Sie kämmte bedächtig ihr dunkles weiches Haar, das in Wellen über ihre Schultern fiel. Endiras Zettel hatte sie bisher nicht gewagt zu öffnen. Abraxas beobachtete sie zu sehr.
„Komm her." forderte er sie ruhig auf.
„Ich bin noch nicht fertig." erwiderte sie mit Blick in den Spiegel, von welchem aus sie ihn betrachten konnte.
Sie beobachtete wie er sich erhob. Sein Oberkörper war entblößt und trug die definierten Muskeln zur Schau, die sie ab und an zu faszinieren schienen.
Er trug nur eine lange schwarze, lockere Hose aus Stoff zum schlafen. Sie selbst war bereits in das ebenfalls schwarze Seidenkleid gehüllt. Er mochte es, wenn sie es trug. Doch genau genommen entschied sowieso meist er über ihre Garderobe, zumindest zur Nacht.Der Blonde trat zu ihr heran und nahm die Bürste aus ihren zierlichen Händen. Dann begann er ihr Haar zu kämmen.
„Hast du ihr etwas erzählt?" fragte er sanft und dennoch drohend genug um ein Schaudern in ihr zu verursachen.
„Nein. Natürlich nicht, Abraxas." erwiderte sie und sah, durch den durch Gold verzierten Spiegel, in seine Augen.
Er glaubte ihr augenscheinlich, denn er schien sich etwas zu entspannen. Er kämmte sie wortlos etwas weiter ehe er die Bürste beiseite legte und sie an der Taille hochhob. Sie erschrak kurz, doch beruhigte sich schnell. Sie kannte was folgen würde. Trotzdem war es anders, als er sie in das weiche Bett legte. Seine Hände wanderten zärtlich über ihren Körper und er begann ebenso zart Küsse auf ihrem Hals zu verteilen. Sie schloss ihre Augen für den Moment und stellte sich vor es wäre alles normal. Sie vergaß was noch am Vormittag in der Winkelgasse geschehen war. Sie konzentrierte sich nur auf diese federleichten Küsse die ihre Haut bedeckten.
„Ist es in Ordnung, wenn ich.....?" fragte er wohl zum ersten Mal um Erlaubnis.
Sie schlug ihre smaragdgrünen Augen sofort auf und sah kurz einfach in seine.
„Ja.." murmelte sie schwach.
Ein nein würde sowieso nur Ärger, oder schlechte Laune bringen. Außerdem würde sie es ausnutzen, wenn er mal so sanft und zärtlich war.
Es war wohl das erste Mal, dass sie wirklich genoss wie er sie ihres Nachtkleides entledigte und seine starken Hände über ihren Körper wandern ließ.
Es tat ihr nicht weh, wie sonst, als er sich in ihr versenkte und er küsste sie weniger grob, als leidenschaftlich und liebevoll. Man könnte meinen er würde sie wirklich lieben, aber sie wusste genau, dass tat er nicht. Abraxas Malfoy liebte nicht. Ihm ging es im Grunde genommen nur um ein Kind.
Dennoch ignorierte sie die mahnende Stimme in ihrem Kopf.So kam es, dass sie erschöpft in seinen Armen lag, als sie einschlief. Diese Nacht blieb sie traumlos und ruhig.
•••
Am Morgen erwachte sie durch laute Stimmen aus der Eingangshalle. Lucretia zog ihren Morgenmantel rasch über und lief hinaus zum Treppengeländer, von welchem aus sie zur Tür sehen konnte.
Sie erblickte Orion und Abraxas.„Der Lord will, dass du es sofort erledigst." zischte ihr Bruder wütend.
„Das ist zu offensichtlich. Richte ihm aus, ich habe einen Plan."
Orion seufzte schwer und schüttelte den Kopf „Das ist Wahnsinn was ihr tun wollt, Abraxas."
-„Ist es nicht. Ich weiß was ich tue." erwiderte dieser.
„Nun Gestern wurde Giles Grouse festgenommen. Er hat sich gestellt und Leac-" er stoppte abrupt, als er seine Schwester erblickte.
Abraxas folgte seinem Blick und sie sagte leise „Guten Morgen."
Bevor Orion etwas sagen konnte, zischte ihr Mann „Zieh etwas vernünftiges an. Du weißt ich hasse es, wenn du so herumläufst am Morgen."
Noch während sie sich umdrehte verdrehte sie die Augen genervt und murmelte leise „eingebildeter Idiot..."
-„Das habe ich gehört." kam es scharf von unten.
Sie schloss die Schlafzimmertür hinter sich und zog ein dunkelblaues Kleid an, nachdem sie sich etwas gewaschen und zurechtgemacht hatte.
Dann kam sie hinunter und trat in den Salon, wo Orion nun auf einem Sessel platzgenommen hatte.
Abraxas war nicht anwesend und so kam sie direkt zu ihrem Bruder und umarmte ihn fest.„Ich habe dich vermisst. Du hast mich lange nicht besucht...nur bei den Versammlungen warst du" murmelte sie gegen seine Brust.
„Tut mir Leid, Schwesterchen. Walburga ist schwanger und will die ganze Zeit Aufmerksamkeit.." er lächelte sanft.
Walburga war ein Biest. Sie war ihre Cousine zweiten Grades und ihre Familie hatte darauf bestanden, dass Orion und sie heirateten noch während ihrer Zeit in Hogwarts. Sie war fruchtbar anstrengend und die reinste Diva. Schwanger war sie sicher noch schrecklicher. Sie fragte sich sowieso, wie Orion es überhaupt geschafft hatte, ein Kind mit ihr zu zeugen. Sie war nicht hässlich, im Gegenteil, aber sie war kaum intelligenter, als ein altes Stück Brot.
„Glückwunsch..." rang Lucretia es sich also ab.
Ihr Zwilling lächelte nur milde und winkte etwas ab.
„Ach schon in Ordnung...Abraxas meinte du zeigst immer noch keine Anzeichen...?" fragte er vorsichtig.
Lucretia runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf „Nein, aber seit wann interessiert es dich?"
Eine Antwort bekam sie nicht wirklich. Stattdessen ermahnte er sie ernst „Lu, wenn du es durch Zauber verhinderst, bekommt er es irgendwann raus und es wird nicht gut enden. Glaube mir."
Etwas erbost erhob sie sich von der Sessellehne, auf der sie platzgenommen hatte.
„Seit wann bist du bitte auf seiner Seite, Orion?!" fauchte sie schon fast.
Ihr Zwilling schüttelte den Kopf schnell „Ich bin auf gar keiner Seite...es ist nur...ich will, dass es dir gut geht..."
Er hatte ja keine Ahnung. Es ging ihr nicht gut. Ganz und gar nicht. Seit das alles begonnen hatte, wurde es immer schlimmer. Ihre Alpträume trieben sie in den Wahnsinn. Dazu kamen die Schuldgefühle. Abraxas machte das Ganze auch nicht viel besser und nun fing schon ihr eigener Bruder damit an.
„Es geht mir aber nicht gut." sagte sie schneidend kalt und machte ein paar Schritte rückwärts.
„Es geht mir ganz und gar nicht gut, Orion. Weißt du was? Wenn du es jetzt nicht noch schlimmer machen willst, dann geh. Erwarte nicht, dass ich dir immer alles erzähle, wo ihr aufhört zu reden, sobald ich den Raum betrete." fügte sie eisig hinzu.
Ihr Bruder fühlte sich deutlich unwohl und druckste etwas herum „Lu ich...ich...tut mir leid ich sollte mich nicht einmischen." Er erhob sich aus dem Sessel.
„Ich werde gehen." kündigte er an. Als er an ihr vorbeilief hauchte er einen Kuss auf ihre Wange und sie hörte wie er sich draußen bei Abraxas verabschiedete, der ihm entgegengekommen sein musste. Sie lauschte einen Moment lang, aber hörte ihn nicht zu dem Salon kommen. Also zückte sie den Zauberstab und ließ Endiras Botschaft erscheinen, die sie ihr am Vortag in der Winkelgasse zugesteckt hatte.
Sie fand eine Adresse vor. Keine Nachricht oder Botschaft, nur eine Adresse. Sie wusste nicht, wo es war, aber das würde nicht das Problem sein. Eher war es ein Problem Abraxas einige Zeit loszuwerden, ohne sein Misstrauen zu erregen.
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Hidden Scars//Harry Potter FF
FanfictionNachdem Lucretia in ihrem letzten Schuljahr eine Beziehung mit dem arroganten Abraxas Malfoy eingehen musste, ist nun ein Jahr vergangen. Abraxas und Lucretia haben geheiratet, doch der Strudel der Dunkelheit reißt sie mehr und mehr in den Abgrund...