Kapitel 4 ✔️

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Freitag

Als ich aufwachte, lag mein Arm auf ihm und mein Gesicht war an seiner Schulter, was nicht besonders verwunderlich war, denn es war ja nur ein kleines Bett mit nicht sehr viel Platz.
Dennoch brauchte ich einen Moment bis ich es realisierte und als ich es tat, rutschte ich sofort ein Stück von ihm weg, sowie ich mein Arm rasch wieder zu mir zog.
Er lachte, „auch mal wach?"
„Fresse"-entgegnete ich ihm und setzte mich genervt auf. Wie gern ich doch noch weiterschlafen würde. Am liebsten einfach mein ganzes Leben. Aber leider war das ja nicht möglich.

Verwirrt suchte ich im Bett mein Handy, denn gestern hatte ich es nicht mehr weggelegt. Als ich es dann schließlich fand, merkte ich wie spät es eigentlich schon war.
„Fuck, warum hast du mich denn nicht geweckt. Wir verpassen noch unseren Dreckskurs."- maulte ich und ging flink von meinem Bett hinunter, direkt zu meinem Schrank, wo ich mir Kleidung herausnahm. Während ich sie anzog und meine Haare etwas zurechtmachte, sah ich im Blickwinkel wie er weiter an seinem Handy saß und sich keinen Zentimeter rührte.
„Willst du dich nicht auch fertig machen?"
„Ich geh' eh nicht, also weshalb sollte ich."
Was war das n jetzt für eine halbherzige Antwort? Dachte er ernsthaft, er würde das Studium so schaffen? Was stimmte mit dem Kerl nicht?
„Wieso gehst du nicht, bist du dumm oder so? Wenn du nicht gehst, schaffst du das hier nicht."
„Einmal ist keinmal."-antworte er emotionslos und blickte nicht einmal von dem kleinen Bildschirm in seiner Hand hoch.
„Einmal ist keinmal? Am Arsch! Du warst schon mehr als nur einmal nicht dort. Und bei anderen Kursen ist es bestimmt dasselbe. Wenn du es nicht ernst meinst, wieso bist du dann hier? Du schmeißt doch nur unnötig Geld aus dem Fenster."
„Und das kommt von dir? Dem Alkoholiker und der Campus-schlampe? Etwas Ironisch, findest du nicht?"-Angepisst zog ich mein Gesicht zusammen und wollte ihm für seine Worte heftig einen in die Fresse hauen, aber so weit kam ich leider Gottes nicht.
„Spaß beiseite. Es geht mir grundsätzlich rein um die Erfahrung. Theoretisch bräuchte ich das ganze hier aber gar nicht. Meine Familie und ich selber besitzen genug Geld. N Haufen Kohle, wovon andere hier bestimmt nur träum."
Hätte ich es nicht besser gewusst, dann wäre mir in diesem Moment vermutlich die Kinnlade aufgeklappt.
Er nimmt so doch nur anderen den Platz weg, zumal ich gegen einen neuen Zimmergenossen nichts auszusetzen hätte.
„Irgendwann wirst du noch auf der Straße enden, wenn du dein Leben so wegschmeißt."
„Das bezweifle ich stark an. Bist ja nur traurig, weil du's dir nicht selber leisten kannst."
„Glaubst du doch selber nicht."- jetzt noch früher als ohnehin schon, schnappte ich meine Sachen und verließ das Zimmer. Im Hintergrund hörte ich noch wie er mir viel Spaß wünschte und vermutlich wieder wie ein Volltrottel grinste.

——

Es war recht langweilig. Hinter mir und drumherum saßen überall irgendwelche Weiber, die durchgehend über Jan laberten. 'Weshalb war er nicht hier?' 'Ist etwas passiert?' Es ging mir gewaltig auf den Sack. Wie sonst auch.
Obwohl eines war neu, denn jetzt hatte ich was in der Hand. Wenn er mir noch einmal blöd kommen sollte, könnte ich einfach herumerzählen, dass er mich gebeten hat Sex mit ihm zu haben. Meinem Ruf würde es eh nicht schaden, denn der war schon komplett im Arsch. Jedenfalls würde er mich wahrscheinlich hassen und nie wieder was von mir wollen aber wen juckt's. Er war eh nur wie die anderen Durchschnitt im Bett und zu einem nächsten Mal würde es vermutlich sowieso gar nicht erst kommen.

Das Rascheln von Blättern und Stiften riss mich aus meinen Gedanken. „Ich hab gedacht, du kannst es dir nicht leisten was zu verpassen."- sagte eine nervige bekannte Stimme. Ich hob meinen Kopf von meinem Armen hoch und sah Jan an, der grinsend vor mir stand. „Was willst du n hier?"-gab ich leise und genervt von mir, „hast du nichts Besseres zu tun?"
„Nicht wirklich. Mir war langweilig und da du nicht wiedergekommen bist, hab ich gedacht ich schau' mal vorbei"-was spuckte er so laute Töne? Außerdem was wollte er jetzt? Wenn ich mich recht erinnere, ging er sonst um diese Zeit oft ins Gym, oder war wieder irgendwo mit seinen Freunden unterwegs.
„Halts Maul!"
„Jaja. Komm, lass uns gehen"
„Nach dem Sex jetzt auf aufdringlich tun, oder was?"-ich hatte echt keine Nerven für ihn. Mein Leben war gut so. Ich brauchte niemanden der außer Sex etwas von mir wollen würde.
„Sicher? Wer von uns beiden kam denn in der Nacht angekrochen?"
„Schnauze!"- murrte ich, richtete mich auf, nahm meinen Krempel zusammen und ging dann aber schlussendlich mit ihm.
Während wir in die Richtung unseres Zimmers gingen begegneten uns nur wenige andere Studenten. Mein Glück, denn wenn seine Weiber auftauchen würden, dann wär er Ruck zuck umzingelt und das würde mir
vermeintlich wieder auf den Keks gehen.
Aber na ja, ich hatte mich wohl doch zu früh gefreut.
Denn eine kleine Gruppe von etwa 5 gleichaltrigen Mädchen kam gerade den Gang lang. „Ey seht mal da ist Jan!"-berichtete eine von ihnen den anderen und Ruck Zuck standen sie schon um ihn herum. Während er sich freudig unterhielt, stand ich angepisst an der Wand und wartete. Er war doch derjenige der was von mir wollte. Also wieso ließ er mich jetzt hier warten?

„Kommst du dann auch mal?"-gab ich nach einer Weile genervt von mir, da ich echt keine Lust mehr hatte zu warten.

Doch da waren sie schon wieder. Die abwertenden Blicke der anderen. „Wieso redet er mit dir?" „Hast du echt was mit ihm zu tun?"-fragten ihn zwei der Mädchen. Doch er schien lässig und lachte amüsiert über diese Fragen.
„Nein nein. Natürlich nicht."
Entschuldigung? Klar konnte ich seine Aussage irgendwie verstehen, andererseits wer war ich bitte? Eine Puppe, mit der er machen und tun konnte was er wollte?
Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich mir das ganze Geschehen noch kurz an, ehe ich mich aufrappelte und aus dem Flur verschwand.

Als ich im geliebten Zimmer angekommen bin, schmiss ich mich direkt aufs Bett und holte meine Kopfhörer aus na Schublade, sowie auch meinen Freund den Alkohol.
Juckt mich ja nicht, wenn er sowas sagt, aber erst so ankommen und dann das. Mit dem lief doch echt einiges falsch.

Nach einer gewissen Zeit öffnete sich die Tür. Ohne hochzublicken, konnte ich wissen, wer es war. Na ja, wer sollte es auch sonst sein.
„Noch nett geplaudert?"-fragte ich mit einem gehässigen Unterton, noch bevor er die Tür schloss.
„Sorry, aber denkst du ernsthaft ich könnte irgendwem sagen, dass ich auf einmal was mit dir mache?!"
„Juckt mich doch nicht was du machst, aber komm nicht angekrochen und lass mich dann links liegen."-es war stille zwischen uns. Klar hatten wir bis jetzt nichts am Hut andererseits war's trotzdem voll der Abfuck.
„Sorry."
„Schon in Ordnung."-antworte ich ihm neutral und blickte wieder zu der Flasche in meiner Hand, von der ich wenig später einen großzügigen Schluck nahm.

„Könnte ich auch was?"-fragte er mit einer Nick Bewegung in Richtung des Alkohols.
Ohne groß zu überlegen, hielt ich ihm das gläserne Gefäß hin, welches er direkt nahm und sich auf meinem Bett breit machte. Schon wieder!

„Was machst du übers Wochenende?"-fragte ich ihn, da wir ja sonst kein Gesprächsthema hatten. Wir hatten bis jetzt ja auch kaum was miteinander zu tun.
„Nichts besonders. Geh vielleicht feiern. Was is mit dir?"
„Fahre womöglich zu meiner Familie. Vielleicht lern' ich auch noch."
Wir hatten ja offensichtlich über nichts Besonderes gesprochen und antworten auch nur recht monoton, aber dennoch konnte ich kurzzeitig ein Grinsen in seinem Gesicht erkennen.
„Bist ja sogar recht sympathisch, wenn man den Fakt ignoriert, dass du vermutlich schon mit der Hälfte der Studenten im Bett warst. Und nun auch mit mir."-erzählte Jan mir mit einem kleinen Seufzer am Ende, der maßlos übertrieben war.
Skeptisch hob ich eine meiner Augenbrauen.
„Ich möchte dich nur noch mal dran erinnern, dass du mich gestern um Hilfe gebeten hattest."-jetzt schaute er ganz drein, was mich ein wenig zum Lachen brachte. Ich nahm ihm die Flasche aus der Hand und wollte etwas trinken, doch diese war schon von dem Arsch leer gemacht worden, daher erreichte meine Zunge nur noch ein einziger mickriger Tropfen. „So n Dreck."-murmelte ich leicht genervt, bevor ich vor Jans Gesicht schnipste, der schon wieder in sein Handy vertieft war, ehe er mich mit einem neutralen Gesicht ansah. „Hol mal nh neue Flasche aus dem Schrank da."-ohne irgendwie zu reagieren führte er meine Anweisung aus und hielt mir das Gefäß wenig später hin.
Er verwirrte mich. In einem Moment erklärte er mir noch, dass er mich mochte und im nächsten war er neutral zu mir.

„Du sag mal Jan, weshalb warst du eigentlich gestern so mies gelaunt. Du warst nicht mal richtig dicht, wolltest aber dennoch Sex mit mir."-Ich wollte wissen, woher die Stimmungswechsel kamen, die ich sonst noch nicht von ihm kannte, wie vermutlich auch vieles anderes.
Doch er blockte ab, wo ich ihm aber irgendwie kein Vorwurf machen konnte.
„Wollte nur mal was neues Ausprobieren."
„Und wie fandest du's?"-fragte ich ihn mit einem extra provokantem Unterton. „Gar nicht mal so schlecht um ehrlich zu sein."-er stoppte kurz und man konnte sehen wie er etwas überlegte und dann seine Mimik änderte.
„Könnte man ja wiederholen."


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Echt kurz, aber naja 🫣

Ist da mehr ? // Boyslove //Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt