4. Kapitel

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Machte sie Scherze? Oder hatte ich mich verhört? Aber ich hatte ein besseres Gehör als Menschen, ich konnte mich nicht verhört haben. Emily konnte das dennoch nicht ernst meinen. "Emily, hör auf mit mir Scherze zu treiben" knurrte ich deswegen wütender als beabsichtigt. Eingeschüchtert schüttelte sie den Kopf "D-das ist mein ernst" Wie viel kosteten drei Croissants? Drei Dollar? "Wie?" fragte ich fassungslos. Beschämt setzte sie sich auf das Ledersofa. Dabei sah sie mich nicht an. Aber ich wollte das sie mich anschaute. Sie sollte mir das erklären und ich würde es ändern. Das gab es doch nicht, ihr Verdienst konnte nicht so gering sein, dass sie Ersparnisse von läppischen drei Dollar hatte! "Ich sagte doch schon das ich eine harte Zeit hatte. Und...ich habe mein ganzes Geld in Alkohol verbraucht" sie knetete ihre Finger und ihr Herz schlug schneller. Sie log. Knurrend kam ich langsam auf sie zu. Panisch starrte sie mich an. Die grünen Augen waren weit aufgerissen, während sie langsam bis ans andere Ende der Couch krabbelte. Aber sie konnte sich nicht von mir verstecken. Sie wurde mich auch nicht mehr los. Als ich bei mir angekommen war, hob ich ihr Kinn, sodass sie mich ansehen musste. Eindringlich musterte ich sie. Niemals konnte ihre Geschichte mit dem Alkohol stimmen. Dazu hatte sie zu reine Haut, sie war weich, so wunderbar weich. Noch dazu waren ihre Augen klar und nicht trüb, so wie ich es bei vielen Alkoholikern oft gesehen hatte. "Ich werde nicht gerne angelogen, Emily" stellte ich klar, dabei schlug ich einen dominanteren Ton an. Augenblicklich zuckte meine Mate zusammen. Aber ich konnte mich nicht zurückhalten, mein Alpha Dasein, kam mir im Augenblick in die Quere. Denn wenn mich meine Rudelmitglieder anlogen, gab es ernsthafte Konsequenzen für sie. Und mir und meinem Wolf passte es nicht, dass uns unsere Mate anlog. Unsere Mate sollte uns nicht anlügen, sie konnte uns alles erzählen. "D-das ist keine Lüge" stotterte sie. Ich schnaubte. "Ich weiß genau, wann jemand lügt und du hast es getan. Dein Herz hat schneller geschlagen, du hast mit deinen Händen gespielt" fassungslos durchbohrten mich diese Moosgrünen Augen. Sie wusste, dass ich sie ertappt hatte. Dennoch blieb sie stur "Es war keine Lüge"

"Wenn du mir etwas nicht sagen willst, dann gib mir das zu verstehen. Aber lüg mich nicht an. Nie wieder verstanden?" Blinzelnd nickte sie. "K-kann ich jetzt gehen?" ich wollte sie fragen wohin sie wollte. Bis mir auffiel, dass sie natürlich nicht wusste, dass sie mich nicht so einfach los wurde. "Nein" schmetterte ich gelassen ab. "Was?" quiekte sie panisch. Ich zuckte mit den Achseln. "Du darfst gehen, wenn wir shoppen waren. Ich bezahle, keine Widerrede" ordnete ich nun ganz der Alpha. Auch wenn sie ein Mensch war und meine Befehle nicht ausführen musste. Nickte sie ergeben. Denn meine Autorität die ich ausstrahlte, sowie meine kühlen blauen Augen schüchterten Menschen ein. Sie mochten es nicht, wenn man zu aufdringlich, zu stark war. Natürlich würde ich meine Emily nach unserer Shoppingtour nicht schutzlos gehen lassen. Ich würde sie auch nach einem Date fragen. Ich musste normal wirken, wie ein Mensch. In meiner Welt war es üblich den Mate sofort mit zu sich zu nehmen. Sich zu verbinden, markieren. Und dann irgendwann Nachkommen zu zeugen. Aber mit meiner Emily musste das warten. Und es gefiel mir. Ich wollte sie erobern. Ich wollte, dass sie mich liebte, ohne das irgendeine Verbindung, die von der Mondgöttin bestimmt wurde, ihr etwas vorschrieb. "Super, ich lasse den Wagen vorfahren, in Ordnung?"

"Von mir aus" nuschelte sie. Natürlich war meine Mate nicht begeistert, aber sie brauchte einfach neue Garderobe.

Gerade zog sich Emily in der Umkleide um, als ich zu meinem Telefon griff. Ich musste meinem Beta Bryan endlich Bescheid geben, dass ich meine Mate gefunden hatte. Außerdem sollte er nach diesem ominösen Mr. Tree fahnden. Wahrscheinlich wussten meine Rudelmitglieder schon längst Bescheid, schließlich bemerkten sie meinen Stimmungsumschwung. Nach dem dritten Klingeln nahm Bryan ab. "Alpha" begrüßte er mich, ich konnte sein grinsen selbst durch die Leitung hören. "Bryan ich habe sie gefunden" sagte ich stolz und auch ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht. "Das dachten wir uns schon. Du hast plötzlich eine ganz andere Ausstrahlung. Wirkst so ausgeglichen und zufrieden. Auch wenn heute Morgen ganz schön Besorgnis bei dir zu spüren war, wir dachten schon wir müssen zu dir kommen. Wo bist du? Wo hast du sie gefunden? Wie heißt sie?" "Ich bin in New York. Wo ich sie gefunden habe...das kann ich jetzt nicht erklären, davon werde ich nur wütend. Aber sie heißt Emily. Und ist so wunderschön" schwärmte ich wie ein kleiner Schuljunge. Aber ich konnte mein Glück noch immer nicht fassen. Nach all den Jahren hatte ich mein Mädchen endlich gefunden. Das Unbekannte hatte ein Gesicht erhalten. Ein wunderschönes. "Das klingt vielversprechend. Das heißt du kommst bald zurück?" ich murrte. "Da Emily ein Mensch ist, gestaltet sich das schwieriger" mein Beta lachte. "Eigentlich kommt uns das gelegen, du solltest noch ein wenig in New York blieben, dann kannst du das regeln" verwirrt runzelte ich die Stirn und lugte dabei zu den Umkleidekabinen. Dabei fiel mir ein Typ auf, der auffällig um die Umkleideräume schlich. Meine Augen verengten sich zu schlitzen. Was hatte dieser Typ vor? "Wir haben einen kleinen Dieb. Er wurde in New York geortet. Er muss sich bei unserer Filiale in New York eingenistet haben und verkauft vertrauliche Daten an die Konkurrenz weiter" riss mich Bryans Stimme aus meiner Beobachtung. Ein Dieb? Normalerweise hasste ich so etwas, denn es war äußerst Zeitaufwendig so jemanden ausfindig zu machen. Aber nun war ich dankbar, denn ich konnte länger bei Emily blieben. Uns beiden mehr Zeit geben. "Super! Ich kümmere mich darum. Und wenn ich ihn habe, dann kommen Emily und ich zurück zu euch, okay?"

In einer dunklen Nacht wurdest du meinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt