1. Kapitel

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"Ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist", sage ich zu Kate, die mir mittlerweile nur noch mit einem Augenverdrehen antwortet. Innerhalb von zwei Stunden habe ich diesen Satz mindestens zehn Mal ausgesprochen. Und doch befinden meine Freundin und ich uns jetzt nur noch wenige Meter vom Dark Secret entfernt. Noch habe ich also die Chance zu kneifen und wieder zurück in meine kleine, gemütliche Wohnung zu fahren, anstatt in diesen exklusiven Club zu gehen, in dem es nur um das eine geht – nämlich Sex. Ich könnte mich auf meinen Sessel in eine Decke kuscheln, einen kitschigen Film schauen und eine heiße Schokolade trinken. Und später, wenn ich in meinem Bett liege, könnte ich meine Hand zwischen meine Beine schieben, während ich mir ausmale, was passiert wäre, wenn ich mit Kate in den Club gegangen wäre.

Oder aber ich lasse mich endlich einmal auf ein Abenteuer ein, das nicht nur in meinem Kopf stattfindet.

Als hätte Kate meine Gedankengänge erraten, schlingt sie ihre Finger um meinen Oberarm und packt fest zu.

„Autsch", rufe ich aus und versuche mich aus ihrem Klammergriff zu befreien. Doch in meiner zierlichen Freundin stecken ungeahnte Kräfte und ihr Griff fühlt sich an wie ein Schraubstock, der sich immer fester um meinen Arm drückt.

„Ich warne dich, wenn du dich jetzt wieder drückst", zischt sie mir gefährlich leise zu.

Überrascht sehe ich in ihre verengten Augen.

„Ist ja gut, du kannst mich auch gerne in Handschellen dort reinzerren, wenn du glaubst, dass das nötig ist", erwidere ich sarkastisch.

„Hannah, du weißt ja nicht, was du da sagst", bemerkt sie mit einem breiten Grinsen.

„Ich kann es mir gut vorstellen", sage ich, während sich das mulmige Gefühl in meiner Magengegend noch verstärkt.

Kate hat mir jedoch versprochen, solange ich mich unsicher fühle, nicht von meiner Seite zu weichen.

„Jedenfalls muss du dich nicht zurücknehmen, wenn du auf etwas Lust hast. Was im Dark Secret passiert, bleibt auch dort", versichert sie mir noch einmal.

Ich nicke.

Nur noch wenige Schritte und wir haben den Eingang erreicht. Vor Aufregung bringe ich deshalb vorerst kein Wort mehr über die Lippen.

Wir laufen eine Treppe hinunter und stehen kurz darauf vor einer schwarzen Tür. Es gibt dort kein Schild, auf dem der Name des Clubs zu lesen ist und wenn mich Kate nicht zuvor auf den Kellereingang aufmerksam gemacht hätte, dann wäre mir die Eingangstür des Dark Secret überhaupt nicht aufgefallen, was wohl auch Sinn der Sache ist. Schließlich ist das Etablissement nicht für jedermann geöffnet, sondern nur für sorgsam ausgewählte Mitglieder. Da Kate eines davon ist, darf sie mich als Begleitung mitnehmen, sofern ich am Eingang eine Verschwiegenheitsklausel unterschreibe.

Kate drückt auf einen goldenen Klingelknopf, woraufhin es eine gefühlte Ewigkeit dauert, bis sich die wuchtige, vermutlich schallisolierte Tür vor uns öffnet.

Ein Mann mit kahlrasiertem Schädel, der an die zwei Meter misst und seinen muskulösen Körper in einen Anzug gezwängt hat, baut sich vor uns auf.

Als er meine Freundin erblickt, verwandelt sich seine finstere Miene jedoch sofort in ein freundliches Lächeln.

„Ms. Knightley", begrüßt er Kate. „Schön Sie mal wieder willkommen zu heißen. Wie ich sehe, haben Sie eine Freundin mitgebracht."

Daraufhin lässt er seinen Blick ungeniert meinen Körper auf- und abwandern.

„Die Kleine macht einen guten Eindruck", sagt er schließlich mit einem Nicken an Kate gewandt.

Bitte was? Hat er mich gerade Kleine genannt, nachdem er meinen Körper gründlich abgecheckt hat, als wäre ich eine käufliche Ware. Kopfschüttelnd verschränke ich meine Arme vor der Brust und wäre am liebsten sofort auf dem Absatz umgekehrt. Doch bevor ich reagieren kann, schubst mich Kate bereits über die Türschwelle.

Dark SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt