dichtzuhalten?
DU LIEST GERADE
All I want for Christmas 2 | Adventskalender 2022
Historia CortaEigentlich ist alles wie immer; weder Nika, noch Marten haben sonderlich große Lust, Weihnachten mit Nikas spießiger Familie zu feiern. Da kommt es Marten ganz gelegen, dass er sich gerade wieder mal in neue Schwierigkeiten hineinmanövriert hat. Blö...