18. Kapitel

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Hell wach lag ich in dem riesigen Kingsize Bett. Meine Mate hatte sich neben mich geschmiegt und schlief seelenruhig. Das war unsere letzte Nacht zusammen. Die letzte Nacht neben der ich sie an meiner Brust fühlen konnte. Inder ich ihr leises Murmeln und Schnarchen hören durfte. Emily hatte zwar eigentlich die letzten Nächte in einem anderen Zimmer geschlafen, weil sie ihre 'Wir-sind-nur-Mitbewohner' Phase voll und ganz durchziehen wollte. Aber jetzt hatte ich mich durchgesetzt. All die Nächte hatte ich schon schlecht geschlafen, weil ich sie vermisst hatte. Wie würde das nur in Pittsburgh werden? Ich konnte mir nicht leisten, nicht zu schlafen. Auch wenn ich nicht so viel Schlaf brauchte wie Menschen. Seufzend küsste ich Emilys Schläfe. "Oh wieso sträubst du dich nur so gegen mich?" flüsterte ich in die Stille und betrachtete die Schlafende Gestalt. Die braunen Haare meiner Mate waren wieder einmal überall auf dem Kissen verteilt. Ihr Gesicht wurde vom Mond angeschienen und unter ihren langen Wimpern fiel ein Schatten. So wunderschön. Ich wollte den Moment festhalten. Die Zeit stoppen. Diese Nacht sollte nicht vorübergehen. Emily sollte für immer an meiner Brust schlafen. Ich wollte immer ihren Geruch einatmen können, ihre Wärme spüren. Wenn diese Nacht vorbei war, dann würde ich all dies eine lange Zeit nicht können. Denn ich wusste, dass Emily nicht in zwei Tagen ihre Meinung ändern würde, sie war viel zu starrsinnig. Auch wenn ich das eigentlich an ihr liebte, würde ich sie in dieser Situation am liebsten an mich ketten. Während ich sie weiter betrachtete, vergingen die Stunden. Langsam färbte sich der Himmel rot und kündigte die aufgehende Sonne an. Seufzend schloss ich die Augen. In drei Stunden würde ich zum Flughafen müssen. Alles in mir sträubte sich dagegen. Auch mein innerer Wolf knurrte unbegeistert. Wir hatten gerade erst Emily gefunden und nun mussten wir ohne sie gehen.

***

Jetzt war es soweit. Hier standen wir. Meine vier Rudelmitglieder, Emily und ich. Jetzt hieß es Abschied nehmen. Meine Mate hatte schon Tränen in den Augen, was mein Herz nur noch mehr Schmerzen ließ. Wenn es doch so weh tut Emily, wieso lässt du es dann geschehen? Ein Wort und wir sind nicht getrennt. "Ich werde euch vermissen" schniefte sie und drückte meine Hand fester. Wie automatisch hatte Emily sie seit Ankunft am Flughafen genommen. Es hatte mir ein kleines Lächeln auf die Lippen gezaubert und noch einmal Hoffnung geschenkt, aber vergebens. "Wir sind nicht aus der Welt, Emily. Du hast doch das Ticket von Landon" versuchte Lynn sie aufzuheitern. Ihre Stimme klang kratziger als sonst. Auch sie schien kurz vor dem weinen zu sein. Fest drückte Lynn meine Gefährtin an sich. Ich verspannte mich etwas, aber ließ den beiden den Moment. Lynn hatte ebenfalls ein Recht sich von ihrer Luna zu verabschieden. Kurz nachdem sie losgelassen hatte, drückte sie Nick auch noch an sich. "Lass uns nur nicht zu lange warten, ja? Du musst uns deine leckeren Pfannkuchen und Lasagne kochen" Nick versuchte die Situation wie immer mit Humor zu nehmen. Dabei wusste er genauso wie alle anderen, dass es aussichtslos war. Emily schmunzelte dennoch. "Dylan, ich hatte zwar nicht so viel Kontakt mit dir, aber ich hoffe..."
"Komm her" grinste der braunhaarige und zog auch sie in eine Umarmung. Langsam wurde ich wirklich angespannt. Ich wollte Emilys Körperkontakt, sie hatten Zuhause alle ihre Mates. Als mir der Körperkontakt der beiden etwas zu lang dauerte, knurrte ich kurz leise auf, sodass es nur Dylan hören konnte. Sofort ließ mein Zeta Emily los und blickte mich entschuldigend an. Schon besser.

Dann endlich wandte sich meine Gefährtin zu mir. Ihre Augen waren glasig und sie leckte sich immer wieder über ihre Lippen. "Ich hab dir so viel zu verdanken, Landon. Du...du hast mich gerettet" ihre Worte rührten mich. Sanft hob ich ihr Kinn an, sodass sie mich noch besser anschauen konnte. "Und du hast mich gerettet" antwortete ich ihr. Verwirrt runzelte ich die Stirn. "In welcher Weise?" zärtlich lächelte ich. "Du hast mich zu einem besseren Menschen gemacht. Du hast mich vervollständigt" Sie runzelte die Stirn. "Wie? Ich verstehe nicht" lächelnd küsse ich ihre Nasenspitze. Dabei schloss meine kleine Gefährtin genießerisch die Augen. "Bald wirst du es verstehen" flüsterte ich. Ein lauter Aufruf für unseren Flug riss uns aus unserer Innigkeit. Grimmig musterte ich die Lautsprecher. Aber Emilys Lachen brachte mich wieder dazu sie anzusehen. Mit einem kleinen funkeln in den Augen hatte sie ihre Hände auf meine Brust gelegt. Dann wurden ihre Augen wieder traurig. Ich wollte sie in den Arm nehmen, ihr sagen das alles gut wurde und sie nicht traurig sein brauchte. Aber Emily wollte das hier so, sie wollte nicht mitkommen. "Das heißt wohl jetzt Abschied?" es klang eher wie eine Frage als eine Aussage. Ich seufzte. "Leider" Betrübt nickte sie. Plötzlich wandte sie den Blick ab und fummelte etwas an ihrer Jackentasche. Verwirrt sah ich ihr dabei zu. Was tat sie da? Ich würde in wenigen Minuten im Flieger sitzen und sie kramte in ihrer Tasche? Doch dann förderte sie einen weißen Umschlag zutage. "Hier...ich habe etwas für dich geschrieben. Es ist nicht viel. Aber Abschiede liegen mir einfach nicht. Und ich finde du hast das verdient, dafür was du alles für mich getan hast" ehrfürchtig nahm ich das weiße Kuvert in meine Hände. In Emilys geschwungener Schrift konnte ich meinen Namen lesen. Sofort fuhr mein Herz Achterbahn und kurz war der Abschied vergessen. Hauchzart konnte ich noch ihren Geruch an dem Papier wahrnehmen. Sie hatte mir einen Brief geschrieben. Ihr war das hier nicht egal. Lächelnd verstaute ich den Brief in meiner Jackentasche. "Ich werde ihn gleich lesen" versprach ich ihr. Schmunzelnd legte sie den Kopf schief.

In einer dunklen Nacht wurdest du meinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt