Alte Liebe rostet nicht!

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Kurzgeschichte 22=Alte Liebe rostet nicht!

Es war kurz vor Weihnachten und Paola war total down. Dieses Jahr ging alles schief. Sie hatte gar keine Lust mehr auf Weihnachten. Ihr Freund hatte sie wegen seiner Midlife-Crisis verlassen, sie verlor außerdem ihren Job in der Agentur und ihre Wohnung ist noch immer von einem Wasserschaden betroffen. "Das wird bestimmt das schlimmste Weihnachtsfest, was ich je erleben werde." Sagt sie zu sich selbst. Überall tun die Menschen so, als ob alles schön und gut ist. Doch gar nichts findet Paola toll. Um ihre Miete bezahlen zu können, muss sie in den kommenden Wochen eins ihrer Sparkonten auflösen. Es sei denn, sie findet bald einen neuen Job. Aber es sah ziemlich schlecht aus. Viele Firmen hatten zu dieser Zeit Betriebsurlaub oder einen Einstellungsstopp.

Nun zündet sie die Kerzen auf ihrem Adventskranz an. Nachdem sie sich eine heiße Schokolade gemacht hatte, wählte sie eine romantische Komödie auf Netflix aus. Wenn sie schon selbst kein Glück in der Liebe hatte, wollte sie wenigstens ein küssendes Paar auf dem Bildschirm sehen. Sie seufzte tief auf und kuschelte sich in ihre weiche Decke. Weinend sitzt sie nun da und schaut dem Happy End des Filmes entgegen. "Warum nur, warum hab ich nicht so ein schönes Ende?"

Als der Film zu Ende war, bekam sie eine Nachricht von einer Bekannten. Sie schrieb ihr, dass es leider mit der Hütte dieses Jahr zum Heiligen Abend nicht geklappt hat. Das war ihr aber auch so lieb, da diese Leute allesamt Freunde ihres Ex waren. Sie hatte sowieso keine Lust auf ihn oder jemanden, der mit ihm zu tun hatte. Sie stellte sich schon darauf ein, Weihnachten einsam und alleine vor sich hin deprimierend, in ihrer kleinen Wohnung zu sitzen und heulend in den Bildschirm zu glotzen.

Genauso war es dann auch. Am 24.12. sitzt sie nun alleine in ihrer Wohnung. Sie hatte sich ein paar Ofenkartoffeln gebacken und diese mit Quark übergossen. Bevor sie sich auf die Couch begab, zog sie sich ihre Wollsocken an. Es war ziemlich kalt und die Heizung in ihrer Wohnung brauchte 'ne halbe Ewigkeit um aufzuwärmen. Plötzlich klingelte es an der Tür und Paola horchte verwundert. Besuch erwartete sie an diesem Tag nicht. Kein Anlass also, von der gemütlichen Couch aufzustehen und nachzuschauen, wer da am Heiligen Abend so stürmisch an der Tür klingelt. Doch das Bimmeln hörte nicht auf, mittlerweile wurde es auch schon von einem leichten klopfen begleitet.

"Da ist aber jemand hartnäckig?" Dachte sie sich und stand genervt auf. Sie ging mit schnellen Schritten auf ihren dicken Wollsocken zur Tür. Erstmal sah sie durch den Spion. Vor der Tür stand ein Postbote. "Hee? Post am Heiligen Abend?" Vielleicht war das ja ein Trick und der Mann ein Räuber, der sie überfallen wollte. Vorsichtig legte Paola die Türkette vor, öffnete einen Spalt und guckte vorsichtig nach draußen. "Ja bitte?" Fragte sie ganz leise. "Expresspaket, Fräulein Hernandez?" "Ich hab nichts bestellt?" "Da steht Paola Hernandez drauf. Fräulein könnten Sie bitte aufmachen und das Paket in Empfang nehmen. Ich habe noch weitere Lieferungen zu erledigen." Nun öffnete Paola die Tür und fuhr erstaunt zurück. "Julian, was machst du denn hier?" "Paola, ähm?" Er sah verwirrt auf den Adresskopf auf dem Paket. "Ja klar, Paola Hernandez, warum ist mir das nicht sofort aufgefallen? Hey, wie gehts? Wie lange ist es jetzt her, 8 Jahre?" "Mein Gott, ich kann es kaum glauben, Julian. Ja genau 8 Jahre ist es her."

Julian war Paolas Jugendliebe. Sie waren eigentlich sehr glücklich, aber als sie beide die Schule beendeten, führten sie ihre Wege in zwei unterschiedliche Richtungen und so verloren sie sich aus den Augen. "Ähm, komm doch rein." "Eigentlich muss ich weiter, aber na ja, kurz kann ich schon hereinkommen!" Julian trat in die Wohnung. "Schön hast du es hier, richtig gemütlich." "Ja, danke, fühle mich wohl." "Sag mal, warum bist du alleine Zuhause am Heiligen Abend?" "Ach lange Geschichte. Erzähl mal du, wie kommts das du Paketbote bist? Wolltest du nicht irgendwie in die Politik?"

Dann begann er zu erzählen, wie er vor 5 Jahren in ein Viertel in Berlin gezogen ist, wo es nur Menschen und Häuser gab, die reichen Schnöseln gehört haben. Er hat sich dort nicht wohlgefühlt und ist kurzerhand vor 2 Monaten wieder zurück nach München gezogen. Dadurch hat er aber auch sein Job verloren und konnte bis jetzt nichts mehr finden, dann hat er halt diese Stelle als Paketzusteller angenommen. "Was ist mit dir, bist du wirklich Autorin geworden?" "Ähm nein, ich bin ähm im Moment Arbeitslos. Ich habe in einer Agentur gearbeitet, aber die haben mir meinen Vertrag nicht mehr verlängert und so war ich nach einem Jahr raus."

Romantische Kurzgeschichten! (Young/New Adult) ABGESCHLOSSEN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt