Dark Secret

23. Kapitel

Erleichtert nehme ich Kate wahr, die immer noch am Bartresen steht. Während ich auf sie zugehe, wage ich es nicht, mich umzusehen, um zu prüfen, ob er mir vielleicht gefolgt ist.

Kate lässt mich nicht eine Sekunde aus dem Auge. Auf ihren Lippen liegt ein breites Grinsen. Atemlos bleibe ich vor ihr stehen und weiß nicht, was ich sagen soll. Meine Freundin mustert mich ebenfalls wortlos.

„Okay", sagt sie schließlich langezogen. „Darf ich jetzt fragen, wie es gewesen ist? Obwohl ich auch schon ohne Worte verstehe, dass dieser Mann ein Gott ist."

„Kate", erwidere ich lachend und kopfschüttelnd, woraufhin sie herausfordernd eine Braue hebt.

„Also gut, standhaft bin ich nicht geblieben. Die Gegenwart dieses Mannes hat offensichtlich eine regelrechte Hormonexplosion in mir ausgelöst. So heftig habe ich das bisher noch nie gehabt. Jetzt ist es also passiert und ich bin vollkommen verwirrt und kann das alles gerade noch nicht richtig einordnen und fassen. War es womöglich ein riesengroßer Fehler?"

„Du bereust es?"

„Nein und ja. Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Es fühlt sich so seltsam an wie etwas Halbfertiges. Ich kann das schlecht in Worte fassen. Es war körperlich sehr befriedigend, aber ... Vielleicht liegt meine Verwirrung auch nur daran, dass ich mich das erste Mal auf unverbindlichen Sex eingelassen habe."

„Dir fehlt also etwas?"

„Ich kann das nicht genau sagen. Momentan bin ich dafür vermutlich zu verwirrt und aufgewühlt."

Mit einem Mal sieht Kate mich überraschend ernst an.

„Ich kenne das und ich bin im Gegensatz zu dir erfahrener und vor allem auch sehr offen, wenn es um unverfänglichen Sex geht. Aber es gibt da diese Sex-Partner, die etwas in dir bewegen über das Körperliche hinaus. Eine Verbindung ist natürlich immer gegeben. Ein Reiz, die der andere in einem auslöst. Aber bei manchen ist da etwas Tiefergehendes, das ziemlich emotional sein kann. Möglicherweise hast du das Gefühl etwas mit ihm aushandeln zu müssen. Wenn das der Fall sein sollte, dann sprich mit ihm. Ich denke, das ist wichtig."

„Klingt kompliziert."

„Eigentlich gar nicht, finde ich. Vielleicht hat er dich auf irgendeine Weise einfach nur emotional berührt."

„Obwohl ich ihn als sehr rational, beherrscht und überlegt einschätze."

„Vielleicht ist es ja genau das."

„Das Gefühl, dass er etwas hinter dieser glatten Oberfläche verbirgt", sinniere ich.

Kate zuckt mit den Schultern.

„Jetzt im Nachhinein fühlt es sich an, als hätte ich mich ihm gegenüber mehr geöffnet, als er sich mir. Möglicherweise ist es das, was mich jetzt nachdenklich stimmt. Körperlich hat er mir jedenfalls neue Stufen der Lust entlockt. Ich denke in dieser Hinsicht ist er ein Meister seines Faches. Und ich habe wahrscheinlich nur einen Vorgeschmack erhalten."

„Klingt, als wärst du einer Fortsetzung gegenüber nicht abgeneigt", erwidert Kate lachend.

„Keine Ahnung, ob ich ihm zukünftig besser widerstehen kann."

„Das halte ich für sehr fraglich", bemerkt Kate mit einem Zwinkern.

Zum ersten Mal wage ich es, mich in der Bar umzusehen. Mit dem Blick scanne ich jeden Winkel des Raumes ab, um zu prüfen, ob er sich hier befindet. Ich kann ihn jedoch nirgendwo erblicken. Dabei bin ich weder enttäuscht noch erleichtert. Erst als Kate und ich uns eine viertel Stunde später mit dem Taxi nach Hause fahren lassen, muss ich permanent an ihn denken und stelle mir vor, wie es wäre, wenn er jetzt neben mir sitzen würde und wie sich seine Nähe und seine Berührungen anfühlten. In meinem Bauch spüre ich bei diesen Vorstellungen ein aufregendes, warmes Kribbeln. Kate will ich davon lieber erst mal nichts sagen. Ich weiß, dass meine Einbildungskraft sehr stark sein kann und ich Dylan Landon eigentlich überhaupt nicht kenne. Immerhin weiß ich jetzt aber, wie es sich anfühlt, wenn er in mir ist.