15. Kapitel

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Harry POV:

Ich hatte nie ein Problem mit meiner Sexualität gehabt und meine Familie war diesem Thema gegenüber sehr offen, weshalb es mich ziemlich aus der Fassung brachte, wie Louis' Vater über Schwule dachte. Für mich ergab es einfach keinen Sinn, dass Liebe falsch sein konnte. Ich hatte Louis das auch gesagt und er hatte eine meiner Haarsträhnen um seinen Finger gewickelt, mich verliebt angeguckt und zustimmend gesummt. Die Meinung seines Vaters besorgte ihn nicht wirklich, er hatte nur Angst, dass er einen von uns verletzen würde. Es schien so, als wäre Louis sein Vater nicht einmal ansatzweise wichtig.

"Harry", begann Louis mit einem zarten Lächeln auf den Lippen und fuhr mit seinen warmen Händen vorsichtig unter mein T-Shirt. "Wollen wir zum See gehen?"-"Darfst du Alkohol trinken?", stellte ich die Gegenfrage und Louis lachte leise. "Was war das bitte für eine Antwort? Und, ja. Also, ich weiß es nicht, aber ich mache es einfach", grinste er und gab mir einen kurzen Kuss. "Okay, dann lass uns an den See fahren und Alkohol trinken und Leute beobachten und uns auf eine Wiese legen, um zu kuscheln." Er lachte erneut leise, doch nickte schließlich. "Okay, Harry", stimmte er zu, bevor er noch hinzufügte, "Ich liebe dich."

Wie ausgemacht lagen wir eine Stunde später auf der Wiese am See, zwischen einigen anderen Leuten, tranken Bier und lachten über ein junges Pärchen, das hemmungslos übereinander hergefallen war und den anderen Anwesenden einen halben Porno bietete. Lachend begann ich mich auf Louis zu stürzen, nur um ihn mit der selben Hingabe zu küssen, wie es die beiden Fremden taten. Mein Freund begann unter mir zu kichern und versuchte sich vor meiner Kussattacke zu schützen, indem er seinen Kopf wegdrehte. "Hilfe, Hilfe! Vergewaltigung!", lachte er, bevor er mich von sich stieß. Grinsend nahm ich sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn zärtlich.

Louis seufzte zufrieden, während sich seine Hände um meine Taille schlungen. Er schmeckte nach Bier und Louis und so viel Liebe, dass mir ganz schummrig im Kopf wurde. Als ich von ihm abließ, glitzerten seine Augen.

"Du machst mich so glücklich", flüsterte er mit roten Wangen und mein Herz schlug etwas schneller beim Klang seiner engelsgleichen Stimme. Ich wusste, dass es ihm oft schwer viel so über seine Gefühle und Gedanken zu sprechen, vor allem aus dem Grund, dass er nie jemanden gehabt hatte, den es wirklich interessierte. Lächelnd fuhr ich ihm über die Wange und küsste seine Nase. "Du mich auch, Lou-Boo."

"Lou-Boo? Das wird ja immer schlimmer...", meinte Louis mit gerunzelter Stirn und begann Würggeräusche nachzumachen. "Ich weiß, dass du es liebst, Bärchen." Louis sah nun ernsthaft verstört aus, während er mich fragte, was den an seinem normalen Namen so schlimm war, dass ich ihn ständig ändern wollte. "Zu langweilig und normal", war meine Antwort und er rollte mit den Augen.

~

"Trägst du mich in's Wasser?", fragte mich Louis, als wäre es das normalste, was ein Querschnittsgelähmter fragen konnte. "Du kannst schwimmen?" Es war nicht so, dass Louis keine muskulösen Arme hatte, aber konnte er sich wirklich nur mit ihrer Hilfe über Wasser halten? "Nein, kann ich nicht. Deshalb sollst du mich ja tragen, du Dummkopf." Oh.

Also zog ich uns beide, bis auf Boxershorts aus und tat so, als würde ich Louis' beständigen Blick auf mir nicht bemerken. Dann stand ich auf, hob meinen Freund hoch und lief zum See. "Lass nicht meinen Hals los, Lou", warnte ich und lief in das kühle Wasser. Er nickte und presste sich ein wenig enger an mich.

Als ich etwa bis zur Hüfte im Wasser stand, ließ ich Louis vorsichtig hinunter und umarmte ihn fest, damit er aufrecht stehen blieb. Er hielt sich weiterhin an meinem Nacken fest, während er sich an mich lehnte. "Schön hast du's hier oben", stellte Louis grinsend fest und ich drückte ihn noch etwas fester. Sein komplettes Gewicht lag noch immer in meinen Armen, doch das Wasser erleichterte es um einiges und so stand Louis mir quasi das erste Mal gegenüber. "Mhm", stimmte ich leise zu, bevor ich meine Lippen auf seine presste.

Wir blieben noch einige Minuten im Wasser, doch irgendwann wurde es uns dann doch zu kalt und ich trug Louis zurück, wickelte ihn in ein Handtuch ein und griff dann nach einem eigenen.

Eineinhalb Stunden später lagen wir erneut auf der Wiese, diesmal jedoch von Handtüchern umgeben und mit jeweils fünf Bieren mehr intus. Louis wurde immer anhänglicher, je mehr er trank und auch ich bemerkte, dass ich nicht wirklich viel Alkohol vertrag. Ich lachte über die dümmsten Sachen, wie die Tatsache, dass eine alte Frau mit Rollator ständig über kleine Grashügel fuhr, anstatt sie zu umgehen oder dass ein Hund einen fremden Jungen ansprang und dieser daraufhin sein Buch fallen ließ. Doch wenigstens war ich nicht alleine, denn Louis ging es nicht anders.

"Harryyyyyy", flüsterte er auf einmal leise in mein Ohr und wartete darauf, dass ich nickte, bis er fortfuhr. "Ich frage dich jetzt 'was und du antwortest, okay?" Ich nickte erneut und er hickste leise, bevor er wieder seine Stimme erhob. "Findest du, dass ich schön bin?", fragte er so leise, dass ich ihn kaum verstand. "Nicht lachen!", schob er noch schnell hinterher und sah mich aus großen Augen an.

"Lou-Bärchen! Natürlich bist du schön! Du bist schöner als Mond und Sonne zusammen." Ich war mir sicher, dass ich gerade etwas sehr romantisches gesagt hatte, doch Louis schob nur traurig seine Unterlippe nach vorne. "Mond und Sonne sind gar nicht so schön", meinte er leise und ich begann erneut zu überlegen.

"Dann bist du schöner als... Liam Hemsworth." Der Schauspieler war schon immer der Mann meiner Träume gewesen -neben Louis natürlich-, aber dieser schaute noch immer nicht besonders überzeugt aus.

"Und als... Blumen! Und Jesus!" Louis begann laut zu lachen. "Du weiß doch gar nicht, wie Jesus aussieht, du dummes Brot!" Verdammt, er hatte Recht. "Aber ich bin mir sicher, dass er nicht so schön ist wie du", sagte ich schließlich und er kicherte leise. "Danke, Hazzy!" Ich lachte über den Spitznamen und zog Louis näher an mich.

"Iiiich liiiiebe diiiiich!", sang ich fröhlich in sein Ohr und begann an seinem Ohrläppchen zu knabbern. "Ih, Hazzy, lass mein Ohr!", schimpfte Louis und wischte sich schnell meine Spucke weg. Lachend leckte ich über seine Wange, verteilte extra nasse Küsse auf seinen Brustkorb und ließ Louis' halbherzige Schläge über mich ergehen.

Das Ganze führte dazu, dass ich Louis kitzelte, er gleichzeitig lachte und weinte und ich mich letztendlich mit hunderten von Küssen in seinem Gesicht bei ihm entschuldigte. "Dir sei verziehen, oh holder Harold von Lockenhausen!", rief Louis mit enthusiastischer Stimme und zog an meinen noch immer feuchten Haaren. Glücklich bedankte ich mich, als auf einmal Schritte hinter uns zu hören waren.

Es kümmerte mich nicht wirklich, bis Louis sich zu der Person umdrehte, seine Augen groß wurden und jemand mit tiefer, hasserfüllter Stimme zu reden begann.

"Ich hatte es dir verboten, Louis. Ich hatte dir verboten, schwul zu sein."

Ich bremse auch für Fußgänger | LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt