31. Kapitel

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Und dann schweigt er wieder, während er mich mit einem leichten Grinsen auf den Lippen mit seinem Blick durchdringt. Zeit und Raum verlieren sich, so sehr bin ich in diesem Moment, in seinem Blick. Ich schlucke und bringe mich wieder zurück in die Realität, in der mein Boss als Personifizierte Verführung vor mir steht, von der ich mich heute fernhalten wollte. Aber kann ich das auch? Und will ich das?

„Wir können uns auch später noch unterhalten, oder?", bemerkt Barron.

Erschrocken halte ich inne.

„Später?"

„Danach", sagt er völlig ungerührt. Dann beugt er sich zu mir vor. „Nachdem ich in dir gewesen bin", fährt er leise fort.

Augenblicklich pulsiert meine Mitte noch ein wenig mehr, als ohnehin bereits. Und das alles aufgrund seiner direkten Worte? Das darf doch alles nicht wahr sein.

„Ich wusste doch, dass du dich jetzt empört zeigen musstest", bemerkt Barron, nachdem ich ihn vermutlich ziemlich streng angesehen habe.

„Sehr witzig. Macht dir das gerade Spaß?"

„Ja."

„Ich habe den Eindruck, dass wir uns überhaupt nicht vernünftig unterhalten könnten. Es geht wirklich nur um Sex. Und das finde ich ...seltsam."

„Willst du mehr Dirty Talk?", erkundigt er sich und wirkt dabei immer noch leicht belustigt.

„Du weißt genau was ich will."

„Romantik?"

Ich stöhne. „Ach, vergiss es."

Er seufzt und hält mir kurz darauf seine Handfläche entgegen. „Dann komm", sagt er.

„Wohin?"

„Vertraust du mir?"

„Nein."

„Aber du hast Sex mit mir."

Tief in meinem Inneren vertraue ich ihm sehr wohl. Ich nicke deshalb nach einigem Zögern. Anschließend lege ich meine Hand in seine Handfläche. Er schließt seine Hand um die meine und augenblicklich durchströmt mich ein Gefühl von Sicherheit, das direkt von ihm auszugehen scheint.

Wir laufen durch den Raum, ohne dass er mich dabei loslässt. Ich blicke mich nach Kate um, kann sie aber nicht sehen. Wenig später stehen wir vor dem Club. Mein Herzschlag hat sich erneut beschleunigt, weil dieser Abend eine überraschende Wendung nimmt und ich keine Ahnung habe, was mich jetzt erwartet. Jedenfalls geht es jetzt erst mal nicht um Sex. Will er meinem Wunsch folgen, sich mit mir zu unterhalten? Mein Hals wird beim Gedanken über mögliche Gesprächsthemen ganz trocken. Ich verstehe nicht, warum ich derart aufgeregt in seiner Gegenwart bin. Immerhin habe ich normalerweise keine allzu großen Schwierigkeiten, mit jemanden ein Gespräch irgendwie am Laufen zu halten. Nur bei ihm erstarre ich regelrecht.

Er hält immer noch meine Hand. Die seine fühlt sich angenehm warm an und sobald ich mich wieder auf diese Verbindung zwischen uns konzentriere, werde ich schlagartig ruhiger.

„Immer noch so nervös?", fragt er grinsend.

Ich entreiße meine Hand der seinen. „Ja. Und ist mir das zu verdenken? Stell dir vor, dass es Menschen gibt, die nicht so abgebrüht sind wie du und die es nervös macht, nachdem sie mit ihrem Boss Sex gehabt haben."

„Fühlst du dich nach dem Sex nicht entspannt?"

„Barron, du weißt, was ich meine. Verdammt!"

Er lacht und deutet mit der Hand in Richtung eines in der nähe gelegenen Parkplatzes. Grummelnd folge ich ihm. Wunderbar, dass ich mich so leicht von ihm provozieren lasse und es ihm Freude bereitet.

Als wir sein Auto erreichen, eine Mercedes C-Klasse, öffnet er mir ganz Gentleman-like die Tür. Für einen winzigen Moment zögere ich, bevor ich einsteige.

„Ok, wohin willst du mich jetzt entführen?", erkundige ich mich, nachdem er den Motor gestartet hat.

„Oh, ich wollte dich nach Hause fahren, nachdem du mir mitgeteilt hast, dass du heute keinen Sex willst."

Ich schnappe nach Luft und bringe zunächst kein Wort heraus. Jetzt weiß ich also, was er wirklich von mir will. Einzig und ausschließlich Sex. Und warum bin ich so schockiert darüber? Ich habe das doch insgeheim schon die ganze Zeit über geahnt. Ich hätte niemals mehr erwarten dürfen. Das war so dumm von mir. Erst in diesem Moment wird mir bewusst, dass ich sehr wohl auf mehr gehofft habe. Ansonsten würde ich jetzt nicht diesen zentnerschweren Stein in meiner Magengrube spüren.

Neben mir höre ich Barron lachen. Gott, was für ein Arsch!

„Nein, ich werde dich natürlich nicht jetzt schon nach Hause fahren, Hannah. Du wünscht dir doch, dass wir miteinander reden."

Ich schwanke zwischen Wut und Erleichterung.

„Ehrlich, ich weiß nicht, ob ich dazu jetzt noch Lust habe."

„Sorry, aber ich neige dazu, beim Flirten zu provozieren."

„Flirten? Dass du mit mir flirtest ist mir total entgangen", erwidere ich bewusst ironisch.

„Vielleicht, weil du so nervös bist?"

„Idiot."

Barron lacht und ich habe gerade ernsthaft den obersten Chef und meinen Arbeitgeber als Idiot bezeichnet. Dabei hat er mit seiner Vermutung womöglich gar nicht so unrecht. Ich bin gerade tatsächlich zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um kleine Subtilitäten von Barron richtig zu deuten. Darauf wollte er vermutlich die ganze Zeit über hinaus. Und trotzdem ist er ein Idiot. Ein verdammt attraktiver und sehr interessanter Idiot. Er überrascht mich immer wieder.

Dark SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt