Es waren zwei Wochen vergangen. Owen hatte zur Freude Lianes tatsächlich die Stelle als Head von Trauma angenommen und die beiden hatten viel Zeit miteinander verbracht, um das Leben des jeweils anderen wieder kennen zu lernen. Auch mit Mark lief es super, seine anfänglichen Streitigkeiten mit Owen hatten sich gelegt und mittlerweile schätzten und respektierten sich die beiden Männer. Liane liebte es jeden Morgen neben Mark aufzuwachen und zu wissen, dass er ihr gehörte. Es war so einfach mit ihm zusammenzuleben, vor allem, da sie das ohnehin schon ihr halbes Leben bereits getan hatte. Das einzige Problem war Derek. Er wusste immer noch nichts von den beiden und Liane hatte die schlimme Vorahnung, dass er es nicht gut aufnehmen würde. Doch darum würde sie sich auch noch kümmern. Jetzt hieß es erst mal aufzustehen und zur Arbeit zu gehen um Menschenleben zu retten. Mark war leider schon im Krankenhaus, da er Frühschicht gehabt hatte und so musste sich Liane allein fertig machen und zum Krankenhaus fahren. Noch halb verschlafen und mit einem großen Becher Kaffee in der Hand betrat sie das Krankenhaus, fuhr mit dem Aufzug in den zweiten Stock hinauf und trat schließlich mit einem Lächeln in die Empfangszentrale. Nach kurzem Suchen entdeckte sie Mark und Derek, die beieinander standen und sich angeregt unterhielten. Sie ging auf die beiden zu und umarmte Mark von hinten, bevor sie ihnen fröhlich einen guten Morgen wünschte. Doch anstatt einer Begrüßung sahen die beiden sie nur stumm an. "Was ist denn mit euch passiert? Ihr schaut so wie drei Tage Regenwetter!" Derek räusperte sich. "Liane, wir müssen dir etwas sagen. Du hast Besuch." Verwirrt sah Liane Derek an. "Wer sollte mich denn besuchen kommen? Ihr wisst genau das meine Mutter vor 5 Jahren gestorben ist. Und mein Vater..." Bei diesem Wort schaute Mark sie plötzlich ernst an. "Liane, er ist hier, hier im Krankenhaus." Liane konnte nur starren. Eiskalte Wellen brachen über ihr zusammen. Das konnte nicht sein. Von allen Leuten. Nicht er. Bitte nicht er! Sie hatte nicht mitbekommen, dass sie zum Zittern angefangen hatte und ihr der Kaffeebecher aus der Hand geglitten war, der jetzt mit einem lauten Knall zu Boden fiel und seinen Inhalt auf dem sterilen Krankenhausparkett verteilte. "Ich, mh, ich" Verzweifelt versuchte Liane Luft zu holen. Mit diesem einen Satz wurde alles zunichte gemacht. Ihr Vater. Das letzte Mal als sie ihn gesehen hatte wurde er in Handschellen abgeführt. Das Blaulicht und die Sirenen vor ihrem Haus würden ihr für immer in Erinnerung bleiben, das blaue Auge ihrer Mutter und ihr verweintes Gesicht. Das war vor 15 Jahren gewesen.
Mark und Derek hatten sich die ganze Zeit besorgt angeschaut, sie wussten was dieser Besuch für Liane bedeutete. Warum sie in ihrer Kindheit viele Nächte bei ihnen und nicht im eigenen Haus verbracht hatte und warum Liane es hasste allein zu sein. Mark hatte inzwischen die Arme um Liane geschlungen und führte sie jetzt langsam und mit beschwichtigender Stimme aus der Zentrale hinaus, hinein in einen On-Call-Room. Derek folgte den beiden und ging sicher, das niemand Liane in diesem Zustand sah. Im On-Call-Room angekommen brach Liane völlig zusammen. Schluchzend rutschte sie die Wand hinunter, schlang die Arme um ihre Beine und fing an sich hin und her zu wiegen. Dabei murmelte sie immer vor sich hin und schien völlig in einer anderen Welt zu sein. Mark und Derek zerriss es das Herz ihre beste Freundin so zu sehen und schnell besprachen sie die Lage. Mark würde bei Liane bleiben und Derek gehen um mit Richard zu sprechen, um den Vater noch vor Liane abzupassen. Nach einer Weile hatte sich Liane wieder beruhigt, mit emotionslosen Blick auf die Wand starrend, unfähig sich zu rühren. Sie hatte das Gefühl als wäre sie schwerelos, ihr Körper und Geist gehorchten ihr nicht mehr und in ihrem Kopf herrschte gähnende Leere. Mark war die ganze Zeit bei ihr geblieben, hatte sie im Arm gehalten und ihr über den Rücken gestrichen. Jetzt warf er immer wieder besorgte Blicke auf seine so ungewöhnlich ruhige Freundin und hoffte das sie das Ganze gut überstehen würde. Irgendwann war Derek zurück gekommen und zusammen saßen die drei da, jeder in Gedanken versunken, bis sie beschlossen Liane nachhause zu fahren. Als sie gehen wollten kam plötzlich Leben in Liane, sie stand auf, strich ihren Kittel glatt und verkündete dann mit leicht bebender Stimme. "Danke Jungs, aber ich muss jetzt ein bisschen alleine sein, ich gehe zu Joes." Sie öffnete die Türe und verschwand durch diese mit eiligen Schritten.
Sie war so durcheinander. Tausende Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf, verschwommene Erinnerungen tauchten wieder auf und verblasten wieder. Sie brauchte Klarheit und hatte deshalb beschlossen sich einen Drink zu genehmigen und in Ruhe über alles nachzudenken. Einen Scotch in der linken Hand stand Liane an der Theke und beobachtete das rege Treiben der Bar. "Jetzt habe ich dich doch noch gefunden. Im Krankenhaus warst du ja anscheinend nicht." Ein Mann mittleren Alters tauchte in ihrem Blickfeld auf. Liane starrte ihn an. Die blauen Augen, die die Gegenstücke ihrer waren, das schwarzgelockte Haar und die gerade Nase. Sie starrte ihren Vater an, den sie seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hatte und der ihre Kindheit ruiniert hatte. "Was willst du hier? Wie hast du mich gefunden?" Fragte sie ihn schließlich mit kalter Stimme und verschränkte ihre Arme vor der Brust. "Das war nicht schwer, du bist doch überall in den Medien. Ich wollte dich sehen und um Verzeihung bitten. Ich habe meine Fehler eingesehen und möchte es wieder gut machen." "Du möchtest es wieder gut machen? Was denn? Das du meine Kindheit zerstört hast? Das meine Mutter nie ohne blaue Flecken aus dem Haus gegangen ist oder das ich wegen dir mich in meinen eigenen vier Wänden nie wohl fühlen konnte und heute noch Albträume habe?" "Ich, Liane, ich schwöre dir ich habe mich geändert. Bitte gib mir noch eine Chance." Schweigend sah sie ihn an. "Nein, und jetzt verschwinde aus dieser Stadt, ich möchte dich nie wieder sehen!" Damit wollte sie sich umdrehen, wurde aber durch eine Hand um ihren Arm zurückgehalten. "Ich bin 14 Stunden im Flieger gesessen, du wirst dir anhören was ich dir zu sagen habe! Du bist wie deine Mutter, die hat auch nie das gemacht, was ich ihr gesagt habe!" "Lass mich sofort los oder ich rufe die Polizei!" "Das wirst du nicht tun und jetzt komm!" Er zog sie zu sich und wollte Richtung Tür gehen, als sich plötzlich eine Person zwischen die beiden schob. Marks raue Stimme erklang und Liane hätte vor Erleichterung aufschreien können. "Ich glaube Liane hat sich sehr deutlich ausgedrückt, verschwinden Sie jetzt oder es wird schwerwiegende Konsequenzen für Sie haben!" "Mit diesem Balg möchte ich sowieso nichts zu tun haben, auf Nimmerwiedersehen!" Und mit diesen Worten stürmte er aus der Türe hinaus.
An diesem Abend redeten Liane und Mark noch lange. Eingekuschelt saßen sie im Bett, Liane zwischen Marks Beinen und gingen ihre Kindheitserinnerungen durch. Auf was sie sich auf jeden Fall einigten, sollten sie einmal Kinder haben, sie würden die besten Eltern der Welt für sie sein. Mit diesem Gedanken schliefen sie schließlich ein, aneinander geschmiegt und das Leben wieder einmal in Ordnung gebracht.
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Salvation-Mark Sloan
FanfictionMark Sloan's beste Freundin. Kaum zu glauben. Eine Frau mit der er nicht geschlafen hat, eine Frau die von Anfang an an seiner Seite stand, eine Frau die ihn besser kennt als jeder anderer und sein Herz im Sturm erobert hat. Liane Matthews. Hat glei...