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Die Panik weckte sie. Erschrocken setzte sie sich auf. Kalter Schweiß bedeckte ihre Stirn und ihr Atem ging schwer. Sie war allein. Abraxas war nicht bei ihr wie sonst. Es könnte spätestens um vier sein, immerhin war es noch dunkel. Leise stand sie aus dem Bett auf und zog einen Morgenmantel aus Seide über. Sie schlich aus dem Schlafzimmer die Treppen hinunter und warf einen prüfenden Blick in den Salon. Da saß er. Der Teufel in Person, der gleichzeitig so unglaublich attraktiv war, dass man kaum glauben könnte wie hässlich sein Inneres war. Er war in einem Sessel eingeschlafen. Das Whiskyglas stand noch neben ihm und noch etwas lag auf dem kleinen gläsernen Beistelltisch. Sein Zauberstab. Lucretia überdachte nichtmal was sie tat. Sie betrat leise den Raum und trat zu ihm heran. Das einzige was zu hören war, war Abraxas regelmäßige Atmung und das leise Knistern des Kaminfeuers. Ein Schritt. Ein weiterer. Noch einer. Dann stand sie da. Direkt am Schlüssel ihrer Freiheit. Es war lange her, dass sie einen Zauberstab in den Händen gehalten hatte. Das letzte Mal hatte sie etwas schreckliches damit getan. Leise griff sie nach dem dunklen Holz, welches kurz leise auf dem Glastisch klapperte. Sie biss sich auf die Unterlippe und hielt einen Moment den Atem an. Doch er schlief weiter. Tief und fest. Ein wenig erleichterter verließ sie den Raum mit schnellen Schritten wieder. Er schien sie nicht bemerkt zu haben. Sie machte sich nicht die Mühe gar zu versuchen zu apparieren. Er war nicht dumm. Sicher hatte er vorgesorgt und eine magische Grenze errichtet, damit ungewollte Gäste draußen blieben und sie im Umkehrschluss auch drinnen. Sie müsste also weit genug vom Manor wegkommen. Lautlos zog sie Schuhe an ehe sie durch die Tür des Manors in die nächtliche Kälte trat. Sie atmete tief durch, dann begann sie zu rennen. Er dürfte sie auf keinen Fall bemerken. Sie rannte und rannte immer weiter, obwohl es sie unglaublich entkräftete. Es dauerte nicht lange bis sie die Tore bereits vor sich erblicken konnte, welche das Grundstück eingrenzten. Gerade als sie dieses erreichte rief eine ihr nur allzu bekannte Stimme „Überleg es dir gut, Darling. Geh durch dieses Tor und es wird ungemütlich für dich." er war wütend. Es war unüberhörbar. Und ganz offensichtlich war er mehr als hellwach. Seine Augen funkelten nur so, doch sie ließ sich nicht einschüchtern. Sie wollte das Tor öffnen doch es war verschlossen. Auch ein Alohomora änderte daran nichts und Abraxas kam immer näher. Sie rüttelte an den Gitterstäben und wurde ein wenig panisch. Das würde nicht gut ausgehen. Das konnte es gar nicht. Sie drehte sich um und richtete seinen Zauberstab auf ihn.
Der junge Mann begann zu lachen „Oh bitte. Das ist ja erbärmlich. Na los tu es doch! Bring mich um, wo du schon die Chance hast, liebste Lucretia." ihre Finger umklammerten den Zauberstab fester, sodass ihre Knöchel weiss heraustraten. Der blonde kam gelassen einen weiteren Schritt auf sie zu. „Ach warte...du kannst mich gar nicht umbringen, hm? Du brauchst mich. Ich bin Vater deines Kindes. Ich bin der einzige der weiß was du getan hast. Der einzige der für dich da ist, wenn du Nachts ganz bleich und panisch aufschreckst. Wie willst du das sonst deinen süßen Freunden erklären, hm? Du redest im Schlaf, falls du das nicht weißt, Darling. Ich wäre vorsichtig." er lachte kühl. Die junge Frau schluckte schwer. Sie schloss die Augen kurz und setzte an die Worte zu sagen. Sie atmete tief durch. Es war eine jetzt oder nie Entscheidung. Sie könnte hier und jetzt alle retten. Doch statt genau das zutun meinte sie lediglich Stupor Abraxas flog zwei Meter zurück und landete auf dem Rücken, was ihr genug Zeit verschaffte über das Tor zu klettern. Sie landete unsanft auf der anderen Seite. Sie hörte ihn noch nach seinen Leuten rufen, um sie aufzuhalten, doch da war sie bereits appariert. Zum einzigen Ort den sie gerade kannte, der sicher wäre.
Sie fand sich in einer dunklen Bibliothek wieder. Ihr war übel und sie schwankte kurz. Nur wenig später ging bereits das Licht an und ein Zauberstab wurde auf sie gerichtet. Kalte grüne Augen starrten sie an. „So so. Schickt er also seine Frau um mich umzubringen. Interessant." stellte Tom desinteressiert fest. Die junge Frau rang einen Moment nach Luft, aber sah starr in seine Augen, die Hände dabei erhebend. „Ich habe nicht vor irgendjemanden umzubringen, Tom." erwiderte sie kühl. Sie mochte ihn nicht, aber zumindest im Moment waren sie auf der selben Seite, was Abraxas betraf. Er würde sie nicht hier erwarten und sie brachte ihre Freunde nicht in Gefahr. Zudem müsste sie nicht dauerhaft in Monys leere Augen sehen. „Ich brauche einen Ort an dem ich sicher bin und eine Weile bleiben kann". Sagte sie unbeeindruckt. Der junge Mann begann zu lachen und senkte seinen Zauberstab „und da kommst du zu mir? Gib mir einen guten Grund dich nicht zu verraten und einen Deal mit Abraxas auszuhandeln, der mir zugute kommt." Lucretia schüttelte den Kopf und lachte trocken. „Denkst du wirklich er würde das tun? Er will die Macht so sehr wie du. Mehr als du. Sobald er dich sieht, wird er dich töten. Lestrange hat deine Horceuxe gefunden und sie würden sie noch vor deinen Augen vernichten. Ich bin mir sicher, Abraxas weiß wie." einen Augenblick schwieg ihr Gegenüber, als wäre er tatsächlich erstaunt über das gesagte. Sie hatte gut aufgepasst die letzten Monate, die sie gelauscht hatte und offenbar hatte sie genau richtig geraten. Es dauerte bis Tom schließlich meinte „Fein. Bleib. Aber glaub nicht, dass ich dich vor ihm beschütze, sollte er sich trauen hierher zu kommen. Das wird er früher oder später tun. Du bietest eine gelegene Ablenkung für ihn, Lucretia. Das muss ich dir lassen." Es war als würde eine kleine Last von ihr abfallen und ihre Schultern entspannten sich ein wenig. „Schön. Ich kann gut selbst auf mich aufpassen. Wo kann ich schlafen?" wollte sie noch wissen und folgte Tom somit aus der Bibliothek hinaus, die er sorgfältig sicherte. Es war der einzige Raum seines Anwesens in welchen man apparieren konnte. Wenn Abraxas kommen würde, dann auf diesem Weg und das würde er nicht tun, solange er nicht sicher wäre, dass es keine Falle war.

Hidden Scars//Harry Potter FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt