8. Kapitel

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Emilys POV

Nach ein paar Tagen war meine Erkältung fast vollständig verschwunden. Dennoch hatte mich Landon immer noch im Auge. Heute konnte ich ihn endlich dazu bewegen, etwas länger zu arbeiten. Es war mir schrecklich unangenehm. Er führte sich auf, als wäre ich seine Frau oder Schwester. Gerade eben hatte Landon das Zimmer verlassen, mit dem Hinweis das Lynn heute nach mir sehen würde. Was ich davon halten sollte wusste ich noch nicht. Denn ich hatte keine Ahnung was ich von dieser Frau halten sollte. Sie war nett, aber da war irgendetwas...und wie unterwürfig sie zu Landon war. Trieb Landon vielleicht ein perfides Spiel? Angelte er sich Frauen und untereinander wussten sie nichts voneinander? Nein, wieso sollte er mir dann Lynn vorstellen? Ich schüttelte den Kopf. Ich musste dringend auf andere Gedanken kommen. Sonst würde mir in diesem Hotelzimmer noch die Decke auf den Kopf fallen. Seufzend sah ich mich in dem teuer möblierten Raum um. Dann entdeckte ich eine Zeitung. Ich könnte versuchen mir einen Job zu suchen. Vielleicht hatten die Leute mittlerweile mein Gesicht vergessen und wollten wieder etwas mit mir zu tun haben. Ich wollte nicht mehr auf Landons Hilfe angewiesen sein. Schnell angelte ich mir die Zeitung und blätterte zu den Stellenanzeigen. Eine riesen Anzeige mit einem roten Kasten stach mir zuerst ins Auge.

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Das Jackpot-House war eine große Casinokette hier in der Stadt. Und vielleicht konnte ich mir als Putzfrau ja wieder ein Standbein aufbauen...

Mit einem Stift markierte ich mir die Anzeige und blätterte weiter.

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Savannah? Es war ein Bordell wenn ich mich nicht irrte. Wozu brauchten Sie eine Kellnerin oder Küchenhilfe? Vor kurzem hatte der Laden umgebaut, vielleicht war nun eine Bar und kleine Küche dazugekommen. Eigentlich sollte mein neuer Job nicht in einem Bordell anfangen. Der Ruf als ehrenloses Flittchen war mir dank meinem Ex-Chef schon lange genug nachgesagt worden. Aber es gab nichts brauchbareres in der Zeitung. Die meisten suchten Azubis oder Krankenschwestern. Seufzend markierte ich mir also auch die Stellenanzeige des Savannahs. Ich konnte nach so vielen Jahren nicht denken, dass mir mein Traumjob vor die Füße fiel. Das war einmal. Nun musste ich eben von unten anfangen. Wenn ich wieder etwas Geld auf der Tasche hatte, vielleicht konnte ich mich dann nach Modefirmen umsehen. Aufjedenfall konnte ich Landon nicht noch länger auf der Tasche liegen. Vor allem war auch er bald wieder in Pittsburgh und unsere Wege würden sich trennen. Ich musste also wieder ein eigenständiges Leben aufbauen. Und nun hatte ich die Chance, ein Leben das nicht auf der Straße war, zu bekommen. Ich legte die Zeitung beiseite und begab mich in die Küche. Ich würde schnell etwas frühstücken und dann vielleicht einmal versuchen ein gutes Bewerbungsbild hinzubekommen. Einen Fotografen konnte ich mir nicht leisten. Aber so schwierig konnte das schließlich nicht sein.

Das ich endlich wieder die Chance hatte auf regelmäßiges Essen, war für mich noch immer ungewohnt, aber mein Magen freute sich darüber. Zu meinem Erstaunen hatte ich sogar schon etwas zugelegt. Durch meine Erkältung war das meiste zwar schon wieder runter, aber Landon achtete penibel darauf das ich drei Mal täglich etwas zu mir nahm. Ich schnitt mir gerade etwas Obst zurecht, als ich ein leises klopfen vernahm. Dann ertönte Lynns Stimme "Emily? Bist du da?" Sofort spannte ich mich an. Mist, wieso war Lynn schon so früh hier? Ich hatte gehofft, dass mir noch etwas mehr Zeit blieb. Aber wenn ich jetzt so tat, als wäre ich nicht hier, würde sie sicherlich Landon Bescheid geben. Es schien fast so als würde sie ihm über all meine Aktivitäten in Kenntnis setzen. "Ja, Tür ist offen" versuchte ich mich deswegen selbstbewusst zu geben. Und damit flog die Hoteltür auf und eine Lynn mit einem blauen Pullover und einer grauen Jeans schritt hinein. Ihre schwarzen Haare hatte sie diesmal offen.

In einer dunklen Nacht wurdest du meinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt