Der Montag

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Jola
Ich kann die halbe Nacht von Sonntag auf Montag kaum schlafen, bin einfach zu nervös! Schließlich sollte nun endlich entschieden werden, wie es weitergeht.

Tabea Rhode
Am Morgen setzen Paula und ich uns nochmal zusammen. Wir vermuten ehrlich gesagt nichts gutes für das heutige Gespräch.

Jola hat nicht mal einen fixen Standpunkt gehabt, sondern immer zwischen Klinik und Dienststelle gewechselt. Das heißt wir haben ihr auch kein richtiges eigenes Zimmer eingerichtet.
Zweitens geht Jola nicht mehr zur Schule, sondern sie lernt selbstständig mit ein wenig Unterstützung manchmal.
Drittens hat sich ihre Psyche noch nicht ganz stabilisiert.
Und das schlimmste, sie hatte einen Rückfall und hat sich leicht geschnitten selbst.
Von dem ganzen wird die Sozialarbeiterin nicht begeistert sein...

„Vielleicht ist es auch besser, Herr Linz nimmt Jola in seiner Klinik auf", meint Paula missmutig.
„Sie haben sich gut verstanden, ja" gebe ich genauso unbegeistert von mir.

„Eigentlich sollte die Entscheidung bei Jola liegen, sie weiß doch selbst am besten was gut für sie ist!", meine ich nach einer Pause.

Jola
Wenige Stunden vor dem Gespräch reden eine Schwester und Paula auf mich ein, dass ich nichts zu befürchten habe und keine Angst haben soll.
Tja, die lässt sich aber nicht so leicht vermeiden!

Die beiden erklären mir, dass sie zuerst alleine mit der Sozialarbeiterin reden und mich später dazuholen.
Für das Gespräch ist sogar Birgit gekommen, um das Rettungsteam zu vertreten.

Als Paula und Birgit mit der fremden Frau hinter der Tür verschwinden, schlägt mein Herz wie wild. Die Schwester kann mich auch nicht beruhigen...

Als sie mich in ein bestimmtes Kinderzimmer führt, vielleicht doch..

Mike ist entlassen worden, aber der andere Junge und vor allem Marlene sind noch da!
„Hey Kids wie geht's euch, freu mich so euch zu sehen!" rufe ich freudig aus.
„Du bist ja gar keine Ärztin!" erwidern die beiden nur und starren mich mit großen Augen an.
„Naja das war ja auch eher ein Scherz, aber ein bisschen etwas von Medizin verstehe ich trotzdem"
Die Kinder akzeptieren mich zum Glück auch als Nicht-Ärztin und sind keineswegs enttäuscht.

Marlene erzählt mir, dass es ihrem Hals besser geht. Tatsächlich kann ich feststellen dass er abgeschwollen ist, als sie mich drauf gucken lässt.
In ihrer Akte steht zwar Not-OP und akute Mandelentzündung, was mich aufschrecken lässt, aber immerhin ist es nun wieder in Ordnung! Und mir fällt ein Stein von Herzen, dass es keine Leukämie war!

„Meine Eltern kommen mich heute auch wieder untersuchen" meint das Mädchen schüchtern.
„Ich glaube untersuchen werden dich die Ärzte, aber deine Eltern werden dich wohl nur besuchen" meine ich lächelnd.
„Äh Ja" kichert sie, aber hält sich danach sofort die Hand an ihren Hals.
„Du musst dich bestimmt noch schonen" erkläre ich ihr.

So viel Spaß wir auch wieder haben, es lenkt mich trotzdem nur maximal zehn Minuten von dem mich betreffenden Gespräch ab.

Deshalb entschuldige ich mich bei den Kindern, indem ich erzähle, ich müsste kurz wohin und weiß noch nicht ob ich wiederkomme.
Meine Spannung ist einfach so hoch, dass ich mich vor das Büro schleiche und versuche zuzuhören, was die drei besprechen. Aber ich kann nichts anderes als eine ziemlich angeregte Diskussion wahrnehmen. Hoffentlich streiten die sich da drinnen nicht komplett..

In diesem Moment wird die Tür geöffnet und ich sehe überraschend Paula direkt in die Augen.
„Was auch immer du hier draußen vor der Tür getrieben hast, kommst du bitte zu uns herein?" meint die Ärztin nur.

Schüchtern setze ich mich auf den leeren Stuhl zwischen Paula und Birgit, und gegenüber der Sozialarbeiterin.
„So.. wir haben nun schon so manches abgeklärt. Aber wir haben uns geeinigt, auch deine Ansichten zu berücksichtigen so gut es geht und daher fragen wir dich: Wie stellst du dir deine Zukunft vor?" setzt die Fremde zum Reden an.

Wow, also darf ich doch mitreden.
Ich bin nur ein wenig überrascht und ziemlich überfordert.
Genau sechs Augen sehen mich an und warten auf meine Wortmeldung.
Nur was soll ich sagen?!

Hier in der Klinik bleiben? Oder bei den Rettungssanitätern? Oder in eine andere Klinik gehen? Oder von Herrn Linz adoptiert werden?

Zumindest kann ich das Heim ausschließen! Aber... was möchte ich eigentlich wirklich?

Was soll ich sagen?

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Die FF ist erstmal abgeschlossen, derzeit mit offenem Ende. So viel hatte ich bereits vorbereitet, aber ich habe momentan nicht die Zeit und Kraft zum (Weiter)Schreiben.

Im Dienst (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt