Wir hatten genau 22:54 als ich mich erneut in meinen Wagen setzte. Das Emily mich angelogen hatte, machte mich wütend. Sie hatte mir einiges zu erklären. Grimmig drückte ich immer mehr aufs Gas. Die Hochhäuser von New York City verschwammen zu einem Brei und mir war es nur recht. So viele Hochhäuser mochte ich nicht. Natürlich gab es in Pittsburgh auch diese Bauten, aber es gab viel mehr Grünflächen und für mich damit die Möglichkeit in meiner Wolfsgestalt zu leben. Hier war alles einfach nur grau und trist. Um 23:10 kam ich an. Ich klingelte an dem heruntergekommenen Backsteingebäude. Selbst die Namensschilder waren hier abgeblättert. Irgendwann erklang ein Summen und ich öffnete die Tür. Im Treppenhaus stank es nach Cannabis und Sex. Emily musste schleunigst von hier verschwinden. Das war kein sicherer Ort für eine Frau und erst Recht nicht für meine Mate. Ich betrat die ersten Stufen der alten Holztreppe. Sofort knarrte es. Als ich im ersten Stock angekommen war, stand in einem Türrahmen eine alte Frau. Wahrscheinlich hatte sie mir geöffnet. Ihre braunen, wachsamen Augen blickten mich durch ihre große Brille an. "Oh ein neues Gesicht, lassen sie mich raten Sie wollen hoch in die sieben?" Das kam ganz drauf an, wer dort oben wohnte. Ich hoffte nicht Emily, denn es klang so, als sei es normal das hier Fremde Männer ein und aus spazierten. "Wer wohnt da?" ihre Mundwinkel hoben sich zu einem Schmunzeln. "Na wenn du das nicht weißt, dann willst du wohl nicht hoch in die sieben zu Mace. Ist vielleicht besser so. Du siehst nicht gerade aus, als ob du Drogen nimmst. Besser so mein Junge" Wieso erlaubte sie sich so mit mir zu reden? Aber man war hier wohl keine Höflichkeitsformen gewohnt. "Ich möchte eigentlich zu Emily. Sie wohnt hier" sprach ich schließlich meinen Wunsch aus.
Jede Sekunde die ich länger hier verbrachte, ließen mich an meine Dusche denken. Wenn ich hier mit Emily raus war, musste ich mich ausgiebig duschen. Am besten mit Emily...aber das würde sie nicht zulassen. Die alte Frau vor mir runzelte die Stirn. "Hier gibt es keine Emily, Schätzchen." Was? Das konnte nicht sein! Sie ist eindeutig in dieses Haus gegangen! "Nein, ich habe sie heute Abend hier her gebracht. Sie wohnt hier, da bin ich mir sicher" blieb ich hart. Ich war schließlich nicht dumm. Oder war ihr echter Name vielleicht gar nicht Emily? Hatte sie mich auch damit angelogen? Aber weswegen sollte sie das tun? Was verheimlichte sie mir? Nun lachte die Frau, es klang kratzig. Sie hielt sich dabei am Türrahmen fest, an dem braune Farbe abbröckelte. "Da wurdest du wohl ziemlich reingelegt. Die einzigen die hier wohnen sind Janette, ihr Mann Pierre und ihre fünf Kinder, sie kommen aus Afrika und leben illegal hier. Dann gibt es noch Mace, mit dem Drogen Problem. Dann kommt meine Wenigkeit. Gegenüber wohnt Laurent, er ist nie da. Unten im Erdgeschoss wohnt nur noch der Besitzer dieser Bruchbude, Frank" ich schluckte. Eindeutig keine Emily. Sofort packte mich wieder die Wut, während mich gleichzeitig die Sorge auffraß. Ich werde dich finden, Emily. "Dankeschön" knurrte ich, aber ich konnte mich nicht mehr stoppen. Mit rasender Geschwindigkeit lief ich die morschen Holztreppen hinunter. Kaum war ich wieder in meinem Auto, ließ ich erschöpft meinen Kopf auf das Lenkrad sinken. Was war nur los mit meiner Mate? Wieso log sie mich an? Wieso spielte sie mir etwas vor? Ich wollte sie nur in meinen Armen halten und ihr ein besseres Leben ermöglichen das sie bisher hatte. War das zu viel verlangt? Ich fuhr langsam los, meine Augen waren nicht auf den Verkehr gerichtet, stattdessen suchten sie am Straßenrand meine Mate. Vielleicht lief sie hier herum. Aber so viel Glück hatte ich nicht, als ich in der Hoteltiefgarage eingeparkt hatte, schrie ich frustriert auf. Es lief alles so gut! Wir hatten einen schönen Tag und nun...sie war fort.
Missmutig wollte ich mit meiner Keykard mein Zimmer öffnen, als Dylan vor meiner Tür stand. "Was ist los?" fragte er besorgt und eine furche bildete sich auf seiner Stirn. "Emily. Sie...hat mich belogen und nun ist sie weg" brummte ich und öffnete schließlich mein Zimmer. "Wie hat sie das denn gemacht?" quetschte mich der Brünette weiter aus und knallte sich auf das luxuriöse Sofa. Dort lag Emily gestern auch noch...sie war eingeschlafen. Nachdem sie endlich etwas gegessen hatte. Lächelnd hatte ich sie wieder in unser Bett gelegt und dann bin ich mit ihr zusammen eingeschlafen. Am Morgen hatte sie mich dann in Panik versetzt, durch ihr Verschwinden. "Sie hat mir ihren 'Wohnort' gezeigt, aber als ich dann wieder im Hotel war hat mich Bryan angerufen, er sollte für mich etwas herausfinden, bezüglich Emilys Chef. Da habe ich erfahren dass alles erlogen war. Weder hatte sie einen Chef namens Tree, noch war sie Streetworkerin. Ich bin dann wütend zu ihr gefahren, aber als ich geklingelt habe hat mir eine alte Dame nur gesagt das dort keine Emily wohnen würde. Und nun sitze ich hier. Verstehst du Dylan? Ich kann sie nicht einmal durch ihren Geruch verfolgen! Weil er an diesem beschissenen Haus geendet hat. Vielleicht war sie dann mit einem Taxi verschwunden...oder irgend ein Kerl hat sie mitgenommen! Wenn ich allein daran denke...das sie irgend ein Wichser anfasst!" schrie ich mir meine Verzweiflung von der Seele. Aufgelöst lief ich zu meiner Minibar und schenkte mir einen Scotch ein. In einem Zug trank ich das braune Getränk. Es brannte in meinem Hals, aber ich hieß das Gefühl willkommen. Es lenkte mich von dem Schmerz ab. Dem Schmerz, dass mich meine Mate angelogen hatte und verschwunden war. Diese Frau wusste wie man sich unsichtbar machte. Wie man unauffällig verschwand. Aber ich würde sie dennoch finden! Nun da ich meine Mate gefunden hatte, würde mich niemand von ihr trennen können. Nicht einmal sie selbst.
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In einer dunklen Nacht wurdest du mein
WerewolfZuhause. Viele haben dabei einen ganz bestimmten Ort oder Person im Kopf. Landon O' Farrell besitzt eine der luxuriösesten Hotelketten der Welt und er ist der Alpha eines der größten Rudel in Amerika. Doch Zuhause fühlt er sich nirgendwo. Ihm ist...