Emilys POV
Es war fast eine Woche nach diesem verkorksten Anruf meinerseits vergangen. Besser geschlafen hatte ich deswegen immer noch nicht. Dafür ertränkte ich meine Grippesymptome in Erkältungstabletten und Salbeitee, mein großes Schlafdefizit war dazu wohl keine große Hilfe für meinen Körper. Ich hatte mich die letzten Tage krankschreiben lassen, als ich dafür die Arztrechnung bekommen hatte, wäre ich fast vom Stuhl gefallen. Als ich damals bei Landon von einem Arzt richtig untersucht wurde, wollte ich nicht wissen, wie viel das gekostet hatte. Allein der Gedanke ließ mich schlucken. Missmutig starrte ich deswegen auf meine dritte Tasse Salbeitee. Während ich dabei versuchte die ohrenbetäubenden Stöhngeräusche aus Noahs Schlafzimmer zu ignorieren. Schon seit einer Weile brachte er jeden Tag ein anderes Mädchen mit, die er dann bis zum Morgengrauen vögelte. Anders konnte man das nicht mehr nennen. Plötzlich hörte das Gestöhne abrupt auf und die Tür wurde lautstark aufgerissen. Ruckartig drehte ich meinen Kopf zu der Geräuschquelle. Ein Noah mit ziemlich zerausten Haaren und grimmigen Blick stand im Türrahmen, etwas unsanft zog er an einer Brünetten Frau, die ebenfalls schon ordentlicher Haare gestern Abend gehabt hatte. "Raus hier, ich brauche keine Liebeschwüre, kapiert?" von dem ruppigen Tonfall, den ich noch nie bei Noah gehört hatte zuckte ich zusammen. Die blauen Augen der Frau glänzten verräterisch auf. "A-aber..."
"Raus hier!" schrie mein Kumpel. Nun zuckte auch die Brünette zusammen, sammelte sich schnell ihre Sachen zusammen und verschwand dann in Sekunden aus der Wohnung. Kopfschüttelnd blickte ihr Noah hinterher und trat dann zu mir in die Küche. "Sorry, Em' das du dir das anhören musstest" mit runzelnder Stirn trank ich von meinem ekligen Tee. "Was war das?", hakte ich nach. Cool zuckte er mit den Schultern und kramte etwas im Kühlschrank herum. "Sie hat irgendetwas von Liebeschwüren geschwafelt und das gibt's bei mir nicht...zumindest nur bei einer Frau", kurz erstarrte er in der Bewegung, fuhr dann aber damit vor, den Kühlschrank umzuräumen. nur bei einer Frau? Aber welche war das? Noah hatte in letzter Zeit nur laufende Gespielinnen, da war nichts Ernstes dabei. Jede schien schon nach Sekunden vergessen. "Okay...und glaubst du diese Frau wird es gut heißen, wenn du andere so behandelst?" konterte ich und schüttete den Rest Salbeitee weg. Noch eine weitere Tasse und ich würde mich übergeben. Stöhnend richtete sich mein Kumpel wieder auf und starrte mich an. "Wahrscheinlich nicht, nein. Aber...ich muss mich eben ablenken. Nur würde sie endlich Interesse für mich zeigen und ihren idiotischen Mistkerl vergessen, würde ich jede Frau links liegen lassen", brummte er und zog sogar einen Schmollmund. "Habe ich was verpasst? Das muss ja eine Granate sein", kicherte ich mit verschränkten Armen. Auch auf sein Gesicht schlich sich ein Lächeln. "Das ist sie auch, vor allem ihr Lachen und ihr Charakter."Ich seufzte auf. "Na dann bin ich gespannt, wann du sie mir mal vorstellst" kurz verzog er das Gesicht zu einer Grimasse. "Oh ich ebenfalls"
Am Nachmittag hatte ich zu meinem Erstaunen alle Zeichenmaterialien die ich brauchte vor mir ausgebreitet und versuchte jetzt etwas kreatives aus mir zu bekommen. Denn seit Tagen schlummerte in mir wieder das Verlangen zu designen - dabei spielte es keine Rolle was- ich wollte wieder in meinen alten Job. Auch wenn ich dank meinem lieben Ex-chef immer noch wenig Chancen hatte, wollte ich nicht die Flinte ins Korn werfen. Außerdem hatte ich immer wieder Landons Worte im Ohr. Er würde mich unterstützen. Und das gab mir Mut. Das Jemand bedingungslos hinter mir stand egal was ich tat. Hoffentlich würde das nicht schief gehen, ich wollte Landon stolz beweisen können, dass ich auch etwas ohne ihn schaffen konnte. Kaum war mein Hirn wieder bei Landon angekommen, zog sich ein Schmerz durch meine Brust und in meinem Kopf pochte es schmerzvoll. Keuchend atmete ich aus. Was war das? Das war ein Schmerz, der mir fast die Luft zum Atmen genommen hatte. Ich schüttelte den Kopf, das war wahrscheinlich nur eine Warnung meines Körpers, dass die ungesunde Mischung aus Schlafmangel und Grippetabletten keine gute Kombination war. "Du, Emily?" ertönte es zu meinem Glück auch noch hinter mir. Ohne von meiner Zeichnung aufzusehen, antwortete ich Noah. "Was gibt's?", leise Schritte ertönten und dann stand er neben mir. Nun sah ich einmal auf. Und aus dem fröhlichen Noah, der er vor wenigen Stunden noch war, war nun ein trauriger geworden. "Könntest du mir etwas Geld leihen?" ich erstarrte in meiner Bewegung. Hatte er das gerade wirklich gefragt? Noah wusste genau, dass auch ich nicht im Geld schwamm. Mit meinen Einnahmen in dem kleinen Cafe, kam ich so über die Runden, dass ich die Miete mit Noah teilen konnte, den Einkauf und das ich mir ab und zu auch einmal etwas für mich kaufen konnte. Aber hauptsächlich sparte ich mir vieles ab. "Warum?" fragte ich misstrauisch. Denn eigentlich hatte auch Noah einen kleinen Studentenjob. Schuldbewusst knabberte er an seiner Lippe. "Ich...es wären nur hundertfünfzig Dollar" mir klappte die Kinnlade hinunter. "Nur hundertfünfzig? Dafür kann ich mir einen Monat lang Essen kaufen", donnerte ich. Er hatte sogar den Anstand zusammen zu zucken. Gut so. Wütend stand ich nun auf und rüttelte ihn. "Was hast du angestellt?" Noah schielte auf seine Schuhe. "Gar nichts" ich donnerte gegen seine Brust. "Lüg mich nicht an! Seit Wochen führst du dich auf wie der größte Idiot! Trinkst, nimmst alles was nicht bei drei auf den Bäumen ist und nun brauchst du auch noch Geld. Was ist los mit dir verdammt?" die blauen Augen von meinem besten Freund musterten mich, dann seufzte er als würde er eine tonnenschwere Last mit sich tragen. "Ich war im Casino und hab mir Geld geliehen, hab alles verspielt und...naja, ich brauch das Geld dringend" murmelte er so leise, dass ich ihn fast nicht verstand.
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In einer dunklen Nacht wurdest du mein
WerewolfZuhause. Viele haben dabei einen ganz bestimmten Ort oder Person im Kopf. Landon O' Farrell besitzt eine der luxuriösesten Hotelketten der Welt und er ist der Alpha eines der größten Rudel in Amerika. Doch Zuhause fühlt er sich nirgendwo. Ihm ist...