Schrecklich miese Idee

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Phil Funke
Wenn jemand so etwas sagt, hat man natürlich kein gutes Gefühl bei der Sache. Und unbedingt spaßig ist es auch nicht, auch wenn es nur ein Witz sein sollte. Da wird man gleich hellhörig...
Doch das Mädchen antwortet natürlich nicht mehr, und bleibt so geheimnisvoll wie immer. Schlau werde ich aus diesem Mädchen nicht!

Stattdessen scheint Jola eher das Bewusstsein zu verlieren. Sie macht einen sehr müden Eindruck, ihr Kopf kippt leicht zur Seite und ihre Augenlider flimmern, wobei sie kurzzeitig geschlossen sind.
„Hey, wach bleiben" meine ich besorgt und lege meine Hand sanft auf ihre Wange.
„Sieh mich an, Okay?" sagt Katja, und zum Glück dreht Jola ihren Kopf zu ihr und bemüht sich die Augen offen zu lassen.
„Ihre Atmung ist schon sehr flach", gebe ich meinen Kollegen die Info weiter.

Jola
Alles ist so verschwommen.
Eine blondhaarige Sanitäterin mit geflochtenen Zopf möchte, dass ich sie ansehe, und so richte ich meine müden Augen in ihre Richtung, wobei ihre Hand zart auf meiner Stirn ruht.

Marion Fröhlich
„Du hast bestimmt erhöhte Temperatur, du arme!", meint Katja.
Auf ihr Wort hinauf, beschließe ich aufzustehen, um einen Fieberthermometer zu holen. War das Mädchen zu lange dem kalten Nass ausgesetzt? Zumindest hört man es von draußen noch immer donnern, und dicke Regentropfen schlagen wild ans Fenster. Zumindest haben wir sie gefunden! Das ist das was zählt.

„Was ist denn drüben los?!" werde ich von Alex und Birgit beunruhigt empfangen als ich durch das Zimmer laufen möchte.
„Ich suche den Fieberthermometer", schon klar dass das nicht die passende Antwort ist, aber manchmal befindet man sich im Stress. Ich bin mir sicher, sie haben da großes Verständnis dafür, sie selbst kennen es doch auch nur zu gut.

„Ich hol' ihn! Bleib du kurz da, Marion!" werde ich von Alex an den Herd geschickt.
Frauen ans Kochen, oder wie? Aber ich weiß ja, dass es nicht absichtlich gemeint ist.
Manchmal denke ich bei dem Thema auch noch an Franzi, eine ehemalige Patientin, die sich so engagiert für alle Frauen einsetzen wollte. Solche Fälle gehen einem richtig nahe, und so ist es auch mit Jola.

Alex Hetkamp
Als ich den Fieberthermometer hole, weiß ich noch nicht, was auf mich zukommt.
Mit dem Ding in der Hand nähere ich mich meinen Freunden. Das Mädchen sieht gar nicht gut aus.
Ich reiche das Fiebermessgerät Katja weiter, die uns nach einem piepsigen Geräusch das Ergebnis zeigt.
„Erhöhte Temperatur ist das nicht mehr, hm, das ist in jedem Fall schon Fieber" spricht Phil aus, was wir uns wahrscheinlich alle denken.

Da Jola den Anschein macht, beinahe wieder wegzukippen, greife ich an ihren Arm, um sie einem Reiz auszusetzen, der sie wieder fokussieren lassen soll.
Es funktioniert, sie reißt die Augen auf. Und dabei spüre ich ihre bitterkalte Hand.
„Lass mal Pullover ausziehen, ihre Hände sind extrem kalt" erwähne ich.

Plötzlich schnellt unsere Patientin hoch in aufrechten Sitz.
„Was ist los?" gerade wollte ich dasselbe fragen wie es Katja getan hat.
„Übel", Jolas Stimme klingt so gebrochen, so gebrochen traurig.
„Hm ja weißt du, vielleicht isst du mal etwas. Kann nämlich leicht sein, dass dir davon schlecht ist, wenn du nichts zu dir nimmst" erklärt ihr Katja ganz ruhig.

Die aufrechte Position nutzen Phil und ich gleich aus, um den noch immer feuchten Hoodie hochzuziehen.
Dabei rutscht ihr T-Shirt darunter ebenfalls ein Stück hoch und ich erblicke kleine rote Krusten an ihrem Bauch.
Ihr kurzärmliges Shirt fällt kurz danach wieder auf seinen Platz zurück, aber die Zeit dazwischen genügt mir erstmal.
„Ich bringe ihr eine trockene warme Weste, checkt ihr mal ihr Abdomen"

Jola
Sie brauchen ihr Fachvokabular gar nicht zu verwenden, ich weiß sowieso was die Begriffe bedeuten! Und leider kann ich nun auch erahnen was passiert ist. Er hat es gesehen, richtig?
Nein, nein, nein, ich habe doch gewusst das ist eine ganz schrecklich miese Idee! Ich hätte nie, niemals mitgehen sollen!
Oh nein, was mache ich denn jetzt?!
Ich möchte nichts weiter als im Boden versinken! Das ist alles nur ein Albtraum, und ich muss bloß aufwachen, bitte!  Ich möchte nicht darüber nachdenken, was jetzt auf mich zukommen wird...

„Dürfen wir uns mal deinen Bauch ansehen?" fragt Phil während sich seine Hand schon auf den Weg zu meinem Unterleib macht. Eilig drücke ich meine Hand fest an mein T-Shirt, damit es niemand hochziehen kann. Ich will das alles nicht!
„Ach komm schon Süße, wir tun dir doch nicht weh! Lass mal kurz gucken, ja?" sagt die Sanitäterin in netten Ton.
Aber sie können gerne versuchen was sie wollen. Sie sollen mich nämlich einfach in Ruhe lassen!

Im Dienst (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt