Heldin

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Jola
Es vergehen die Tage. Und diese Zeit ist gar nicht mal so übel.
Die Ärzte haben gesagt, dass ich mich um nichts anderes kümmern soll als um mich und meine Gesundheit. Also kann ich mich hier im Krankenhaus in Ruhe erholen. Wie es danach weitergehen soll, spielt auch gerade keine Rolle, was wirklich angenehm ist. Es ist so schön, einfach hier zu sein, bei den Leuten, die ich inzwischen gut kennengelernt habe. Ich wünschte, ich könnte bleiben!

Tabea betritt mein Zimmer und fängt sofort aufgeregt zu reden an: „Hallo, Jola! Heute ist ein besonderer Tag, denn die Sozialarbeiterin wird heute wieder kommen... aber davor muss ich dir was zeigen!"
Also dass das Jugendamt wieder involviert ist, ist keine gute Nachricht...

Neugierig folge ich Tabea. Mein Körper ist inzwischen wieder ganz fit.
Wir verlassen die Pädiatrie und ich werde immer mehr neugierig, was mir Tabea zeigen möchte.

Schließlich kommen wir in ein Zimmer, in dem ältere Personen liegen. Ich folge Tabea weiterhin und sie zeigt auf einen Mann, der im Krankenbett liegt.
Es ist nicht irgendein Mann. Es ist der Mann! Dieser aus dem brennenden Tunnel!
Er lebt!

Mit Freudentränen in den Augen wende ich mich ihm zu. Er ist mit zahlreichen Verbänden bedeckt. Die letzten Tage mussten alle um sein Leben kämpfen!
Ich kann es noch immer nicht glauben, dass er es doch geschafft hat!
In meiner Erinnerung sehe ich ihn unter den Autoteilen gefangen. Aber er ist hier.

Mit einem Mal öffnet er die Augen und schenkt mir gleich als er mich sieht ein müdes Lächeln.
Meine Mundwinkel gehen ebenfalls gleichzeitig nach oben.
„Da ist ja meine Heldin" seine Stimme klingt schwach, aber trotzdem anerkennend.
Ich kann nicht anders als nur zu Lächeln. Die ganzen Tage dachte ich, er hätte es nicht geschafft. Und jetzt werde ich auch noch als Heldin gefeiert!

Wenn da nicht heute noch der Termin mit dem Jugendamt auf mich zu kommen würde, würde ich diesen Tag als den besten in meinem Leben bezeichnen.

„Du hast sehr viel Stärke und Mut bewiesen. Er schätzt es sehr wert, dass du alles gegeben hast, um sein Leben zu retten" meint Tabea.

„Du hast dein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt für meines. Du weißt selbst, was es bedeutet in Lebensgefahr zu sein. Bitte ruiniere das nicht, indem du weiter darüber nachdenkst, dein Leben zu nehmen. Du hast bewiesen wie viel ein Leben wert ist!"
Verdutzt sehe ich ihn an. Wie kann er das wissen?!
Er greift nach meiner Hand und hält sie leicht fest.
„Die Ärzte haben es mir erzählt. Bitte versprich mir, dass du nie wieder dein Leben aufs Spiel setzt"
Er sieht mich ernst an und ich bin komplett überfordert.

Ich kann nichts versprechen, trotzdem nicke ich zur Beruhigung aller. Dieser Moment ist einfach unglaublich berührend.

Nach wenigen Minuten toppt er die Situation und sorgt dafür, dass sich alles bei mir überschlägt.
„Jola... wenn es mir besser geht und ich körperlich wieder in der Verfassung bin, möchtest du..."
Er pausiert. Es muss für ihn schwer auszusprechen sein. Was will er nur sagen?
„Darf ich dich adoptieren?" bringt er endlich übers Herz.

Was?!
Mein Herz beginnt schnell zu pochen.
Ich weiß nicht wie mir geschieht, aber das habe ich so gar nicht erwartet!
Er... mich... adoptieren?
Ich weiß nicht was ich antworten soll. Ich bin sprachlos.
Langsam werden meine Augen feucht und mein Herz schmerzt durch das heftige Schlagen.

Er ist nett. Er ist auch nicht zu alt. Er wird bald wieder fit sein.
Aber...
Ich bin nichts weiter als überfordert.
Die Tränen sprießen aus meinen Augen.

Ich bemerke nur mehr, wie Tabea sanft die Hand um meinen Rücken legt und mich aus dem Raum führt.
„Das war zu viel auf einmal, nuh?"
Ich komme nicht mehr dazu zu antworten. Und kann mich erst nach einem kalten Glas Wasser ein wenig beruhigen.

Im Dienst (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt