Triggerwarnung: Kindesmisshandlung (nicht graphisch); Suizidversuch
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To have somone understand your mind
is a different kind of intimacy.--×--
Das Klappern der Schreibmaschinentastatur war das einzige Geräusch im Zimmer. Wednesdays Augen huschten über die Zeilen, bevor sie ihren Blick abwandte und noch mal in ihr Notizbuch sah, in das sie die Handlungspunkte ihrer Geschichte grob vorskizziert hatte. Enid, die auf ihrem Bett lag und sich TikToks anguckte, riss sie aus ihren Gedanken.„Bianca und ich haben Chappel übrigens bei Pollard angeschwärzt."
Wednesday hielt inne, drehte sich auf ihrem Stuhl zu Enid um. Diese hatte die Kopfhörer in ihren Nacken geschoben und blickte sie erwartungsvoll an. „Tatsächlich?", sagte Wednesday, ehrlich überrascht. Wobei sie von Bianca eigentlich genau das hatte erwarten können. Zurecht, offenbar. Um sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen, schob sie noch hinterher: „Schade, ich hatte vorgehabt, ihn für sein Verhalten mehr leiden zu lassen."
„Was nicht ist, kann ja noch werden", entgegnete die Blonde mit einem Augenzwinkern. „Pollard ist jedenfalls auf unserer Seite. Chappel wird vermutlich erstmal suspendiert."
„Dann muss ich mich mit meiner Racheaktion wohl beeilen", meinte die Schwarzhaarige trocken. Ihr Blick ruhte für ein paar Sekunden auf der Wölfin. „Danke, dass ihr Tyler den Rücken gestärkt habt", sagte sie.
Enid grinste nur. „Wofür sind Freunde sonst da?"
Wednesday drehte sich wieder zu ihrer Schreibmaschine um und schrieb den Satz zu ende. Sie zog das Blatt aus der Maschine und legte es zu den anderen in die Schublade, bevor sie ihr Notizbuch zuklappte und es ebenfalls hineinlegte.
Sie wandte sich wieder zu Enid um. „Ich werde mal zu Tyler gehen", ohne eine Erwiderung zu erwarten, verließ Wednesday das Zimmer.
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Wednesday klopfte an Tylers Zimmertür. Keine Reaktion. Sie drückte die Klinke hinunter, stieß die Tür auf. „Tyler?" Der umgekippte Stuhl war das Erste, was ihr ins Auge sprang. Sie hob den Blick ein wenig. Ihre Augen weiteten sich vor Angst, ihr Atem beschleunigte sich. Sie lief in die Mitte des Raumes, während ihr das Herz aus der Brust zu springen schien. Sie konnte kaum atmen vor Panik, ihre Hände wurden feucht. Wednesday stellte den Stuhl auf, stieg darauf und schnitt mit ihrem Messer das Seil durch. Tyler kam dumpf auf dem Boden auf. Die Schwarzhaarige stieg wieder vom Stuhl und hockte sich neben ihm hin, lockerte die Schlinge um seinen Hals und presste zwei Finger an seine Hauptschlagader. Das gleichmäßige Pochen unter ihrer Haut ließ sie erleichtert aufseufzen. Trotzdem sie wusste, dass er nicht sterben konnte ... sie konnte erst aufatmen, wenn sie sicher gegangen war, dass der Suizidversuch misslungen war. Sie zog ihm das Seil über den Kopf, tastete seinen Hals nach Verletzungen ab. Wednesday fand keine. Kein Genickbruch, keine Quetschungen und Hämatome ... da war nichts, was darauf hindeutete, dass Tyler versucht hatte, sich zu erhängen.
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„Wir müssen darüber reden, Tyler", sagte sie leise. Tyler sah von seinem Buch auf. Sein Körper verspannte sich, die einzige Reaktion seinerseits, von der Wednesday ablesen konnte, dass er genau wusste, worüber sie mit ihm sprechen wollte. Sie saßen in seinem Zimmer auf dem Boden. Es war Freitag und mitten in der Nacht, und da beide nicht schlafen konnten, hatte sich Wednesday in Tylers Zimmer gestohlen. Seitdem lasen sie. Vermutlich war es bereits sogar schon Samstag geworden. Die Stunden vor Sonnenaufgang waren die dunkelsten.
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Der Seele tiefster Schatten
Fiksi PenggemarFast zwei Jahre lang hatte Tyler keine Kontrolle über sein Leben. Bis Gates stirbt. Ab diesem Zeitpunkt ... gibt es einen Lichtblick. Doch die größte Hürde liegt erst noch vor ihm, denn nun muss er lernen, sich mit dem auseinanderzusetzen, was pass...