Da war Kälte ...
Er konnte sie spüren, überall … Dann war da der intensive Geruch von Blut, der etwas in ihm erweckte.
Der Hyde kratzte, knurrte, lauerte unter der Oberfläche … und brach hervor.
Angsterfüllte Schreie, Augen, in denen grenzenlose Panik stand. Spritzendes Blut, Eingeweide, die aus den offenen Leibern herausquollen, abgerissene Gliedmaßen ...
Und dann war es vorbei ...Ein krampfender, zitternder, blutüberströmter Körper, er konnte das Laub unter sich spüren, nahm die rothaarige Gestalt wahr, die in wenigen Metern Entfernung neben einem Baum stand und auf ihn hinabblickte. Sie kam näher, legte eine Decke über seinen entblößten Leib ... Dann schwand sein Bewusstsein ins Dunkel.
Schweißgebadet wachte er auf, nicht sicher, wo er sich gerade befand. Mit einer Hand fuhr sich Tyler über die Augen. Nur schwer wurde er die Bilder seines Albtraums los, wahrscheinlich würde er sie nie loswerden, da es nun mal seine Erinnerungen waren. Der Hyde hatte sich seit Laurels Tod beinahe gänzlich zurückgezogen, da war nicht mehr dieses Zerren an seinem Bewusstsein, das Gefühl zu fallen, wenn die Kreatur die Kontrolle über seine Handlungen erlangte, nicht mehr das Gefühl, willenlos zu sein, sobald das Monster die Oberhand hatte. Doch er konnte ihn trotzdem spüren, lauernd unter der Oberfläche, auf eine Gelegenheit wartend, um hervorzukommen.
Er würde sich mit dem Hyde irgendwie arrangieren müssen, er war nun ein Teil von ihm. Dass es ihm so schwerfallen würde, hätte Tyler nicht gedacht, immerhin konnte Wednesday es – aus ihm gänzlich unverständlichen Gründen – auch akzeptieren. Die Nächte der letzten Monate waren für ihn nicht gerade erholsam gewesen, zu viele Gedanken, zu viel Angst, dass der Hyde kam. Zu viele Eindrücke, die er nicht ausblenden konnte. Zu wenig Schlaf.
Es ging ihm besser, seit er auf der Nevermore war. Das grauhäutige Wesen hatte seit langer Zeit nicht mehr Gestalt angenommen, Tyler schaffte es immer wieder, die Kontrolle zu behalten. Irgendwie machte er Fortschritte, was das anging, auch wenn er nicht sagen konnte, dass diese besonders groß waren. Aber es war besser als nichts.
Tyler war Wednesday und ihren Eltern dankbar, dass sie es irgendwie geschafft hatten, dass er auf der Schule für Außenseiter aufgenommen wurde, wo die Hydes doch vor drei Jahrzehnten verbannt worden waren, doch er konnte die missbilligenden Blicke der anderen spüren, wann immer sie ihn sahen, selbst die Lehrer schienen ihm nicht über den Weg zu trauen, machten ihn teilweise für das verantwortlich, was Thornhill getan hatte. Daher war er äußerst froh, ein Einzelzimmer zu haben, auch wenn Tyler vermutete, dass man ihm das vor allem wegen des Hydes gegeben hatte, und da wahrscheinlich niemand ein Zimmer mit ihm hätte teilen wollen. Einzig Wednesday ging normal mit ihm um, und auch Enid hatte ihre Vorbehalte gegen ihn aufgegeben, nachdem sie ein klärendes Gespräch geführt hatten. Wednesday war wahrscheinlich auch die einzige, die ein Zimmer mit ihm geteilt hätte, was aber durch die Geschlechtertrennung natürlich nicht möglich war. Außerdem bezweifelte er auch, dass Enid so erfreut darüber gewesen wäre. Zu Tylers Freude hielt sich Händchen häufig in seiner Nähe auf, wahrscheinlich, um ihm Gesellschaft zu leisten, Wednesday nahm es erstaunlich gut auf, dass ihr Familienmitglied nun meist in seiner Nähe zu finden war.Auch wenn Tyler es nicht zugeben wollte, die offensichtliche Ablehnung, auf die er immerwährend bei seinen Mitschülern stieß, ließ ihn nicht kalt. Die Hydes waren die Ausgestoßenen der Ausgestoßenen, sie wurden als zu gefährlich eingestuft und verbannt. Wednesday befand es als unfair, er hingegen konnte es sogar irgendwo noch verstehen, da er wusste, zu was der Hyde fähig war, weil er sich auch manchmal selbst nicht über den Weg traute. Er konnte nachvollziehen, das es die anderen deshalb auch nicht taten, aber dennoch setzte es ihm zu. Die Schulen für Außenseiter waren die einzige Möglichkeit für Hydes, zu lernen, mit ihren Kräften umzugehen, doch Wednesday war mehr und mehr zu der Erkenntnis gelangt, dass die, die diese Anordnung getroffen hatten, vergessen hatten, dass hinter jedem Hyde ein Mensch steckte, und dass dieser nichts Böses wollte, und unter dem, was er war, litt. Indem man sie verstieß, verschloss man ihnen dahingehend jede Option, vielleicht doch noch in der Zivilisation leben zu können. Er war froh, dass man diese Regelung wenigstens für ihn aufgehoben hatte, auch wenn er dafür mit dem Misstrauen und gelegentlichen Schikanen der anderen leben musste, was er meist zu ignorieren versuchte.
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Der Seele tiefster Schatten
FanfictionFast zwei Jahre lang hatte Tyler keine Kontrolle über sein Leben. Bis Gates stirbt. Ab diesem Zeitpunkt ... gibt es einen Lichtblick. Doch die größte Hürde liegt erst noch vor ihm, denn nun muss er lernen, sich mit dem auseinanderzusetzen, was pass...