2. Kapitel

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Da ich entschlossen habe, mich an diesem Abend zu keiner weiteren zögerlichen Antwort mehr hinreißen zu lassen, folge ich Kate, die mich immer noch an der Hand hält, als hätte sie Angst, dass ich jeden Moment fahnenflüchtig werden könnte.

Je weiter wir uns unserem offensichtlichen Bestimmungsort nähern, desto niedriger wird die Decke über uns, die die Form einer Höhle hat.

Als es nicht mehr weitergeht, weist Kate mit der Hand auf eine in die Wand eingelassene Glasscheibe.

Damit ich allerdings sehen kann, was sich dahinter befindet, muss ich mich auf alle viere begeben und die letzten Zentimeter krabbeln.

Gespannt drücke ich meine Nase gegen die Scheibe.

Und was ich dann sehe, lässt meinen Atem stocken.

Ich kann in einen hell erleuchteten Raum blicken, der etwas tiefer gelegen ist, als das Zimmer, in dem ich mich befinde.

Dort sehe ich einen Mann sitzen und vor ihm kniend eine Frau, die seinen beachtlichen und voll erigierten Penis mit einer Hand umgreift. Kurz darauf lässt sie seinen Schaft in ihren Mund gleiten.

Oh mein Gott!

Ich höre mich selbst atmen. Mein Puls hat sich um ein Vielfaches beschleunigt. Und in meinem Unterleib hat sich ein kribbelndes Ziehen ausgebreitet.

Es ist das erste Mal, dass ich anderen beim Sex zusehe. Einerseits finde ich das sehr erregend, doch andererseits habe ich dabei das starke Gefühl, etwas zutiefst Verbotenes zu tun und besser meinen Blick von dem Geschehen abzuwenden. Doch es ist ähnlich, wie wenn man einen Unfall sieht. Ich muss einfach hinsehen, auch wenn ich zugleich eine gewisse Abscheu dabei empfinde.

Ich beobachte, wie die Frau immer wieder ihren Mund über den glänzenden Penis des Mannes gleiten lässt. Die Gesichter der beiden kann ich von meiner Position aus nicht genau sehen. Nur ein wenig von ihrem Profil. Der Mann wirkt kantig, ist groß und gut gebaut. Die Frau hingegen ist sehr zart und ihr langes blondes Haar fällt ihr während der Bewegungen immer wieder ins Gesicht, bis der Typ dieses mit der Hand umgreift, seinen Kopf leicht in den Nacken legt und vermutlich gerade einen Orgasmus hat.

Himmel, das ist jetzt wirklich ein bisschen zu viel für mich. Mein Körper fühlt sich mittlerweile an, als würde ein Feuer in ihm lodern und mein Slip trieft vermutlich bereits. Ich habe niemals damit gerechnet, dass mich so etwas derartig erregen könnte.

„Spannend?", vernehme ich Kates Stimme hinter mir, welche mich augenblicklich wieder ins Hier und Jetzt befördert.

Schnell drehe ich meinen Kopf zu ihr herum und fühle mich ertappt.

Das, was ich gerade erlebt habe, ist ziemlich intim gewesen und ich befürchte keinen Ton herausbringen zu können, weswegen ich schweigend zu meiner Freundin zurückkrieche.

Meine Wangen glühen. Ich bin mir sicher, dass Kate breit grinst, während ich ihren Blick auf mir spüre.

„Darf ich jetzt auch mal?", fragt sie mich und als ich schließlich zu ihr aufsehe, sind ihre Mundwinkel tatsächlich wie mit einem straffen Gummiband in die Höhe gezogen.

„Klar", erwidere ich.

Während Kate sich in den Spannerwinkel verzieht, pocht es immer noch wie verrückt in meinem Unterleib.

Ich höre Kate seufzen.

„Das halt ich hier nicht länger aus, sonst muss ich mich augenblicklich da runter begeben", sagt sie und macht nach nur wenigen Minuten wieder kehrt.

„Und der Typ ist ja wohl der Hammer und ziemlich gut ausgestattet", bemerkte sie.

„Sehen wir uns jetzt die Bar an?", fügt sie kurz darauf hinzu.

„Das ist aber keine Nacktbar, oder?"

„Dort herrscht ausnahmsweise Kleidungspflicht", erwidert Kate lachend. „Es ist ja nicht so, dass es hier ausschließlich um das eine geht. Naja, irgendwie schon, aber das heißt nicht, dass man nicht noch bei einem Gläschen ein gutes Gespräch führen kann."

Ich nicke zustimmend.

Immer noch macht sich der Alkohol in meinem Blut bemerkbar. Ich fühle mich hellwach und doch scheint alles um mich herum unwirklich zu sein, als bewegte ich mich durch meinen eigenen Traum.

Dark SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt