8. Kapitel

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Augenblicklich vibriert die Luft zwischen uns noch mehr als zuvor. Für einen Moment bin ich unfähig etwas zu sagen. Stattdessen beobachte ich gebannt, wie Mr. Landon sich mit der Hand durch sein dichtes, dunkles Haar fährt, wie sich dabei sein Bizeps unter seinem Shirt spannt und wie sich seine Augen verdunkeln. Ich fragte mich, wie es wohl wäre über seine Arme zu streichen, über seine feste und doch samtig wirkende Haut und wie sich seine Muskulatur unter dem dünnen Stoff seines Hemdes unter meinen Fingerspitzen anfühlen würde. Mein Unterleib zieht sich bei diesen Gedanken lustvoll zusammen.

Erschrocken reiße ich meinen Blick von meinem Boss fort.

Ich sollte lieber die Flucht ergreifen, ist das einzig Vernünftige, das mir in den Sinn kommt. Aber ich sitze wie festgetackert auf meinem Barhocker, während ich allmählich unter Mr. Landons Blick zerfließe.

Vorsichtig blicke ich erneut zu ihm hinüber. Doch anders als ich erhofft habe, sind seine Augen immer noch auf mich gerichtet. Sein Blick ist von einer Intensität, dass ich glaube, selbst wenn der Boden neben uns auseinanderklaffen oder eine Reihe von Unterwäschemodels an ihm vorbeistolzierte, er immer noch nur mir seine volle Aufmerksamkeit schenken würde. Kate hat einmal gesagt, dass das Geheimnis eines guten Liebhabers darin bestehe, wie sehr er während des Liebesaktes im Hier und Jetzt sei und sich einzig und allein auf seine Partnerin konzentriere, als habe es nie eine andere Frau für ihn gegeben.

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so begehrt gefühlt habe wie in diesem Moment unter den Augen meines Chefs. Die Dates, die ich hin und wieder habe, haben etwas zu Routiniertes und beinahe schon Mechanisches, um mir das Gefühl zu geben, allein wegen meiner selbst begehrenswert zu sein. Es geht immer nur um ungeschriebene Regel, die bei einem gemeinsamen Abendessen zu beachten sind, die immer gleichen Anekdoten sorgen für die immer gleichen Lacher und am Ende entscheidet ein Kuss, ob es weitergeht oder nicht. Schließlich wird Zeit investiert und die ist bekanntlich zu wertvoll, um sie ohne ein gewisses Ziel oder einen Lohn zu verschwenden. So zumindest kommt es mir oft vor.

Und um was geht es hier? Um Lust, Sinnesfreuden, sich fallen lassen... Ach egal, was interessierte mich das, ich will nur eines und zwar endlich den Mann vor mir berühren, ihn spüren... Scheiße, was passiert gerade mit mir und warum starren Mr. Landon und ich uns die ganze Zeit über stumm an, verlieren uns in unseren Blicken, kommunizieren instinktiv und direkt, ohne ein einziges Wort... Gleich wird er aufstehen oder ich... Nein, das geht nicht, er ist mein Boss, er ist Tabu... Einen schweren Atemzug später, streckt er plötzlich seine Hand nach mir aus, streicht sanft mit den Fingerknöcheln über meinen Handrücken. Ich zittere, während tausend Stromschläge durch meinen Körper jagen. Wie erstarrt, sehe ich auf Mr. Landons kräftige Hand und stelle mir vor, wie er mit dieser über die Seiten meines Oberkörpers fährt, an meiner Taille verweilt, um fester zuzugreifen, mich an sich zu ziehen.

Plötzlich gleite ich, wie von einer höheren Macht geführt, von meinem Barhocker, während die Finger meines Bosses meine Hand umschließen. Als ich mit beiden Beinen auf dem Boden stehe, ergreift mich eine unerwartete Verlegenheit. „Reiß dich zusammen, Hannah Adams", hallt eine tiefe Stimme der Vernunft durch meinen Kopf.

„Ich ... äh ... ich müsste Mal auf die ..."

Mr. Landon unterbricht mich, indem er sich ganz nah vor mich stellt, so dass unsere Körper nur noch Millimeter voneinander entfernt sind. Ich spüre die Wärme, die von ihm ausstrahlt, als wäre ein Heißstrahler auf mich gerichtet. Behutsam kreist sein Daumen über die höhst empfindlich gewordene Haut meines Handrückens. Ein Feuerwerk entlädt sich in mir, ausgelöst durch meine ganz auf die momentanen Sinneseindrücke fixierten Nerven. Ich fühle mich seltsam träge und doch zugleich absolut lebendig.

Als ich Mr. Landons Atem an meiner Halsbeuge wahrnehme, kann ich nicht mehr anders, als meine freie Hand auf seine Brust zu legen, die sich stahlhart und genauso gut unter meinen Fingerkuppen anfühlt, wie ich erwartet habe. Während ich mit den Fingern langsam über seinen trainierten Oberkörper gleite, bekomme ich eine Ahnung von der Kraft und Energie, welche in diesem Mann steckt, mich erregt und in Bewunderung versetzt.

Ohne meine Hand loszulassen, führt mein Chef seine Hände zu meiner Taille, umfasst diese und zieht mich mit einem Ruck zu sich heran. Es ist genau das, was ich in diesen Moment will. Mit meinen mittlerweile wieder freien Händen fahre ich über seinen Rücken, diesen Wahnsinnsrücken und spürte dabei jeden einzelnen Muskelstrang, wobei ich mich noch ein wenig fester gegen ihn drücke. Und dann berühren Mr. Landons Lippen hauchzart meinen Hals, den ich daraufhin willig zur Seite lege, ihn für seinen Mund freigebe und wie flüssig gewordenes Wachs unter dieser Berührung zerschmelze. Der Druck seiner Lippen wird intensiver, ebenso wie der unserer Hände, bis kein Blatt mehr zwischen uns Platz findet. Stürmisch reißt sich Mr. Landon von meinem Hals los, sieht mir für einen unendlichen Moment in die Augen, in denen er nichts als Übereinstimmung sehen muss, bevor sein Mund mit Wucht auf den meinen trifft. Er lässt seine Zunge zunächst verhalten über meine Lippen streichen, bis ich diese leicht öffne. Unsere Zungenspitzen umkreisten einander, bevor er über meinen Gaumen streicht, meinen Mund erkundet und mir dabei ein Stöhnen entlockt. Wenig später beißt er sacht in meine Unterlippe, knabbert vorsichtig an dieser und fährt dann wieder drängender als beim ersten Mal in meinen Mund. Mein Herzschlag explodiert, mein Unterleib kribbelt und bettelte nach einem festeren Körperkontakt. Unser Kuss wird immer drängender, sodass ich taumelnd mit dem oberen Rücken gegen die Theke stoße und ein süßer Schmerz zwischen meine Schulterblätter schießt. Und es macht mir gar nichts aus, als Mr. Landon mich noch kraftvoller gegen das Holz drückt, denn ich will ihm so nahe wie nur möglich sein. Nichts ist in diesem Augenblick beglückender, als seinen harten Körper zu fühlen, wie er diesen gegen den meinen presst und nichts betörender als seinen männlichen, leicht harzigen Körperduft tief zu inhalieren.

An meiner Mitte bemerke ich, wie hart er schon ist. Er will mich und ich will ihn, so unbedingt, dass es fast wehtut.

Als wir atemlos einen kurzen Moment unseren leidenschaftlichen Kuss unterbrechen, stelle ich fest, dass mir leicht schwindelig ist und schwer atmend komme ich endlich wieder zur Besinnung, als wäre ich von einem kurzen Drogenrausch erwacht.

„HALT, HALT, HALT!!!!!", schreit meine innere Stimme. „Denk, doch bitte nur eine Minute darüber nach, was du da gerade tust und was das für deine zukünftige Karriere bedeuten könnte. Du kannst nicht mit deinem Chef schlafen und dann so tun, als wäre nichts passiert. Wenn du jetzt diesen Schritt gehst, dann gibt es kein Zurück mehr. Und außerdem wird er nicht mit dir schlafen, sondern dich ficken wie die Dame vor dir", schleudert mir meine plötzlich wieder eingeschaltete Vernunft gegen den vor Geilheit kurzzeitig ausgeschalteten Kopf.

Fast panisch reiße ich mich aus Mr. Landons Umarmung, beuge mich zu meiner Handtasche hinunter und schnappte sie mir, während mein Boss seine glühend heiße Hand meinen unteren Rücken entlangfahren lässt und in meinem Unterleib schon wieder für ein schweres Gefühl sorgt. Ungeachtet dieser angenehmen Empfindung, drehe ich mich zu ihm um, sehe ihm in die verdunkelten Augen und renne wenige Sekunden später von ihm weg und aus der Bar hinaus.

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